Studie: Bewusstseinswandel durch Corona-Krise?

In der Corona-Pandemie wächst bei vielen Menschen in Europa die Erkenntnis, dass die Welt verantwortungsvoller mit Ressourcen umgehen muss.
Foto: Grace Winter; pixelio.de

Laut einer repräsentativen Studie setzen sie das im eigenen Alltag aber bisher nur bedingt um – vor allem in Deutschland: Nahezu zwei Drittel (63 Prozent) der Befragten gaben an, ihr Konsumverhalten in der Corona-Krise nicht verändert zu haben und dies auch nicht zu planen. Zum Vergleich: In Frankreich und Norwegen lehnte jeweils die Hälfte der Befragten Änderungen im Konsumverhalten ab. In Großbritannien waren es dagegen nur 36 Prozent.

Das Umfrageinstitut Kantar hatte für die „ReThink-Studie“ im Auftrag von Tomra insgesamt rund 4000 Menschen in Deutschland, Frankreich, Norwegen und Großbritannien zu ihrem Konsum- und Einkaufsverhalten seit der Corona-Pandemie befragt, jeweils rund 1000 Menschen pro Land.

Demnach sind es in Deutschland die jüngeren Menschen zwischen 18 und 29 Jahren, die sich noch am ehesten in Verzicht üben: In dieser Altersgruppe gab immerhin ein Drittel (34 Prozent) an, sein Konsumverhalten verändert zu haben. In der Gruppe der Menschen ab 60 Jahren waren es lediglich 18 Prozent. Über alle befragten Altersgruppen hinweg gaben jene Befragten in Deutschland, die sich einschränken, an, dies vor allem in den Bereichen Bekleidung (61 Prozent), Gastronomie (58 Prozent) und Reisen (54 Prozent) zu tun.

Die Zurückhaltung in den genannten Bereichen lasse sich nur teilweise mit dem zwischenzeitlich heruntergefahrenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben infolge der Corona-Pandemie erklären, glaubt Volker Rehrmann, bei Tomra für das Segment Circular Economy verantwortlich. „Insgesamt steigt das Bewusstsein in der Bevölkerung für globale wirtschaftliche Zusammenhänge und einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen“, sagt Rehrmann. „Wenn es darum geht, im Alltag nachhaltiger zu leben, klafft aber oft noch eine Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit.“ Zudem sei noch mehr Aufklärung notwendig, was bereits kleine Schritte Großes bewirken können. Zum Beispiel Plastik und Kartonverpackungen vor dem Wegschmeißen voneinander zu trennen, bevor sie in den Gelben Sack kommen.

In diesem Zusammenhang hat Tomra jüngst die „ReSociety“ ins Leben gerufen. Die Initiative und Plattform soll Wissen und Ideen von Unternehmen, Politik und Verbrauchern zusammenbringen – mit dem gemeinsamen Ziel, die Welt für eine nachhaltigere Zukunft komplett neu zu denken. Die ReThink-Studie soll künftig im Abstand von zwei Jahren Trends und Entwicklungen auf dem Weg zur „circular economy“ untersuchen – einer globalen Kreislaufwirtschaft, die den Begriff Wachstum neu definiert, indem sie einen Fokus auf positive gesellschaftliche und ökologische Entwicklungen legt.

Der Studie zufolge findet die große Mehrheit der Befragten aller Länder (85 Prozent) zwar, dass es an der Zeit ist, beispielsweise den Umgang mit Einweg-Verpackungen zu überdenken. Tatsächlich meiden drei von vier Deutschen (75 Prozent) nach eigener Aussage bereits Plastik, etwa beim Einkauf. Gleichzeitig ist fast die Hälfte der Befragten hierzulande (47 Prozent) nicht bereit, mehr Geld zu bezahlen, damit die Waren nachhaltiger produziert bzw. verpackt werden können. In Frankreich lehnen 50 Prozent der Befragten Mehrausgaben ab, in Großbritannien 49 Prozent, in Norwegen 45 Prozent. Auch hier gilt über alle Länder hinweg: Je älter die befragte Altersgruppe, desto kleiner die Bereitschaft, umzudenken – erst ab 60 Jahren aufwärts nimmt sie wieder zu.

Da das Verbraucherverhalten sich nur zögerlich ändert und eine wachsende Weltbevölkerung auch künftig gewaltige Mengen an Ressourcen verbrauchen wird, gewinnt das Szenario einer globalen Kreislaufwirtschaft an Bedeutung, insbesondere bei Kunststoffen. Tomra hat angekündigt, bis zum Jahr 2030 40 Prozent der weltweit von Endverbrauchern verwendeten Kunststoffverpackungen zu sammeln und zu recyceln. Derzeit werden weltweit nur 14 Prozent für Recyclingzwecke erfasst – und der Großteil davon wird nicht für den gleichen Zweck wiederverwendet, sondern muss in eine niedrigere Qualitätskategorie eingestuft werden.

Das enorme Potenzial sehen offenbar auch die Teilnehmer der Studie in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Norwegen: Eine überwältigende Mehrheit von 94 Prozent der Befragten war sich über alle Länder hinweg einig, dass das Thema Recycling künftig wichtiger wird, zumindest aber nicht an Bedeutung verliert.

Eine moderne Recycling-Infrastruktur könne dabei helfen, dass das keine Theorie bleibt – weil sie Verbraucher motiviere, sich aktiv an diesem Kreislauf zu beteiligen, sagt Tomra-Manager Rehrmann. „Ein bewusster Konsum bei gleichzeitig hoher Recyclingquote – diese beiden Faktoren können gemeinsam einen enormen Beitrag zu der Ressourcenrevolution leisten, die wir für eine nachhaltige Zukunft brauchen.“

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