Verpackungsdesign wird zum Schlüsselfaktor der Recyclingwirtschaft

Am Anfang einer erfolgreichen Kreislaufwirtschaft steht ein recyclinggerechtes Verpackungsdesign. Das ist die Quintessenz des 2. Kölner Verpackungstages.

Über 80 Recyclingexperten aus Industrie, Handel und Kreislaufwirtschaft diskutierten und erörterten am 10. September in Köln den Status Quo, notwendige Änderungen sowie innovative Lösungen rund um umweltfreundliche Verpackungen, Recyclingtechnologien und das Duale System. Eingeladen hatte Clover Sustainability Services zusammen mit dem Kooperationspartner Recycling Kontor.

Mit großem Interesse verfolgten die Kongressteilnehmer u.a. die Analyse von Rechtsanwalt Linus Viezens, von der Berliner Rechtsanwaltpartnerschaft Gaßner, Groth, Siederer & Coll., zu den Entwicklungen seit Inkrafttreten des VerpackG. Diese fiel allerdings überaus ernüchternd aus. So sei beispielsweise die, zunächst im Gesetzgebungsverfahren diskutierte, Einbeziehung der Erfassung stoffgleicher Nichtverpackungen nicht erfolgt. Eine deutliche Stärkung haben dagegen die Kommunen erfahren, was aktuell dazu führe, dass etwa bei PPK, Abstimmungsgespräche mit den Systemen vielfach am Thema Kostenübernahme bzw. Kostenerstattung scheitern. Viezens erwartet, dass zahlreiche Streitpunkte in Rechtsstreitigkeiten vor den Gerichten münden werden. Als Folge sieht er die Gefahr von Kostensteigerungen und die Möglichkeit zu einer Verlagerung auf Plastikverpackungen. In Bezug auf das Verpackungsregister LUCID bleiben die Registrierungen, seiner Kenntnis nach, um mehrere hunderttausend Anmeldungen hinter den Erwartungen zurück. Sein Fazit: „Es gibt einige neue Ansätze, aber keine Innovation. Die Bewährung in der Praxis steht an vielen Stellen noch aus.“

Auch Mitveranstalter Dr. Florian Dühr, Geschäftsführer des Recycling Kontors, erwartet Kostensteigerungen für die Inverkehrbringer von Verkaufsverpackungen als ungewollte Folge des VerpackG. Die größere Gestaltungsfreiheit der Kommunen führe stellenweise zu komfortableren Entsorgungssystemen, aber damit eben auch zu steigenden Kosten. Dieser wachsende Kostendruck geht einher mit der im Markt der Dualen Systeme aktuell stattfindenden Konsolidierung. Als drohendes Szenario warnte er vor der Entstehung eines Oligopols handelsbasierter Dualer Systeme.

Als eine wesentliche wirtschaftliche Schwäche des Verpackungsrecyclings nannte er in seinem Vortrag die schlechte Vermarktbarkeit der erzeugten Produkte. Als Ausweg verwies er auf eine recyclinggerechte Gestaltung von Verpackungen, um so die Qualität der Ausgangsstoffe zu verbessern und damit eine erhöhte Wertschöpfung zu erschließen. Hinsichtlich der Vorgabe des Verpackungsgesetzes, monetäre Anreize für den Einsatz recyclingfähiger Verpackungen zu schaffen, plädierte Dr. Dühr für ein Fonds-Modell, in das der Inverkehrbringer für jede Verpackung einzahlen müsse, deren Recyclingfähigkeit nicht nachgewiesen wird.

Prof. Dr. Rainer Bunge von der Hochschule Rapperswil in der Schweiz verdeutlichte, dass hohe Recyclingquoten z.B. durch eine CO2-Bepreisung von Verbrennungsanlagen begünstigt werden könnten. Damit verwies er auf das grundlegende Dilemma zu geringer Opportunitätskosten alternativer Entsorgungsverfahren.

In diesem Dilemma sind auch die innovativen und zukunftsweisenden mechanischen, chemischen und mikrobiologischen Sortier- und Recyclingverfahren gefangen, die von Patrick Lindweiler, Steinert GmbH; Dr. Sven Wenigmann, BASF SE; Dr. Daniel Kirchenbauer, Polysecure GmbH; Dr. Victro Trapp, Fraunhofer Institut für Silicatforschung ISC und Prof. Dr.-Ing. Lars Blank von der RWTH Aachen vorgestellt wurden.
Das verbindende Element aller Ansätze ist dabei das grundlegende Design der Verpackungen. Nur wenn die Inverkehrbringer sich bei der Verpackungsentwicklung und -gestaltung stärker an die Erfordernisse von Sortier- und Recyclingprozessen orientieren, werden hohe Quoten und eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft möglich.

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