Bislang werden die Potenziale von Garten- und Parkabfällen aus Siedlungsgebieten, sogenanntem Grüngut, für eine hochwertige Verwertung nur unzureichend ausgeschöpft, sei es stofflich als Kompost oder energetisch als Brennstoff.
Forscher des Witzenhausen-Instituts untersuchen nun, welche Mengen an Grüngut in Deutschland zur energetischen Nutzung erfasst werden können. Im Projekt Grün-OPTI arbeiten sie daran, wie Grüngut bestmöglich gesammelt, aufbereitet und stofflich-energetisch verwertet werden kann. Dafür befragten sie die Betreiber von 175 Behandlungsanlagen in Deutschland. Auf dieser Grundlage dokumentierten und bewerteten sie die bestehenden Erfassungssysteme und Anlagen.
Holziges Material vor der Kompostierung separieren
Rund drei Viertel der von den befragten Entsorgern betriebenen Grüngut-Kompostierungsanlagen trennen vor und/oder nach der Kompostierung holzige Materialien zur Brennstoffverwertung ab. Der Hauptvermarktungsweg für diesen Brennstoff ist die Abgabe an Biomasseheiz(kraft)werke. Die Anlagen sortieren im Durchschnitt etwa 18% des eingebrachten Grünguts als Brennstofffraktion aus. Die Forscher gehen davon aus, dass eine thermische Verwertung von bis zu 30% möglich wäre. Projektleiter Dr. Felix Richter: „Ausgehend von etwa 5 Millionen Tonnen Grüngut pro Jahr kommen wir auf 1 bis 2 Millionen Tonnen Brennstoff, wenn wir die holzigen Anteile abtrennen. Wir untersuchen nun gemeinsam mit Nahwärmenetz-Betreibern, wie sich diese holzigen Anteile in KWK-Anlagen verwerten lassen. Meist entspricht das Material der DIN-Norm für Holzhackschnitzel.“ Die grünen und krautigen Anteile lassen sich zu hochwertigem Kompost verarbeiten.
Empfehlungen zur Sammlung und Verwertung von Grüngut / Gartenabfall
Im Hinblick auf eine optimierte stofflich-energetische Verwertung sollte Gartenabfall (Grüngut) getrennt erfasst werden. Doch große Mengen Grüngut, speziell auch sperrige Stücke, können häufig nicht über die Biotonne entsorgt werden. Dennoch sammeln noch immer nicht alle Gemeinden bzw. öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger (örE) zusätzlich zur Biotonne solche sogenannte überlassungspflichtige Bioabfälle getrennt. Das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) fordert eine solche getrennte Sammlung seit Anfang 2015.
Während im Jahr 2014 nach Erhebung des Instituts im Bundesdurchschnitt pro Einwohner und Jahr 62 kg Grüngut erfasst wurden, liegt das mögliche Potenzial mit 178 kg pro Einwohner und Jahr fast dreimal so hoch.
Diese Faktoren beeinflussen, welche Mengen an Grüngut die Entsorgungsträger erfassen:
- Art der Erfassung: Hol- bzw. Bringsysteme
- Grüngutfraktion: Holziges Grüngut, krautiges Grüngut, Laub
- Gebühr: Kostenfrei, kostenpflichtig, mengenabhängig, fraktionsabhängig
- Abfuhrrhythmus bei Holsystemen: Fix, auf Abruf, Anzahl Abfuhrtermine
- Öffnungszeiten bei Bringsystemen: Saisonal, ganzjährig, täglich, wöchentlich
- Sammelbehälter bei Bringsystem: Container, offener Haufen, Müllfahrzeug
- Erreichbarkeit der Sammelstelle bei Bringsystem: Einwohner bzw. km2 pro Sammelstelle
Es zeigt sich, dass die erfasste Menge steigt, wenn häufiger gesammelt wird, und viele, gut verteilte und erreichbare Sammelplätze vorhanden sind – und insbesondere, wenn haushaltsübliche Mengen gebührenfrei abgegeben werden können. Bei gebührenfreier Abgabe liegt die erfasste Menge mit 75 kg pro Einwohner und Jahr fast doppelt so hoch wie bei der gebührenpflichtigen Variante. Fazit der Forscher: Für eine möglichst hohe Verwertungsrate sollten die Entsorger bei der Erfassung Komfort und Service verbessern, möglichst durch kostenlose Abholung statt gebührenpflichtige Ablieferung an (wenigen) Abgabestellen.
Grüngut effizient aufbereiten
Auf drei Grüngutbehandlungsanlagen führten die Forscher wiederholte Praxisuntersuchungen durch. Dabei kooperierten sie mit dem Abfallwirtschaftsbetrieb des Wetteraukreises, der Rhein-Hunsrück-Entsorgung sowie dem Zweckverband Abfallwirtschaft Kreis Bergstraße. Gemeinsam mit diesen Praxisbetrieben untersuchten sie, welche Faktoren für eine effiziente Aufbereitung von Grüngut zu beachten sind, um qualitativ hochwertigem Kompost und Brennstoff zu erzeugen. Auf dieser Grundlage erarbeiteten sie Handlungsempfehlungen für eine ressourcenschonende stofflich-energetische Nutzung. Im nächsten Schritt definierten sie Erfolgskriterien für eine Wertschöpfungskette „holziges Grüngut“. Die mögliche Einsparung von Treibhausgas-Emissionen wäre beträchtlich: Durch die Erzeugung von Kompost und regenerativer Energie ließen sich bei den derzeit pro Jahr erfassten Mengen von 4,7 Millionen Tonnen Grüngut etwa 3,3 Millionen Tonnen CO2 einsparen.