Metallmärkte schauen auf China und die USA

Es war definitiv kein gutes Jahr für den NE-Metallhandel. Vertreter mehrerer Unternehmen äußerten sich am Rande einer Tagung in Berlin enttäuscht über die letzten elf Monate.
Rainer Sturm, pixelio.de

„Wir hatten uns von 2018 deutlich mehr erwartet“, so ein Kupferhändler. „Letztlich bestand der Markt aber vorwiegend aus dem Verwalten hoher Bestände und abwarten auf das, was Herrn Trump gerade wieder einfällt“.

In der Tat liegt hier der Hase im Pfeffer: Die Auswirkungen der US-amerikanischen Sanktions- und Handelspolitik haben letztlich deutlich intensiver auf die Metallmärkte durchgeschlagen als ursprünglich erwartet. Die Auswirkungen waren durchaus kurios. So wird chinesisches Aluminium statt in die USA nach Europa geliefert, von dort geht es letztlich wieder in die Vereinigten Staaten – nur teurer.

Trump und China bestimmen die Märkte
Die Aluminiumnotierungen an der LME sind weiter eher enttäuschend, Dreimonatsware notiert aktuell bei etwa 1.930 US-Dollar, Aluminiumlegierungen bei 1.370 US-Dollar. Auch die Hersteller von Produkten freuen sich: Im dritten Quartal diesen Jahres stieg die Nachfrage nach europäischen Aluminiumfolien spürbar an, sie lag 6,4 Prozent über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Grund hierfür war keineswegs die Nachfrage in Europa sondern die starke Entwicklung in Übersee. Jeder Äußerung des US-Präsidenten, jede Nachricht über chinesisch-amerikanische Gespräche haben derzeit größere Auswirkungen auf die Märkte als fundamentale Daten.

Allenfalls bei Metallen, die mengenmäßig eher in der zweiten Reihe stehen – beispielhaft sei Nickel genannt – interessiert es, ob Minen auf den Philippinen wieder geöffnet werden können oder nicht. Die Nickelpreise waren in den letzten Tagen unter Druck geraten, weil die philippinische Regierung ihre bisher harte Haltung gegenüber einigen Minenbetreibern gelockert hatte und es deshalb nun zu einer erhöhten Förderung kommen kann. Aktuell wird Dreimonatsnickel um 10.800 US-Dollar gehandelt.

Durch Brexit im Schneckentempo
Auch die Auswirkungen des Brexit sind mittlerweile auf den Märkten spürbar. Bezieht man die vielen metallischen Produkte ein, die zwischen der EU und UK gehandelt werden, dann wird deutlich, wie groß der Markt zwischen dem Festland und der Insel ist. Dies war lange Zeit unterschätzt worden. Insbesondere die Zulieferindustrie von metallischen Kleinteilen, diese machen in Summe tausende Tonnen aus, spüren die Angst vor einen harten Brexit. Die verarbeitende Industrie auf beiden Seiten verhält sich abwartend und ordert kaum noch. Produziert wird auf Sicht, nicht auf Vorrat. Diese zögerliche Haltung der Industrie wirkt sich natürlich auch auf die Rohstofflieferanten aus. Der Metallhandel agiert im Schneckentempo.

Nicht besser ist es bei den Schrotten. Wo weniger produziert wird, fällt auch weniger Schrott an. Nun ist es nicht so, dass diese Schrottmengen unbedingt benötigt würden, denn Schrott ist mehr als genug vorhanden. Das Problem ist eher die Ruhe im Tagesgeschäft, es wird weniger gehandelt und dementsprechend weniger umgesetzt. Die Überkapazitäten auf dem Schrottmarkt sind natürlich nicht nur der Politik Trumps geschuldet sondern auch der chinesischen Importpolitik. Das Land der Mitte exportiert weniger, die Mengen fließen nicht ab.

Überraschende Wende bei Kupfer
Für Verwunderung sorgten die aktuellen Zahlen der Kupferstudiengruppe. Während man bisher von einem eher verhaltenem Angebotsdefizit ausgegangen war, teilte die Studiengruppe nunmehr mit, dass der weltweite Kupfermarkt in den ersten acht Monaten diesen Jahres ein Defizit von 259.000 Tonnen aufwies. Ursache hierfür sei eine hohe chinesische Nachfrage bei Neukupfer. Offenbar gleicht China nun die nicht mehr gewünschten Schrottmengen mit Primärware aus. Dem Vernehmen nach werden auch die Kupferkonzentrate deutlich knapper. Während die Kupfernotierungen in London derzeit um 6.155 US-Dollar liegen erwarten Analysten, dass es 2019 aufgrund der Angebotsverknappung deutlich nach oben gehen könnte.

Allerdings, und da schließt sich der Kreis wieder, nur wenn die politischen Rahmenbedingungen stimmen. Aus fundamentaler Sicht spricht wenig gegen festere Metallmärkte im kommenden Jahr.

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