Das beklagten Mitgliedsunternehmen des BDE in einer Videokonferenz zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Kreislaufwirtschaft.
Nach der wochenlangen Schließung von Wertstoffhöfen komme es derzeit zu einem Nachholeffekt bei den Mengenanlieferungen, sodass in diesem Bereich tätige Unternehmen derzeit täglich hunderte Aufträge für die Abholung von mit Elektro- und Elektronik-Altgeräten befüllten Containern zu bewältigen hätten. Die Recycler begrüßen daher das Entgegenkommen der Stiftung Elektro-Altgeräte Register (stiftung ear). Die Stiftung hatte jüngst darüber informiert, dass verspätete Abholungen bis zum 30. Juni nicht an das Umweltbundesamt gemeldet werden sollen.
Der Vorsitzende des BDE-Arbeitskreises Elektrorecycling, Gerhard Jokic, erläuterte den Gesamtzusammenhang: „Aufgrund der kurzen Innovationszyklen und der damit einhergehenden Veränderungen der Materialzusammensetzungen ausgedienter Elektro- und Elektronik-Altgeräte kann das Elektrorecycling nur dann erfolgreich sein, wenn ausreichend Investitionen getätigt werden. Diese sind jedoch nur dann realisierbar, wenn es einen kontinuierlichen Input in die Anlagen gibt. Die starken Inputschwankungen der vergangenen Wochen schwächen das Vertrauen der Recycler, sodass zukünftig auf notwendige Investitionen gegebenfalls verzichtet wird, wenn kommunale Übergabestellen erneut geschlossen würden.“
Vor einer erneuten Schließung warnte auch BDE-Geschäftsführer Dr. Andreas Bruckschen: „Die Schließung der Wertstoffhöfe hat viele Unternehmen an den Rand des Ruins gebracht, weil der Input zahlreicher Recyclingunternehmen um bis 60 Prozent eingebrochen ist. Wenn so geringe Mengen erfasst werden, ist eine wirtschaftliche Anlagensteuerung gerade bei mittelständisch geführten Familienbetrieben nahezu unmöglich. In der Folge kommt es zu Umsatzeinbußen und damit auch zu Kurzarbeit und Entlassungen. Das darf sich nicht wiederholen. Die gesamte Recyclingwirtschaft ist systemrelevant und muss auch die richtigen Voraussetzungen haben, um ihrer Funktion als eine tragende Säule der Rohstoffversorgung gerecht werden zu können.“
Die Schließungen der kommunalen Übergabestellen habe zudem dazu geführt, dass ausgediente Elektro- und Elektronikgeräte über die graue Tonne entsorgt oder einfach vor den Wertstoffhöfen abgestellt wurden. Darüber hinaus sei davon auszugehen, dass etliche Tonnen Altgeräte illegal entsorgt wurden.
Die Experten im BDE waren sich einig, dass entsprechende Vorkehrungen zu treffen sind, damit sich diese Zustände nicht wiederholen und forderten einen Schutzstandard für alle Wertstoffhöfe in Deutschland, der eine dauerhafte Öffnung sicherstellt. Dazu müssen die Prozessabläufe in den Wertstoffhöfen Corona-gerecht ausgestaltet werden. Die Praxis der letzten Wochen habe gezeigt, dass durch einige organisatorische Maßnahmen ein Weiterbetrieb der Sammelstellen durchaus möglich sei, ohne dabei die Gesundheit der Mitarbeiter und Bürger zu gefährden.
Mengenexplosion an Wertstoffhöfen nach Wiedereröffnung
Die im Elektrorecycling tätigen Recyclingunternehmen sehen sich aktuell mit einem kaum noch zu beherrschenden Mengenanstieg an den kommunalen Wertstoffhöfen konfrontiert.