BDE stellt Kunststoffstrategie vor

Nach Ansicht des BDE muss das Kunststoffrecycling entlang der gesamten Wertschöpfungskette verbessert werden.
Bild: Thorben Wengert, Pixelio.de

„Was immer beim Produktkonzept, dem Design und der Stoff- und Materialauswahl schiefgeht, müssen die Entsorger ausbaden, und wenn es ihnen nicht gelingt, dann ist es die Umwelt“, erklärte BDE-Präsident Peter Kurth bei der Vorstellung der BDE-Kunststoffstrategie am Mittwoch in Berlin. So sehe auch die deutsche Recyclingwirtschaft die Notwendigkeit, Kunststoffmaterialien nach Gebrauch besser zu sammeln und aufzubereiten, ist der Verband überzeugt. Dazu sei auch eine offensive Öffentlichkeitsarbeit nötig, die Sinn und Zweck von Sammlung und Recycling noch besser verdeutlicht.

Darüber hinaus bedarf es einer Investitionssicherheit für die zumeist mittelständischen Branchenunternehmen, heißt es vonseiten des Verbands. Investitionen für entsprechende Anlagen lohnen sich für die Unternehmen nur, wenn die Recyclingrohstoffe einen Markt finden. Wenn die Firmen für Rezyklate keinen Absatzmarkt finden, bleiben im schlimmsten Fall Investitionen ganz aus, so der Verband. Der BDE sieht insbesondere die umweltpolitische Herausforderung, die die Verbreitung von Kunststoffen mit sich bringt. So sind Kunststoffe nicht biologisch abbaubar. Der Verband plädiert daher für eine zügige und nachhaltige Änderung des Umgangs mit Kunststoff. In diesem Zusammenhang unterstützt der BDE auch die EU-Kunststoffstrategie des Jahres 2018.

In erster Linie sollten aber die Hersteller schon bei der Produktidee und der Konzeption auf die Recyclingfähigkeit ihrer Produkte achten und auf Verbundmaterialien verzichten. Kunststoffrecycling beginnt also schon beim Design und der Produktion.

Gleichzeitig betont der Verband den Beitrag des Kunststoffrecyclings zum Klimaschutz. So verringert sich der Energieverbrauch bei der Rezyklatherstellung im Vergleich zur Produktion von Primärrohstoffen. Zudem entlastet die Sammlung und Verwertung von Leichtverpackungen derzeit um etwa 1,9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Diese Emissionssenkung durch Kunststoffrecycling ist, so der Verband, bei der Energiewende unverzichtbar.

Eine zentrale Herausforderung sieht der Verband in der Notwendigkeit, für einen stärkeren Einsatz der recycelten Materialien in der produzierenden Industrie zu sorgen. Dafür muss ein Markt für Rezyklate geschaffen werden. Der öffentlichen Hand als Beschafferin beim Materialeinkauf in Bund, Ländern und Gemeinden kommt dabei schon jetzt eine wichtige Rolle zu. Sie kann die bereits geltenden Regelungen des Green-Public-Procurement, der umweltfreundlichen Beschaffung, sofort in die Tat umsetzen. Deutschland kauft jährlich Material für mehr als 350 Milliarden Euro Materialien ein und kann so zu einem entscheidenden Treiber des Kunststoffrecyclings werden. Aus Verbandssicht ist noch Luft nach oben für Nachhaltigkeit in der Beschaffung.

Ein wirkungsvolles Instrument zur Förderung der Nachfrage nach Rezyklaten kann aus Sicht des BDE auch eine Minimal-Content-Regelung sein. Diese sieht vor, für neue Produkte einen Mindestanteil an Recyclingrohstoffen festzulegen.

Einem generellen Exportverbot von Kunststoffabfällen erteilt der BDE eine klare Absage. „Wenn man in den Ländern Kreislaufwirtschaft fördern möchte, ist ein Exportverbot von Plastikabfällen, das Verhindern von Rohstoffzufuhr. Außerdem sind Plastikabfälle kein gefährliches Material“, so Kurth.

Die Menge an Kunststoffprodukten wird auch in Zukunft weiter weltweit zunehmen. Entscheidend für den Schutz der Umwelt vor Plastikvermüllung werden daher mehr Anstrengungen für das Recycling und die Etablierung einer wirklichen Kreislaufwirtschaft weltweit sein. Dazu bedarf es auch einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Industrieländern und wirtschaftlich weniger entwickelten Staaten.

BDE-Präsident Peter Kurth: „Seit fast zwei Jahren wächst das Interesse der Medien und der Öffentlichkeit an Fragen zum Thema Kunststoff. Nicht zuletzt das Exportverbot Chinas für Plastikabfälle hat das Thema ins Bewusstsein gerückt. Besonders augenfällig ist das Problem aber bei der Plastikvermüllung der Weltmeere. Solche Eindrücke dürfen aber nicht dazu führen, diesen Werkstoff pauschal zu verteufeln. Wir können und werden nicht auf Plastik verzichten, sagen aber dem Plastikmüll, dem Littering, den Kampf an. Hier geht es um die weltweite Schaffung von funktionierenden Sammel- und Sortierstrukturen und um die Schaffung einer Kreislaufwirtschaft, die diesen Namen verdient. Künftig müssen wir anders produzieren und anders konsumieren. Wir müssen den Wandel schaffen vom bloßen Verbrauchen und zum Gebrauchen kommen. Die deutsche Kreislaufwirtschaft ist bereit, ihren Beitrag bei der Transformation des linearen Wirtschaftens hin zur Kreislaufwirtschaft zu leisten.“

BDE-Geschäftsführer Dr. Andreas Bruckschen: „Kunststoffrecycling ist dann erfolgreich, wenn die Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette von der Erfassung über die Sortierung bis zur Verwertung aufeinander abgestimmt sind. Hierzu bedarf es einer Vielzahl von Maßnahmen, die aber nur greifen können, wenn das Inputmaterial überhaupt recyclingfähig ist und ein Nachfragemarkt für Rezyklate entwickelt werden kann.“

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