Der Fokus der Empa-Studie habe auf den Kunststoffen Polyethylen (LD-PE und HD-PE), Polypropylen, Polystyrol und expandiertes Polystyrol, PVC und PET gelegen, wie sie in Verpackungen, Textilien, Isolationsmaterial und Landwirtschaftsfolien eingesetzt werden. Die Forscher hätten den Weg dieser Kunststoffe in die Schweizer Umwelt von der Produktion über die Nutzung bis zur Entsorgung nachverfolgt und ein Modell entwickelt, mit dem sich diese Flüsse berechnen lassen. Sie hätten zwischen Mikro- (kleiner als 5 Millimeter) und Makroplastik (grösser als 5 Millimeter) unterschieden.
Insgesamt gelangten jährlich rund 5.120 Tonnen der sieben überprüften Kunststoffe in die Umwelt. Das seien rund 0.7% der gesamten Menge der sieben Kunststoffe, die in der Schweiz jährlich verbraucht werden (insgesamt rund 710.000 Tonnen). Laut der Modellierung der Empa gelangten jedes Jahr rund 4.400 Tonnen Makroplastik auf den Boden. Zusätzlich würden gut 100 Tonnen Makroplastik in die Gewässer gelangen. 600 Tonnen Mikroplastik endeten in oder auf Böden und knapp 15 Tonnen in Gewässern. Die Menge an Mikroplastik sei also deutlich geringer als diejenige von Makroplastik, doch sei die Anzahl Partikel, die Auswirkungen auf die Organismen haben könnten, sehr viel grösser.
40-mal mehr Plastik gelangt in den Boden als in die Gewässer
Für ein Gesamtbild der Kunststoffbelastung in der Schweiz sei indes auch der Reifenabrieb zu berücksichtigen. Dieser wurde von mehreren wissenschaftlichen Studien als größte Quelle von Mikroplastik identifiziert. Eine zurzeit laufende Untersuchung der Empa soll weitere Informationen über diese Quelle der Kunststoffbelastung liefern. In dieser Studie sei der Reifenabrieb nicht berücksichtigt worden.
Die Untersuchung der sieben Kunststoffe zeige, dass die Plastikmenge, die auf und in Böden gelangt, rund 40-mal höher ist als diejenige, die in Gewässer eingetragen wird. Der Grund dafür sei vor allem das Littering, das insbesondere Böden, aber auch Gewässer mit Makroplastik belaste. Mit der Reinigung des öffentlichen Raumes lasse sich zwar ein Großteil des Plastiks einsammeln. Dennoch bleibe ein Teil liegen. Eine weitere erhebliche Quelle von Makroplastik in Böden sei die Verwendung von Plastikfolien in der Landwirtschaft. Zudem gelange Makroplastik über die Kompostierung organischer Abfälle, die noch Plastik enthalten, auf und in die Böden.
Die wichtigsten Quellen von Mikroplastik im Boden seien die Landwirtschaft und die Bauwirtschaft, beispielsweise durch den Zerfall von Folien und Rohrleitungen und bei der Installation und dem Rückbau von Isolationen an Häusern. In geringerem Masse trage auch die Abfallentsorgung zur Mikroplastikbelastung bei, nämlich durch das Zerkleinern von Kunststoffabfällen für das Recycling.
Die wichtigsten Quellen von Mikroplastik in Gewässern seien das Waschen und Tragen von Kunstfaserkleidern sowie Kosmetika. Gemessen an der modellierten Belastung der Böden seien diese Quellen allerdings gering. Außerdem würden effiziente Kläranlagen einen großen Teil des Mikroplastiks aus dem Abwasser herausfiltern.
Forschungs- und Massnahmenbereiche für die Zukunft
Die Berechnungen der Empa ermögliche es, künftige Forschungs- und Maßnahmenbereiche zu identifizieren. Insbesondere die Plastikbelastung der Böden sollte intensiver erforscht werden. Je nach Kunststoff bestünden unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten: Konsumentinnen und Konsumenten müssten noch stärker dafür sensibilisiert werden, dass Wegwerfverpackungen in den Abfall gehören. Verbesserte Reinigungsmaßnahmen, beispielsweise entlang von Strassen, verhinderten die Belastung der Umwelt mit weggeworfenem Abfall. In der Landwirtschaft sei der Eintrag von Kunststoffen in die Böden zu reduzieren. In der Abfall- und der Bauwirtschaft sollten Unternehmen zum Thema Plastikverschmutzung sensibilisiert werden. Und auf politischer Ebene forderten gleich mehrere Vorstöße Maßnahmen im Bereich Kunststoffe. Das BAFU prüfe derzeit weitere Schritte zur Reduktion der Umweltbelastung durch Plastik.
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