Unter dem Motto „Zukunft Altholz“ fand am 20. September 2018 in Frankfurt am Main der jährlich stattfindende Altholztag des Bundesverbands der Altholzaufbereiter und -verwerter (BAV) statt.
Die Tagung und die Abendveranstaltung des Altholzverbandes führten mehr als 140 Gäste in die hessische Metropole. In den Reihen der Teilnehmer waren neben den bekannten Marktteilnehmern viele neue Akteure zu finden. Dieter Uffmann, Vorstandsvorsitzender des BAV, sieht darin ein Zeichen für einen immer stärker wachsenden Wunsch nach einer Vernetzung und dem Bedarf an Information in Zeiten von sich verändernden Rahmenbedingungen.
Jochen Kamm, Dieffenbacher GmbH, berichtete zum neuesten Stand der Entwicklung im Bereich der Altholzreinigung in der Holzwerkstoffindustrie. Durch den Einsatz von Sensor- und Röntgentechnik können Störstoffe effizient aus unterschiedlichen Altholzfraktionen aussortiert werden, unabhängig von Feuchteschwankungen oder hohen Feingutanteilen. Altholz kann hierdurch noch effizienter eingesetzt werden, heißt es vonseiten des Verbands.
Thomas Baldt, ZenRobotics Ltd, veranschaulichte in seinem Vortrag den Einsatz von Robotern und künstlicher Intelligenz bei der Abfallsortierung. Hierdurch lässt sich die Qualität bei der Altholzsortierung weiter erhöhen. Durch die durchgehende sensorbasierte Überwachung der Abfallsortimente sowie die lernfähige Steuerungssoftware können die Roboter eine Sortierreinheit von 98 Prozent Reinheit erzielen.
Über das Schwerpunktthema Feuerversicherung referierte Elmar Sittner, selbständiger Versicherungsberater. Sittner wies darauf hin, dass Recyclinganlagen aufgrund der Risikobewertung nur schwer versicherbar sind. In seinem Vortrag zeigte er auf, welche Strategien möglich sind, um einen Versicherungsschutz zu ermöglichen und diesen bezahlbar zu halten, heißt es weiter.
Dr. Annette Ochs, Verband der deutschen Kreislauf- und Ressourcenwirtschaft (BDE), informierte die Teilnehmer über die auf europäischer Ebene geplante Neueinstufung von Titandioxid als krebserregenden Stoff. Die Einstufung hätte erhebliche Auswirkungen auf die Verwertung von Altholz. Titandioxidhaltiges Altholz könnte im schlimmsten Fall als gefährlicher Abfall eingestuft werden. BAV und BDE sprechen sich gegen eine Einstufung als krebserregenden Stoff aus. Der Ausgang des Verfahrens ist noch offen.
Dr. Thomas Fack, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Altholzverordnung im BAV, berichtete über den gestarteten Novellierungsprozess der Altholzverordnung und stellt die fünf Forderungen des BAV-Positionspapiers zur Novellierung der Altholzverordnung vor: Hierzu zählen die Beibehaltung der vier Altholzkategorien sowie die Aufnahme prozessbegleitender Probenahmeverfahren. Der BAV setzt sich zudem dafür ein, dass künftig weiterhin beide Verwertungswege, stofflich und energetisch, als hochwertig anerkannt bleiben.
Dr. Holger Weimar, Thünen Institut, stellte das Projekt „Rohstoffmonitoring Holz“ und die damit verbundenen Erhebungen über das Aufkommen, Aufbereitung und Verwertung von Altholz in Deutschland vor. Im Jahr 2016 betrug das Marktvolumen für Altholz 2016 7,7 Mio. Tonnen. Neben marktspezifischen Daten beschrieb
Dr. Weimar auch die Verwertungswege und deren Entwicklung. Vor allem im Bereich der stofflichen Nutzung kündigt sich ein verstärkter Altholzeinsatz an.
Sylvain Laurent, vom französischen Recyclingverband FEDEREC, stellte die Besonderheiten des Altholzstromes in Frankreich vor. In Frankreich werden jährlich rund 6,5 Mio. Tonnen Altholz gesammelt. 31 Prozent werden energetisch und 38 Prozent stofflich verwertet. 31 % des Altholzes werden noch deponiert, erläutert Laurent. Die gesammelte Altholzmenge wächst jährlich um bis zu 6 Prozent durch die französischen Möbelrücknahmesysteme.
Julia Turner, Wood Recyclers Association (WRA), skizziert den Altholzmarkt in Großbritannien. Der Inselstaat wird sich in den kommenden Jahren vom Altholzexporteur zum -importeur wandeln. Der WRA strebt deshalb ein Deponieverbot für Altholz in GB an, um ungenutzte Potentiale auszuschöpfen. Der staatliche Feuer-Präventionsplan (Fire Prevention Plans) wirkt sich negativ auf den Holzbau aus, auch das englische Pendant zur Altholzverordnung, die „Classifying waste wood from mixed waste wood sources: RPS 207“, die ab 2019 in Kraft treten soll, weist noch wichtige Regelungslücken im Bereich gefährliche Hölzer auf.
Mario Montevirgen, Falkenbergs Returflis AB, beleuchtete politische und wirtschaftliche Einflussfaktoren auf den Altholzmarkt in Schweden und in Europa. Der europäische Markt wird in seinen Augen maßgeblich durch den Zubau zusätzlicher Verbrennungskapazitäten und neuer Holzwerkstoffproduktionsstandorte insbesondere in Osteuropa beeinflusst. Er sieht auch einen drastischen Nachfrageanstieg bei Waldhackschnitzeln sowie eine steigende Mitverbrennung in Müllverbrennungsanlagen, die sich auf den Altholzmarkt auswirken werden.
Der Termin für den nächsten Altholztag steht bereits fest. Er wird am 19. September 2019 in München stattfinden.