„Damit bestätigt sich der Trend zu langlebigeren Reifen“, erklärte der Technische Geschäftsführer des wdk, Stephan Rau. „Obwohl die Zulassungszahlen immer weiter ansteigen, bleibt die Menge an Altreifen praktisch konstant.“ Er verwies darauf, dass die Gummi-Industrie nunmehr seit fast 20 Jahren die Altreifenmenge erfasse und damit zeige, dass sie sich ihrer Verantwortung bewusst sei.
Erstmalig veröffentlichte der wdk auch die Trends bei der Verwertung von Altreifen. Demnach habe das stoffliche Recycling im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2017 um drei Prozent zugenommen. Dagegen sei die thermische Verwertung, die als Verbrennung in der Zementindustrie stattfindet, weiter rückläufig (minus 2,5 Prozent). Die thermische Nutzung von Altreifen habe eine hohe Bedeutung in der Zementindustrie und sei dort auch ökologisch und ökonomisch sinnvoll, erläuterte Rau: „Altreifen bestehen zu etwa einem Dreiviertel aus einer brennbaren Fraktion, die energetisch genutzt wird. Der übrige Teil enthält stoffliche Ressourcen, die essentielle Bestandteile des Zementklinkers sind, so dass Altreifen bei der Zementproduktion vollständig und reststofffrei verwertet werden können.“ Denn nicht alle Reifen können dem stofflichen Recycling zugeführt werden.
Während von den im Jahr 2018 angefallenen Altreifen knapp 34 Prozent (196.000 Tonnen) auf diese Weise verwertet wurden, liege die Rate der stofflichen Verwertung mittlerweile bei gut 66 Prozent. Der größte Anteil hiervon (236.000 Tonnen) wurde zu Granulaten und Gummimehl verarbeitet. Weitere wichtige Formen der stofflichen Altreifenverwertung sind unter anderem die Wiederverwendung von Karkassen (27.000 Tonnen) und der Export von runderneuerten Reifen (49.000 Tonnen).
Aus den Sekundärrohstoffen Granulat und Gummimehl stellen europäische und vor allem deutsche Hersteller technisch hochwertige Produkte her. „Das Beispiel der stofflichen Verwertung von Altreifen zeigt, wie eine Kreislaufwirtschaft funktionieren kann. Mit der Wiederverwertung leisten die Unternehmen einen wichtigen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit.“ Deshalb sei es kontraproduktiv, Produkte aus recycelten Altreifen ohne belastbare Faktenbasis pauschal zu verurteilen, betonte Rau und verwies auf die jüngste Diskussion über Kunstrasensportplätze nach Veröffentlichung einer Studie. Die darin genannten Angaben über die Austragung kleiner Granulatkügelchen in die Umwelt seien fehlerhaft. So habe bereits der zuständige DIN-Normenausschuss darauf hingewiesen, dass die Datenbasis dieser Untersuchung falsch sei. Der Technische Geschäftsführer des wdk warnte deshalb vor einer pauschalen Verurteilung von Recyclingprodukten aus Altreifen ohne solide Grundlage. Erforderlich sei vielmehr eine Förderung der Kreislaufwirtschaft, wie sie auch im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD vereinbart wurde.