Die Auswertung zeige ein stabiles Wachstum der globalen Bioplastics-Industrie. „Der Weltmarkt für Biokunststoffe wird in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich um rund 25 Prozent wachsen“, sagt Hasso von Pogrell, Geschäftsführer von European Bioplastics. „Dieser Trend ist dank der steigenden Nachfrage nach nachhaltigen Produkten sowohl von Verbrauchern als auch von Markeninhaber, einer stärkeren politischen Unterstützung für die Bioökonomie und den kontinuierlichen Bemühungen der Biokunststoffindustrie, innovative Materialien mit verbesserten Eigenschaften und neuen Funktionen zu entwickeln, möglich.“
Die weltweiten Produktionskapazitäten für Biokunststoffe würden in den kommenden Jahren weiter ansteigen von rund 2,11 Millionen Tonnen im Jahr 2018 auf etwa 2,62 Millionen Tonnen bis 2023. Biopolymere wie PLA (Polylactide) und PHA (Polyhydroxyalkanoate) seien die größten Wachstumstreiber im Bereich der biobasierten und biologisch abbaubaren Kunststoffe. PHA seien eine wichtige Polymerfamilie, die sich lange Zeit in der Entwicklung befand und nun in kommerziellen Mengen auf dem Markt erhältlich sei. Die Produktionskapazitäten für PHA würden in den kommenden fünf Jahren voraussichtlich um das Vierfache steigen. Diese Polyester seien 100 Prozent biobasiert, biologisch abbaubar und würden eine Fülle an Eigenschaften abhängig von ihrer chemischen Zusammensetzung bieten. Die Produktionskapazitäten für PLA verzeichneten ebenfalls ein starkes Wachstum und würden bis 2023 voraussichtlich um 50 Prozent ansteigen. PLA sei ein vielseitiges Material mit hervorragenden Barriereeigenschaften, das in verschiedenen Sorten erhältlich und damit ein idealer Ersatz für PP (Polypropylen), PS (Polystyrol) und ABS-Kunststoffe in anspruchsvolleren Anwendungen sei.
Biobasiere, haltbare Kunststoffe, wie die sogenannten Drop-in Lösungen biobasiertes PE (Polyethylen) und biobasiertes PET (Polyethylentherephthalat) sowie biobasiertes PA (Polyamide), machten derzeit rund 48 Prozent (1 Million Tonnen) der weltweiten Produktionskapazitäten von Biokunststoffen aus. Die Produktion von biobasiertem PE werde aufgrund neuer geplanter Kapazitäten in Europa weiter ansteigen. Der angekündigte Ausbau der Kapazitäten für PET sei nicht wie in den vergangenen Jahren vorhergesagt realisiert worden. Stattdessen habe sich der Fokus auf die Entwicklung von PEF (Polyethylenfuranoat) verlagert, einem neuen Polymer, das voraussichtlich 2023 am Markt erhältlich sein werde. PEF sei vergleichbar mit PET, jedoch 100 Prozent biobasiert und weise verbesserte Barriere- sowie thermische Eigenschaften auf. Biobasiertes PP (Polypropylen) werde ebenfalls spätestens 2023 in kommerziellen Mengen auf dem Markt erhältlich sein. Auch hier werde aufgrund der vielseitigen Einsatzmöglichkeiten von PP in vielen verschiedenen Anwendungsbereichen mit einem starken Wachstum gerechnet.
Verpackungen blieben das führende Anwendungssegment für Biokunststoffe mit fast 65 Prozent (1,2 Millionen Tonnen) Anteil am gesamten Biokunststoffmarkt im Jahr 2018. Die Daten zeigten zudem, dass Biokunststoffe bereits in vielen weiteren Bereichen eingesetzt würden, einschließlich Textilien, Gebrauchsgüter, Anwendungen im Automobil- und Verkehrsbereich sowie im Landwirtschafts- und Gartenbereich.
Mit Blick auf die regionale Verteilung der Produktionskapazitäten bleibe Asien weiterhin der wichtigste Produktionsstandort. Über 50 Prozent aller Biokunststoffe seien 2017 in Asien produziert worden. Rund ein Fünftel der Produktionskapazitäten seien in Europa angesiedelt. Dieser Anteil werde bis 2023 voraussichtlich auf ein Viertel ansteigen. Das erwartete Wachstum werde durch politische Initiativen in mehreren europäischen Mitgliedstaaten wie Italien und Frankreich unterstützt.
Die für den Anbau nachwachsender Rohstoffe zur Produktion von Biokunststoffen genutzte Landfläche habe sich 2018 auf rund 0,81 Millionen Hektar belaufen. Dies entspreche einem Anteil von weniger als 0,02 Prozent an der weltweiten Landwirtschaftsfläche von 5 Milliarden Hektar. „Die genutzte Fläche für Biokunststoffe ist nach wie vor unbedeutend“, sagt Francois de Bie, Chairman of European Bioplastics, „97 Prozent werden als Weideland sowie für den Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln genutzt.“ Trotz des prognostizierten Wachstums der Produktionskapazitäten von Biokunststoffen in den kommenden fünf Jahren, werde der Anteil der Landfläche in etwa gleich bleiben.
Die Marktdaten 2018 seien in Zusammenarbeit mit dem Nova-Institut (Hürth, Deutschland) erhoben worden. Die Daten für die weltweiten Produktionskapazitäten von Biokunststoffen basierten auf der Marktstudie “Bio-based Building Blocks and Polymers” des Nova-Instituts (2019).