Bis zum Jahr 2017 importierte China rund 30 Millionen Tonnen Altpapier pro Jahr aus aller Welt. Das ist die doppelte der in Deutschland erfassten Menge. Der faktische Importstopp hat zur Folge, dass diese Importmenge mittlerweile auf ca. sieben Millionen Tonnen, also auf weniger als ein Viertel, zurückgegangen ist. Diese Entwicklung führt dazu, dass die Papierindustrie in China den eigentlich dringend benötigten Rohstoff Altpapier seither nicht in der erforderlichen Menge erhält.
Als Konsequenz daraus mussten die chinesischen Papierfabriken ihre Produktion drastisch zurückfahren. Andererseits benötigt die produzierende Industrie in China dringend Verpackungen aus Papier. Ein Lösungsansatz besteht darin, mittlerweile vermehrt Fertigware zu importieren. Die Papiermaschinen in den Anrainerstaaten Chinas laufen deshalb auf Hochtouren. Zum anderen bauen chinesische Papierproduzenten außerhalb Chinas neue Werke. Es ist nicht zu erkennen, dass sich an Chinas restriktiver Haltung etwas ändert, im Gegenteil, die Importlizenzen für Altpapier werden weiter reduziert.
Bislang war Europa Nettoexporteur von ca. 8 Mio. Tonnen Altpapier/Jahr, die bis zum Inkrafttreten der chinesischen Restriktionen zu einem großen Anteil nach China geliefert wurden. Insoweit haben die neuen Gegebenheiten in China natürlich starke Auswirkungen auf die Altpapier-Marktlage in Europa. Die deutschen Altpapierunternehmen konnten sich jedoch insgesamt erfolgreich in den nationalen und internationalen Märkten behaupten.
So wurde und wird Altpapier verstärkt in die chinesischen Anrainerstaaten sowie nach Indien und weitere Länder exportiert. Hierdurch konnte der erforderliche Mengenausgleich zu einem guten Teil erreicht und stabilisiert werden.
Die Altpapierbranche hat zudem von der nach wie vor sehr guten Gesamtkonjunktur profitiert. So wuchs die Nachfrage nach Verpackungen aus Papier, Pappe und Karton von einem hohen Niveau ausgehend auch im Jahr 2018 noch einmal.
Was die Papierproduktion betrifft, verzeichneten die in Deutschland ansässigen Papierfabriken 2018 einen leichten Rückgang um 1,1 Prozent auf knapp 22,7 Mio. Tonnen Papier, Pappe und Karton. Die grafischen Papiere verzeichneten mit einem Minus von 5,2 Prozent abermals einen Rückgang.
Dem bisherigen Trend folgend setzten Verpackungspapiere und -karton ihren Wachstumskurs fort und verzeichneten ein Produktionsplus in Höhe von 1,6 Prozent. Damit nehmen sie mittlerweile 53 Prozent des Produktionsvolumens ein.
Insgesamt setzte die Papierindustrie auch in 2018 rund 17 Mio. Tonnen Altpapier ein, das entspricht einer Altpapiereinsatzquote von 75 Prozent.
Die Papierindustrie in Europa und Deutschland reagiert auf die hohe Nachfrage nach Papier, Pappe und Karton mit neuen Produktionskapazitäten auf Altpapierbasis. Allein in Deutschland werden diese rund 1,5 Mio. Tonnen im kommenden Jahr, bzw. ca. 2 Mio. Tonnen bis zum Jahr 2021 ausmachen. Das entspricht einem Kapazitätszuwachs von jährlich rund 10 Prozent.
Deutschland ist schon bisher Netto-Importeur von knapp 2 Mio. Tonnen Altpapier pro Jahr. Daraus und aus der Erkenntnis, dass Altpapier heute in Deutschland in einem weitgehend ausgeglichenen Markt gehandelt wird, zeigt sich, dass sich die Folgen der chinesischen Importrestriktionen offensichtlich nur kurzfristig dämpfend auf den deutschen Markt auswirken, zugleich aber auch zu neuen Chancen und guten Entwicklungen führen. Mittelfristig dürfte die weltweite Nachfrage nach Altpapier hoch bleiben und allein schon angesichts des Bevölkerungswachstums tendenziell zunehmen.
Umso wichtiger wird es für die Unternehmen der Altpapierbranche sein, die Qualitätsanstrengungen weiter zu verstärken. Dies betrifft insbesondere die Altpapiersammlungen. Gemischte Altpapier-Erfassungssysteme und verschmutztes Altpapier haben in Deutschland, in Europa und weltweit in Zukunft keine Chance mehr.