Die beteiligten Akteure haben dazu heute in Berlin ihre eigens erarbeitete Gleisanschluss-Charta an Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr, und Dr. Torsten Sevecke, Staatsrat der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovationen der Freien und Hansestadt Hamburg, überreicht.
Diese Charta knüpft an den Masterplan Schienengüterverkehr an und enthält 53 konkrete Vorschläge. Die Charta beschränkt sich nicht nur auf den Gleisanschluss, sondern unterbreitet auch Vorschläge zur Stärkung trimodaler/multimodaler Knoten/Umschlagterminals und vorgelagerter Infrastrukturen. Denn nur dann, wenn auch leistungsfähige regionale Infrastrukturen zur Verfügung stehen, können Verkehre über Gleisanschlüsse und kundennahe Zugangsstellen attraktiv und wettbewerbsfähig gestaltet werden. Ziel ist, dem Markt leistungsfähige und wirtschaftlich darstellbare Transportsysteme im Kombinierten Verkehr und im Wagenladungsverkehr anbieten zu können.
„Bisher werden rund 1/3 der Schrott-Handelsmengen per Bahn an die Abnehmer transportiert und deshalb braucht die Schrottwirtschaft einen leistungsfähigen Güterverkehr. Wir müssen große Tonnagen schnell und sicher transportieren und dafür sind funktionierende Gleisanschlüsse eine wichtige Voraussetzung. Wir erleben jedoch leider in den letzten Jahren, dass die Bahn die Anzahl der Gleisanschlüsse reduziert. Deutschland riskiert damit, dass immer weniger Güter auf der Schiene transportiert werden. Wir setzen uns daher für den Erhalt bestehender und für den Bau neuer Gleisanschlüsse ein. Hier muss endlich kräftig investiert werden. Von diesem Ziel sind wir in Deutschland, trotz Gleisanschlussförderprogramm des Bundes, noch weit entfernt. Wer Klimaschutz ernst nimmt, wer eine Stärkung des Recyclings in Deutschland will, der muss sich bewusst sein, dass die Bahn-Infrastruktur für Wirtschaft und Gewerbe einen kräftigen Investitionsschub benötigt“, erklärte bvse-Geschäftsführer Jörg Lacher, der für den bvse an der Veranstaltung in Berlin teilnahm.
BDSV-Präsident Andreas Schwenter: „Ziel ist es, wieder mehr Schrotttransporte unserer Mitgliedsunternehmen von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Unsere Betriebe könnten deutlich mehr mit der Bahn verladen, wenn Preis und Leistung stimmen würden. Aus diesem Grund haben wir bereits vor zwei Jahren die 10/20-Initiative ins Leben gerufen: 10% weniger Frachtkosten bei besserer Leistung, 20 % mehr Stahlschrotttransporte auf die Schiene! In erster Linie brauchen wir mehr Waggons und mehr Personal. Die Forderungen nach mehr Gleisanschlüssen ist für uns in diesem Zusammenhang ein wichtiger Zusatzpunkt. Würden die Rahmenbedingungen bei der Bahn stimmen, könnte unsere Mitgliedsbetriebe bereits morgen 2 Mio. Tonnen Stahlschrott auf die Schiene bringen. Allein diese Maßnahme würde sofort 50.000 Tonnen CO2-Emissionen einsparen.“
Enak Ferlemann, Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr und Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur: „Ich bin gespannt auf die Vorschläge in der Gleisanschluss-Charta. Wir werden uns jeden einzelnen davon genau ansehen und – gemeinsam – einen Machbarkeits-Check durchführen. Ich freue mich besonders, dass so viele Akteure aus der Branche mit der Gleisanschluss-Charta gerade zum jetzigen Zeitpunkt dieses sehr wichtige Themenfeld aufgreifen und an die Öffentlichkeit bringen. So können wir den Schwung für den Neustart der Gleisanschlussförderung nutzen.“
Dr. Torsten Sevecke, Staatsrat der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation der Freien und Hansestadt Hamburg: „Schienengüterverkehr lebt von guten Zugangsmöglichkeiten zum Bahnnetz. Der Hamburger Hafen ist der größte Eisenbahnhafen Europas und damit zentraler Start- bzw. Zielpunkt für Güterverkehr, den wir weiter stärken wollen. Dabei ist es wichtig, dass es in ganz Deutschland Gleisanschlüsse zum Be- und Entladen von Güterzügen gibt.“