Nach Großprojekten in Hamburg, Bremen, Nordrhein-Westfalen und Bayern wurde jetzt das nach Angaben von Rewindo größte Fensterrecyclingprojekt Hessens realisiert. Im Rahmen einer dreijährigen Modernisierung des Wohngebiets „Platensiedlung“ im Frankfurter Stadtteil Ginnheim ließ der Bauherr ABG Frankfurt Holding über 3.100 PVC-Altfenster gegen neue, energiesparende Kunststofffenster austauschen. Die ausgedienten Fensterelemente gelangten demnach 1:1 ins werkstoffliche Recycling. Aus ihnen entstanden nach Abschluss des Recyclingprozesses technisch gleichwertige PVC-Profile mit Rezyklatkern, die nun an anderen Orten Deutschlands wieder zum Einsatz gelangen. „Mit dem modernen Verfahren der Wiederverwertung ist nicht nur ein nahezu geschlossener Materialkreislauf, sondern auch eine hohe Einsparung von CO2 verbunden“, so Michael Vetter, Geschäftsführer des Rewindo Fenster-Recycling-Service. Die Gesellschaft koordiniert bundesweit das Recycling und die Wiederverwertung von Altfenstern, -türen und -rollläden aus PVC.
Energetische Sanierung und Aufstockung
Die umweltfreundliche Entsorgungsmethode verleiht der energetischen Modernisierung und Weiterentwicklung des Quartiers einen zusätzlichen ökologischen Akzent. Das Wohngebiet „Platensiedlung“ ist Teil der ehemaligen Housing Area der US Army aus den 1950er Jahren und wurde 1996 von der ABG erworben. Das Wohnungsunternehmen begann vor zwei Jahren mit der energetischen Sanierung des 348 Wohnungen umfassenden Bestands. Bis Ende 2030 entstehen in drei Bauabschnitten zusätzliche 650 Wohnungen durch Aufstockung der bisher dreigeschossigen Gebäude um zwei Etagen sowie durch neue verbindende Brückenhäuser und Torbauten. Mit ihnen werden die Innenhöfe eingefasst und gestaltet. Die Um- und Neubauten wurden vom Büro des Frankfurter Architekten Stefan Forster geplant. Darüber hinaus sollen zwei Kindertagesstätten hinzukommen. Die „Platensiedlung“ gilt als das bisher größte Nachverdichtungsprojekt der Mainmetropole.
57 Häuser mit jeweils 55 Fensterelementen
Der Austausch der PVC-Fenster im Rahmen der Sanierung wurde im Sommer 2019 abgeschlossen. Das 1997 gegründete Fensterbauunternehmen Lux Fenster und Türen lieferte dafür 3.135 neue PVC-Fenster der Marke Gealan, System S 5700 mit Mitteldichtung. Das Vorhaben umfasste insgesamt 57 Häuser mit jeweils ungefähr 55 Fensterelementen. Vor Ort in Ginnheim erfolgten Ausbau und Neueinbau durch das Fenster-Montageunternehmen MDS Klubertanz und Täuber.
Die ausgebauten PVC-Altfenster wurden in Containern gesammelt und sukzessive in die Recyclinganlage von Dekura nach Höxter gebracht. Sie ist einer der bundesweiten Recyclingpartner von Rewindo. In Höxter wurden die Altfenster zunächst geschreddert und weiter zerkleinert. Dann erfolgte in unterschiedlichen Verfahren die sortenreine Trennung in Metall, Gummi, Glasreste und Kunststoff. Letzterer wurde erhitzt und durch einen Filter gepresst, um letzte Fremdpartikel zu separieren. Das dabei zurück gewonnene reine PVC-Granulat war schließlich der Ausgangsstoff für neue Kunststofffenster mit Recyclatkern. Dieser Prozess der Wiederverwertung lässt sich, wie Versuche ergaben, ohne bautechnische Qualitätseinbußen mindestens sieben Mal wiederholen. Das Verfahren habe nicht nur ökologische Pluspunkte: „Werkstoffliches Recycling von PVC-Altfenstern trägt einerseits zu geschlossenen Materialkreisläufen bei, zum anderen ist es allgemein erheblich preiswerter als die Müllverbrennung“, sagt Vetter.
2 Millionen Fenstereinheiten aus PVC-Regranulat
Zusammen mit seinen Recyclingpartnern hat Rewindo nach eigenen Angaben 2018 bundesweit einen Output von über 33.000 Tonnen PVC-Regranulat aus Altfenstern erzielt. Das entspricht etwa 2 Millionen Fenstereinheiten. Auch auf europäischer Ebene findet PVC-Altfensterrecycling bereits in mehreren Ländern statt. Dort werden die Aktivitäten unter dem Dach der European PVC Window Profile and related Buildings Association (EPPA) koordiniert. Die freiwillige Erfüllung bestimmter europaweiter Recyclingquoten ist ein wichtiges Ziel der europäischen PVC-Branche, das im Nachhaltigkeitsprogramm der Gemeinschaftsinitiative Vinyl Plus festgelegt ist.