Die wichtigsten Industriemetalle verteuerten sich im Monatsverlauf. Zu größeren Erholungen kam es vor allem bei Kupfer und Nickel. Eine leicht anziehende höhere Nachfrage wirkt hier stabilisierend. Den stärksten Einfluss auf die Weltrohstoffpreise hatten die festeren Rohölpreise infolge der durchgeführten Förderkürzungen.
Unter Einbeziehung der Auswirkungen des Shutdowns im Zuge der Covid-19-Pandemie rechnet man für 2020 im Jahresdurchschnitt mit einem um rund 10% absinkenden Rohölbedarf auf nur noch 90,6 mbd (= million barrel per day). Der Rückgang betrifft alle wichtigen Regionen inklusive China. Da die Nicht-OPEC-Länder jedoch ihre Förderung nur um 3,2 mbd absenken (den Großteil steuert die geringere Förderung der USA bei), reduziert die OPEC ihre Rohölausbringung auf lediglich noch 28,8 mbd. Davon entfallen 5,2 mbd auf NGL-Sorten (= Natural Gas Liquids).
Ein Großteil der notwendigen Kürzungen ist bereits umgesetzt, wobei Saudi-Arabien und die VAE (Vereinigte Arabische Emirate) das Gros übernahmen. Damit gelang es, den Rohölpreis deutlich anzuheben. Allerdings hat die OPEC momentan auch kein Interesse an einer zu starken Erhöhung: Ein Preis über 50 US-$ je Barrel macht Fracking in den USA wieder attraktiver. Die IKB sieht den Rohölpreis bis Ende September 2020 in einem Band von +8 US-$ um die Marke von 43 US-$ je Barrel Brent. Auch die Erdgasversorgung in Europa ist weiterhin sehr gut. Infolge der teilweisen Ölpreisbindung ist der Gaspreis im April kräftig gefallen, im Zuge der wieder festeren Rohölnotierungen sollte es jedoch zu einem leichten Anstieg des Grenzübergangspreises für Erdgas kommen.
Stahlpreise
Die Weltrohstahlproduktion brach infolge Produktionsunterbrechungen bis Ende Mai 2020 um 5% ein, China legte jedoch zu (+1,9 %). Für 2020 sieht die IKB einen Rückgang von insgesamt gut 3 %. Für Deutschland erwartet sie eine Tonnage von unter 40 Millionen Tonnen. Die Preise für Warmbreitband sind im Juni 2020 um 7%, diejenigen für Verzinkte Bleche um 3% gefallen, Walzdraht verbilligte sich um 1,8%. Es zeigte sich der erste Importdruck nach Kontinentaleuropa. Bei um rd. 11 US-$/t abziehenden Erzpreisen gaben die Schrottpreise um 2,50 bis 5 €/t nach, der Margendruck hält weiter an. Bis Ende August erwartet die IKB einen weiteren leichte Rückgang, danach sei eine leichte Erholung möglich.
Aluminiumpreise
Bis Ende Mai 2020 stieg die Primäraluminiumproduktion um 1,4%. Bei den Lagerbeständen erfolgte im Juni an der LME ein Anstieg auf 1,64 Mio. t, während sie an der SHFE auf 0,24 Mio. t sanken. Somit gleichen sich diese gegenläufigen Entwicklungen weitgehend aus. Die investive Nachfrage brach um gut ein Drittel auf den niedrigsten Wert seit Ende 2019 ein. Die Aluminiumpreise erholten sich im Juni etwas, die Alumini- um Alloy tendierte seitwärts. Bis Ende Q3 2020 erwartet die IKB eine Preisbewegung für Primär-aluminium um die Marke von rd. 1.650 US-$ je t in einem Band von +200 US-$ je t. Der Preis für die Aluminium Alloy liegt bis zu 400 US-$ darunter. Gegen Jahresende 2020 sieht die IKB höhere Notierungen.
Kupferpreise
Während die Kupferminenproduktion leicht zulegte (+0,5%), stagnierte die Raffinadeproduktion bis Ende Q1 2020. Da der Verbrauch (-2,5%) sank, wies der Markt ein Überangebot auf. Im Verlauf des Jahres 2020 erwartet die IKB jedoch einen anziehenden Bedarf, vor allem aufgrund einer höheren Nachfrage aus der Automobilindustrie, der ITK-Branche sowie der Energietechnik. Der Tiefpunkt der Nachfrage dürfte im Mai erreicht worden sein. Im Gesamtjahr 2020 wird der Markt aber ein leichtes Defizit ausweisen. Aktuell sinken die Lagerbestände an der Börse in Shanghai kräftig, diejenigen an der LME sind leicht rückläufig. Die investive Nachfrage zog kräftig an: Die Anzahl der Handelskontrakte stieg um gut die Hälfte. Bis Ende September erwartet die IKB eine Bewegung um die Marke von 6.000 US-$/t in einem Band von 750 US-$.