Spezialisierte Plattformen im Netz können mittelständischen Entsorgungsunternehmen zwar Arbeit abnehmen, aber auch Kunden wegnehmen. Denn die Abfallerzeuger verhandeln dann nicht mehr mit dem Entsorger, sondern mit dem Online-Händler. Aber ein eigenes Portal zu entwickeln, ist für viele zu aufwändig.
Daher bietet das Hamburger Entsorgungsunternehmen Otto Dörner bietet sein bereits 2015 gestartetes Kundenportal Dörner Go jetzt auch anderen Entsorgern als so genannte White-Label-Lösung an. Mit Container Go sollen diese den direkten Kontakt zu ihren Kunden behalten können.
„Container Go ist ein Netzwerk für den Mittelstand, das wir gemeinsam mit dem IT-Spezialisten Marketoolz entwickelt haben“, erklärt Martin Zimmermann, Prokurist bei der Otto Dörner Entsorgung GmbH. Ursprünglich nur für das eigene Unternehmen gedacht, hatten mehr und mehr Entsorger Interesse an dem Portal bekundet. „Viele Mittelständler stehen vor den gleichen Herausforderungen wie wir“, weiß Zimmermann. „Mit Container Go können wir uns gegenseitig bei der Digitalisierung unterstützen – und uns gemeinsam gegen die Konkurrenz reiner Plattformen behaupten.“ Denn das Portal lasse sich in vorhandene Warenwirtschaftssysteme integrieren und digitalisiere viele aufwändige Abläufe.
In dem Online-Portal, das im individuellen Design des Entsorgers gestalten werden kann, sollen dessen Kunden rund um die Uhr ihre Aufträge erteilen können – per Computer oder Smartphone. In einer Maske können Lieferort, Abfallart und benötigte Behälter ausgewählt und der gewünschte Abholtermin eingeben werden, die Auftragsbestätigung kommt per E-Mail.
Sämtliche Dokumente vom Angebot über Fahraufträge und Wiegescheine bis zur Rechnung seien digital abrufbar. Auch alle Kosten seien für ein einfaches Controlling auf einen Blick verfügbar. Und mit wenigen Klicks würden sich Abfallbilanzen und Dokumentationen gemäß Gewerbeabfallverordnung erstellen lassen.
Die ersten Entsorger, die Container Go bereits einsetzen, seien begeistert: „Der Anschluss des Portals an unser ERP-System reduziert den Erfassungsaufwand und die Fehlerquote von Aufträgen auf ein Minimum“, berichtet Patrick Gurdulic, Prokurist und Vertriebsleiter der Wiesbadener Firma Knettenbrech + Gurdulic.
„Wir entwickeln die Software mit Marketoolz permanent weiter, so dass sie stets den höchsten Ansprüchen an Nutzerfreundlichkeit, Technik und Sicherheit entspricht“ betont Zimmermann. „Sämtliche Funktionen sind exakt zugeschnitten auf die Anforderungen der Entsorger, die wir aus unserem eigenen Geschäft bestens kennen.“ Rund 2,5 Millionen Euro hat Otto Dörner bislang in die Entwicklung des Portals investiert. Im Verbund mit anderen mittelständischen Entsorgern, die Container Go ebenfalls nutzen, würden sich wertvolle Synergien ergeben: „Überregionale Aufträge zum Beispiel lassen sich mit Subunternehmern leichter abwickeln, wenn alle einheitliche digitale Standards haben“, so Zimmermann.
Gegen eine einmalige Gebühr unterstütze Otto Dörner bei der Einrichtung der Software, kundenspezifische Anpassungen inklusive. Für Hosting und laufenden Support falle ein monatliches Entgelt an, hinzu komme eine kleine Provision pro Fahrauftrag, der über das Portal erteilt wurde. Für die Datensicherheit sorge IT-Partner Marketoolz: Jeder Entsorger erhält eine eigene Datenbank, die Daten seien für andere nicht einsehbar. Der Zugriff der Kunden auf das Container Go-Portal erfolge verschlüsselt.
„Digitale Netzwerke wie Container Go stärken den Mittelstand“, ist Zimmermann überzeugt. In der Entsorgungsbranche würde das Potenzial der Digitalisierung in Sachen Effizienz- und Qualitätssteigerung oft noch nicht ausgeschöpft. „Doch die Kunden verlangen heute den Komfort digitaler Lösungen – und finden ihn sonst bei großen, überregionalen Playern oder kommerziellen Online-Plattformen.“