Vor einem Plenum von rund 70 Entscheidern aus der Kunststoffverarbeitung appellierte er vor dem Hintergrund von Klimakrise, Negativimage von Kunststoffprodukten und derzeit schwer vorhersehbarer wirtschaftlicher Entwicklung der Branche an die Mitglieder, gerade in der gegenwärtigen schwierigen Situation entschlossen, proaktiv und mit aller Macht den aktuellen Widrigkeiten entgegenzutreten.
„Wir begrüßen das gestiegene Umweltbewusstsein in Politik und vor allem der Gesellschaft“, betonte Weigelt, hatte doch GKV/TecPart in Folge des Pariser Klimaschutzabkommens bereits seit 2015 darauf verwiesen, dass Kunststoff mit seinen Eigenschaften ein wesentlicher Teil der Lösung ist, um CO2 einzusparen. Ganz gleich ob als Konstruktionswerkstoff für Leichtbaulösungen oder im Einsatz für Verpackungen – wichtig ist in beiden Fällen die sachgerechte Entsorgung, die in Deutschland und in weiten Teilen von Europa sichergestellt ist. Initiativen wie der vom Bamberger Bürgermeister Andreas Starke ausgerufene plastikfreie Stadt erteilte Weigelt eine klare Absage: „Solche Maßnahmen sind populistisch, wenig überlegt und würden bei konsequenter Umsetzung dazu führen, das kein Kabel in dieser Stadt mehr isoliert wäre und sprichwörtlich die Lichter dort ausgehen. Eine Mobilität ohne „Plastik“ ist ebenso wenig denkbar wie moderne Gebäudeisolierung oder Produkte für die Medizin. Hier möchte ja auch niemand den Infusionsschlauch, der schon mehrfach verwendet wurde!“
In der Recyclingtechnologie ist Deutschland führend und die im TecPart organisierten Compoundierer und Recycler beweisen täglich, wie aus Kunststoffabfällen hochwertige Rohstoffe erzeugt werden können. Wesentlich für eine robuste Entwicklung der Branche ist, dass die Rahmenbedingungen nicht weiter beschädigt werden. „Denn bei allem Verständnis für die Klimadiskussion“, so Weigelt, „die Energiepreise müssen für die Industrie kalkulierbar bleiben und dürfen durch EEG-Umlage oder Zertifikatspreise nicht verteuert werden, um nicht diesen Standortnachteil noch zu vergrößern“.
Die schädliche und undifferenzierte Diskussion über Kunststoffe zeigt bereits elementare Auswirkungen sowohl auf die Berufswahl als auch im Bereich der Lehre, wo Studiengänge an den Hochschulen bereits markante Rückgänge verzeichnen.
Weigelt rief dazu auf, politische Entscheidungsträger aller Couleur und auch lokal in den Schulen mit Fakten über den Wertstoff Kunststoff aufzuklären und zu verdeutlichen, dass Einwegalternativen zu Kunststoff keineswegs besser für das Klima sind. Vielmehr gilt zu hinterfragen, wo Einwegprodukte wirklich gebraucht werden – so ist in der Medizintechnik Kunststoff von essentieller Bedeutung und unersetzbar.
Die konjunkturellen Prognosen sieht der Verband verhalten, und der Anschluss an die Wachstumswerte des Vorjahres wird kaum gelingen. Zum Halbjahr lag die Branche rund ein Prozent unter den Vorjahresumsätzen. Für das Jahr 2019 ist derzeit bestenfalls mit einem einprozentigen Wachstum zu rechnen, für den Bereich der technischen Teile wird ein Rückgang der Umsätze um drei Prozent erwartet.
Die Diskussion über die Verwertung von Kunststoffen dürfte einen Nachfrageschub für die Compoundier und Recycler mit sich bringen. Wird das Thema richtig in der deutschen und europäischen Öffentlichkeit aufbereitet, haben die Kunststoffprodukte eine sehr gute Chance, wieder aus der gesellschaftlichen „Schmuddelecke“ herauszutreten, so die Prognose von Michael Weigelt, und die Weltleitmesse K in Düsseldorf wird zeigen, wie weit die Kunststoffindustrie auch in Verwertungsfragen ist. Auf der Sondershow werden etablierte Nachhaltigkeitslösungen vorgestellt.
Michael Weigelt betonte die wesentliche Bedeutung des weltweiten Handels für die wirtschaftliche Entwicklung und des freien Marktes. Zolldiskussionen, wie sie vom USPräsidenten geführt werden und zudem bei einem harten Brexit drohen, sind der falsche Weg und müssen verhindert werden, postulierte Weigelt.
Den tagesaktuellen Brandthemen entsprach auch die inhaltliche und personelle Besetzung des Vortragsprogramms. Professor Henrik Müller, Lehrstuhlinhaber für wirtschaftspolitischen Journalismus an der TU Dortmund informierte im Eröffnungsvortrag über Gefahren, die derzeit die weltweite Wirtschaftsordnung durch protektionistische Maßnahmen beschädigen und welche Konsequenzen daraus für die Exportnation Deutschland eintreten könnten. Dr. Heiko Willems, Geschäftsführer von BDI/BDA in Brüssel, erläuterte die Rolle der EU, eben in dieses entstehende Machtvakuum entschlossen einzutreten. Nicht zuletzt deshalb, weil sich darüber der Wirtschaftsstandort Deutschland und seine Handelsbeziehungen in die Welt definiert. Die Möglichkeiten die sich mit der Digitalisierung von Materialeigenschaften beim Recycling, aber auch bei der Produkterkennung ergeben können, skizzierte Professor Peter Michel, Fraunhofer IWR anhand von Beispielen entlang der Wertschöpfungskette von Kunststoffbauteilen. Im technischen Themenblock verstand es Material Scientist Urban Stricker mit der Darstellung des B-IRD-Trocknungssystems, einer neuen und einfachen Art der Materialtrocknung, die Zuschauer zu fesseln.
Die Vielzahl der Ideen und Möglichkeiten, einen Produktionsbetrieb zu digitalisieren, erschweren eine systematische Vorgehensweise in der Umsetzung. Thomas Leng, ENGEL AUSTRIA, zeigte einen Überblick über aktuelle und zukünftige Möglichkeiten und Voraussetzungen der Einbindung des Produktionsequipments in die digitalisierte Fabrik und erläuterte diese anhand von Beispielen aus der Umsetzung bei ENGEL.
Die zunehmende Vernetzung, Digitalisierung und Automatisierung eröffnen den Unternehmen neue Möglichkeiten. Insbesondere im Kontext mit der vorschreitenden Globalisierung versprechen sie Innovationen, Wettbewerbsfähigkeit, Effizienzsteigerung und Kostenoptimierung. Entsprechend treiben Unternehmen diese Entwicklung voran. Mit den neuen Chancen sind aber auch neue Risiken verbunden. Die Wertschöpfungskette ist zunehmend von IT gestützten Prozessen abhängig. Systemausfälle gleich welcher Ursache haben weitreichende Folgen für die betroffenen Unternehmen. Wie den Risiken der Cyberkriminalität im Unternehmen begegnet werden kann und welche Möglichkeiten althergebrachte Versicherungen und neue Versicherungssparten mit sich bringen, zeigte Markus Hoffmann, GGW, Hamburg, vor diesem Hintergrund auf.
Abschließend skizzierte Dr. Stefan Tabatabai, Partner in der Porsche Consulting GmbH, die Anforderungen an die Automobilindustrie wie auch deren Zulieferer. Neben den viel diskutierten Veränderungen in der Mobilität stellte er auch die Notwendigkeit in den Vordergrund, dass sich die Unternehmen auf die veränderten Märkte, die digitale Zukunft und nachhaltige Produktion vorbereiten und damit den zukunftsweisenden Weg festlegen.