Gerade im Bereich Kunststoffverpackungen besteht ein großes Potential zur Steigerung des Rezyklateinsatzes, der zurzeit nur bei etwa 9% liegt.
Die Verbände Arbeitsgemeinschaft Verpackung + Umwelt und IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen legen nun ein Diskussionspapier vor, um die Debatte um den besten Weg zum Ziel eines höheren Reyklateinsatzes in Kunststoffverpackungen zu vertiefen und zu beschleunigen. „Der Markt für Kunststoffrezyklate funktioniert aktuell nur eingeschränkt. Damit die deutsche Industrie nicht den Anschluss an die Fortentwicklung der Kreislaufwirtschaft mit ihren vielfältigen Chancen verliert, muss die Politik nun die entscheidenden Impulse setzen“, so Carl Dominik Klepper, Vorsitzender der AGVU.
Im Zentrum des Papiers stehen sechs Grundsätze einer wirkungsvollen und marktkonformen Regulierung. Dazu gehört etwa die Notwendigkeit, signifikant zu Einsparung von Ressourcen und klimaschädlichen Gasen beizutragen. Auf Basis dieser Grundsätze werden u.a. sogenannte Quotenmodelle diskutiert: Hier wird gesetzlich festgelegt, dass entweder ein bestimmter Prozentsatz ausgewählter Kunststoffprodukte aus Rezyklat bestehen muss (produktspezifische Einsatzquote), oder, dass bereits bei der Herstellung von Kunstoffen eine solche Quote befolgt werden muss – unabhängig von der späteren Verwendung des Materials. Quoten stellen jedoch einen starken Eingriff in den Markt dar, dessen Auswirkungen und Nebeneffekte schwer abzuschätzen sind – das Für und Wider muss daher sehr sorgfältig abgewogen werden. „Um das Ziel des Einsatzes von deutlich mehr Kunststoffrezyklaten sicher zu erreichen, muss die ausreichende Verfügbarkeit hochwertiger Rezyklate gesichert sein. Hierfür brauchen wir massive Investitionen in die entsprechenden Anlagen und Planungssicherheit“, betont Isabell Schmidt, Geschäftsführerin IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen. Weitere Optionen zur Steigerung des Kunststoffrezyklateinsatzes sind etwa finanzielle Anreize für die Nutzung von Rezyklaten oder die Eingliederung in den CO2-Emissionshandel. Um den EU-Binnenmarkt nicht zu gefährden und Wettbewerbsnachteile für die deutsche Wirtschaft auszuschließen, sollten jedwede gesetzliche Regelungen europaweit gelten.
Die Gründe für den bisher geringen Einsatz von Kunststoffrezyklaten sind vielfältig: Zum einen fehlen technische Standards für den Einsatz recycelter Materialien in verschiedenen Verpackungssegmenten; im Bereich der Lebensmittelmittelverpackungen verhindern teilweise auch gesetzliche Anforderungen den Rezyklateinsatz. Zum anderen spielt auch der hohe Preisdruck eine zentrale Rolle: Konnten Rezyklate, die mit hohem Aufwand aufbereitet werden müssen, schon bisher nur schwer mit der aus Erdöl hergestellten Kunststoffneuware konkurrieren, hat der durch die Coronakrise gefallene Ölpreis diese Situation noch verschärft.