Seit dem Amtsantritt von Präsident Moon Jae-in arbeitet der Staat Südkorea daran, im Strom- und Wärmesektor autark zu werden und den Anteil erneuerbarer Energien deutlich zu erhöhen. Kürzlich wurde ein Green New Deal angekündigt, um bis 2050 CO2-neutral zu werden. Südkorea ist damit laut Weltec das erste Land in Ostasien, das einen feste Zeitrahmen im Kampf gegen den Klimawandel festgelegt hat. Erste Anstrengungen wurden bereits 2017 mit dem „Erneuerbare Energien Umsetzungsplan 2030″ unternommen, bei dem Biogas eine Schlüsselrolle erhalten habe. Dennoch habe sich der Biogasmarkt bislang noch nicht wie gewünscht etablieren können. Die Ursache liege in den unausgereiften Technologien mancher Anbieter, sodass der Vergärungsprozess von Biomasse zu Biogas oftmals ineffizient sei.
Mit dem Zuschlag für Weltec Biopower für das Projekt in Gyeonggi-do soll sich dies ändern. Der deutsche Biogasspezialist hat 2012 und 2016 bereits zwei Biogasanlagen in Südkorea geplant und gebaut, die auf der Vergärung organischer Reststoffe basieren. Außerdem sind beide Anlagen laut Anbieter exakt auf die Rahmenbedingungen zugeschnitten und verzeichnen demnach eine hohe Anlagenverfügbarkeit und gute Rentabilität.
Speziell in der Anlage in Gyeonggi-do komme es entscheidend auf diese Erfahrung im Abfallsektor an. Denn die zwei Bioreaktoren würden täglich mit mehr als 250 Tonnen Lebensmittelresten befüllt werden. „Dafür haben wir die beiden 6.200 und 2.700 Kubikmeter großen Fermenter der neuen Generation aus hochwertigen Duplexstahl speziell an die Standortbedingungen angepasst“, sagt der verantwortliche Vertriebsmanager Vladimir Bogatov. Zum Beispiel mit einem speziellen Format: „Weil auf dem knapp bemessenen Grundstück wenig Platz zur Verfügung steht, fallen die Behälter mit 8,80 Meter extra hoch und sehr schlank aus“, erzählt Bogatov.
Auch die übrigen Komponenten sind individuell gestaltet: So sind die Rohstoffe bei ihrer Anlieferung bereits aufbereitet und gelangen als fertiger Flüssigmix an die Anlage. „Die Vorlager werden wir für deren effiziente Vorverarbeitung einer speziellen Rühr- und Pumptechnik ausstatten“, sagt Bogatov. Das CO2-neutrale Biogas wird in Gasboilern mit einer thermischen Leistung von sieben Megawatt zu Wärme umgewandelt. Bogatov weiter: „Unsere selbst entwickelte Steuerung Lomos auf SPS-Basis wird dafür sorgen, dass die Substrate automatisch vom Vorlager in die Fermenter gepumpt werden, damit letztlich die unterbrechungsfreie Versorgung mit Wärme gewährleistet ist.“ Der nachhaltige Kreislauf schließe sich durch die Aufbereitung der Gärreste in einer Klärstufe. Der verbliebene Feststoff wird anschließend kompostiert.
Absicht des Projekts ist die effiziente Umwandlung des universellen einsetzbaren Biogases in Wärme. In Südkorea wird die Nutzung grüner und nachhaltiger Wärme gesetzlich unterstützt. So könnte der klimafreundliche Energieträger aus technisch ausgereiften Biogasanlagen schon bald seine Potenziale vermehrt entfalten.