Der VDI sieht es als eine Aufgabe der Ingenieure und Ingeneurinnen, zirkuläre Wertschöpfungsprozesse zu entwickeln, um den Wert von Materialien zu erhalten. Verwendete Stoffe sollen nach der Gebrauchsphase dem Wertschöpfungskreislauf erneut zugeführt werden. „Um dieses Ziel zu erreichen, benötigen wir nicht nur ein Umdenken im Umgang mit gebrauchten Produkten, sondern auch in der Produktentwicklung und in der Art der Produktnutzung. Produkte müssen so konzipiert werden, dass sie sich nach ihrer Verwendung wieder ökonomisch und ökologisch vorteilhaft in ihre Stoffkomponenten separieren lassen“, sagt Prof. Dr.-Ing. Heinz F. Voggenreiter, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats im VDI. „Zudem werden geeignete Infrastrukturen und Geschäftsmodelle benötigt, mittels derer diese Stoffe gesammelt, sortenrein oder nach Fraktionen getrennt und den produzierenden Unternehmen wieder als Rohstoff zur Verfügung gestellt werden.“
Industrie, Wissenschaft, Politik und Verbraucher seien aufgefordert, ihre Verhaltensweisen anzupassen. Für Deutschland lassen sich laut einer Kienbaum-Studie allein in den Sektoren Mobilität, Lebensmittel und Wohnraum durch die Etablierung einer zirkulären Wertschöpfung die Kosten des Rohstoffverbrauchs um bis zu 25 Prozent senken und bis zum Jahr 2050 ein zusätzlicher Wachstumseffekt von bis zu 12 Prozent generieren.
Dr.-Ing. Hans-Jürgen Schäfer, Geschäftsführer der VDI-Gesellschaft Materials Engineering und einer der Autoren der VDI-Publikation zur zirkulären Wertschöpfung: „Neben einer intensiven Aufklärung über den Anteil des Verbraucherverhaltens am Anwachsen von Müllbergen und die Möglichkeiten des Verbrauchers, an einer zirkulären Wertschöpfung teilzunehmen, ist aus Sicht des VDI eine leicht erkennbare Kennzeichnung von Produkten hilfreich. Damit lässt sich Verbrauchern einfach kenntlich machen, in welche Rücknahmesysteme sie eingebracht werden können.“ Die Autoren der Publikation empfehlen dazu eine zusätzliche Abfalltonne, mit denen sich Batterien und Elektrogeräte sammeln lassen. So kann die Entsorgung von Elektroschrott in der schwarzen Tonne wirksam verhindert werden.
Mit Blick auf die Politik sehen die Autoren die Festlegung konkreter Substitutionsquoten als ein wirksames Instrument zur Förderung der zirkulären Wertschöpfung. Definiert wird die Substitutionsquote als Verhältnis der eingesetzten Recyclingrohstoffe zu den insgesamt eingesetzten Rohstoffen. Diese Quote könnte national, sektoral oder auch der Produktebene implementiert werden. Die Politik sollte durch die Ausarbeitung von Roadmaps verbindliche wirtschaftliche Zielvorgaben aufstellen, Netzwerke fördern, Förderprogramme aufsetzen und gezielte finanzielle Erleichterungen für nachhaltiges Wirtschaften schaffen.