Nachhaltig, erneuerbar und emissionsfrei: Die Energieversorgung ist im Wandel. Der Ausstieg aus der Kernenergie steht – und konventionelle Energieträger wie Braunkohle? Da ist der CO2-Ausstoß einfach zu hoch. Quellen wie Wind, Wasser und Photovoltaik sind dagegen im Kommen. Dazu gehört insbesondere auch Biomasse. Denn mit der Verbrennung von naturbelassenen Holzhackschnitzeln, Altholz, Agrarabfällen oder Astschnitten bei über 1.000 Grad Celsius lässt sich in den Biomasse-Heizkraftwerken nicht nur umweltfreundlich Strom erzeugen, ohne dass zusätzliche Treibhausgase entstehen, sondern auch Wärme gewinnen. Auf diese wirtschaftliche und ökologische Kombination baut der Schweizer Energielieferant EBL (Genossenschaft Elektra Baselland) in Liestal im Schweizer Kanton Baselland. Der Energieversorger fördert seit Jahrzehnten gezielt die Nutzung erneuerbarer Energien. Seine Vision: Die Lebensqualität der Menschen verbessern und den kommenden Generationen eine intakte und lebenswerte Umwelt ermöglichen. Dazu entwickelt, baut und betreibt EBL mehrere BMHKW an verschiedenen Standorten – unter anderem in Pratteln. Die erzeugte Wärme speist der Anbieter in sein Fernwärmenetz, mit dem er mehrere Gemeinden versorgt.
Befeuert wird das Heizkraftwerk mit Waldhackgut sowie mit Altholz der Qualitätsklassen A1 und A2. Das Ausgangsmaterial liegt in der Größe P 100 vor, damit beträgt die maximale Länge der Partikel weniger 350 Millimeter.
Um das unterschiedliche Schüttgut zu lagern, zu fördern und zu dosieren, setzt EBL auf die Vecoplan AG. Das Unternehmen entwickelt und fertigt Maschinen und Anlagen für die Ressourcen- und Recyclingwirtschaft. „Zu unseren Aufgaben gehören Dienstleistungen wie Planung, Beratung, ein ganzheitliches Projektmanagement, ein umfassender Service sowie Montage, Inbetriebnahme und Wartung“, erklärt Michael Mützel, Gebietsverkaufsleiter Geschäftsbereich Wood I Biomass, Vecoplan. Bei diesem Projekt gab es einige Herausforderungen. „Wir mussten bei den gegebenen, doch recht engen Platzverhältnissen eine Lösung entwickeln, die ein großes Lagervolumen ermöglicht und das Material effizient zum Kessel fördern kann.“
Anlagen von der Stange kamen also nicht in Frage. Um das Alt- und Frischholz sicher und zuverlässig zu transportieren, galt es, die verschiedenen Förderkomponenten detailgenau aufeinander abzustimmen. „Für die Zwischenlagerung des angelieferten Materials haben wir das ursprüngliche Kran-Konzept geändert und eine Variante mit Be- und Entladeförderern entwickelt“, beschreibt Michael Mützel. Um das alles überhaupt umsetzen zu können, mussten die Unterlagen für die Baugenehmigung geändert werden. Vecoplan lieferte die komplette Maschinentechnik von der Annahme über die Lagerung bis zum Kessel inklusive der Steuerungen. Die Spezialisten übernahmen das Engineering, kümmerten sich um den Stahlbau und die Montage und unterwiesen anschließend die Mitarbeiter.
LKW mit Ladevolumen von 90 Kubikmetern liefern die Biomasse an und geben diese auf einen Schubboden auf. Dieser besteht aus hydraulisch angetriebenen nebeneinanderliegenden Schubstangen, die sich wechselseitig langsam vor und zurück bewegen. Dadurch gelangt die Biomasse mit einer Leistung von 270 Kubikmetern in der Stunde zur Zwischenlagerung in Boxen. Auf dem Weg dorthin müssen Fremdkörper wie Metalle oder Überlängen entfernt werden. Dazu wurde ein Überbandmagnet in die Linie installiert, der zum Beispiel Schrauben oder Nägel aus der Masse zieht. Ein Scheibensieb befreit anschließend die Biomasse von zu langen Hölzern. Die aussortierten Überlängen gelangen direkt zu einem Container.
In einem Lager mit einem Volumen von dreimal 1.000 Kubikmetern wird das aufbereitete Material gespeichert. Anschließend geben Dosierschnecken das Material auf die Fördertechnik auf. Ein Kratzkettenförderer transportiert das Material ins Kesselhaus, wo ein weiterer Förderer das Schüttgut mit einer Leistung von 50 Kubikmetern in der Stunde in einen Vorlagebehälter mit Austragschnecke aufgibt. Mit 25 Kubikmetern in der Stunde beschickt diese den Kessel mit dem Brennstoff. „Mit der individuellen Kombination hochwertiger Komponenten ermöglichen wir dem Werk einen leistungsstarken und sicheren Anlagenbetrieb“, betont Vecoplan-Projektleiter Michael Müller. „Wir haben alle Bestandteile der Aufbereitungslinie entsprechend der Annahmezyklen und dem Brennstoffbedarf dimensioniert.“
Markus Vögele, Projektmanager Wärme bei EBL, ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Er hebt besonders das effiziente Projektmanagement von Vecoplan hervor. „Im Oktober 2014 gaben wir den Plan frei, von März bis August 2015 montierten die Techniker die Anlagen und im Dezember konnten wir schon mit dem geregelten Kesselbetrieb starten.“ EBL profitiert nun nicht nur von einem effizienten Fördersystem, sondern auch von einer guten Raumnutzung. „Für uns als Betreiber ist es wichtig, dass die Anlage läuft. Und das tut sie“, resümiert Vögele.