Diese eignet sich bereits nach kurzer Tragdauer durch seine modebewussten Besitzer überwiegend nicht mehr zur weiteren Verwendung als Second-Hand-Ware. Die ökologischen und ökonomischen Auswirkungen dieses Fast Fashion Trends war ein Schwerpunktthema des 7. Internationalen bvse-Alttextiltages in der Schweiz.
„Noch nie waren die Container so voll“, berichtete der Vorsitzende des bvse-Fachverbands Textilrecycling, Martin Wittmann, über die Rekord-Sammelmengen, in der die „Ex-und-hopp-Kleidung“ mittlerweile den Löwenanteil ausmacht. Seit dem Frühjahr quellen die Altkleidercontainer in ganz Deutschland über. Eine eindeutige Begründung gibt es für diese konzentrierte Aussortierwut nicht, dafür aber umso mehr Probleme mit dem Abfluss in eine möglichst hochwertige ressourcen- und umweltschonende Textilrecyclingkette, die an erster Stelle die Wiederverwendung als Second-Hand-Ware und an zweiter Stelle das Recycling anstrebt.
Für die von der Fast-Fashion-Industrie überwiegend produzierte „Wegwerfware“ fehle es an Abnehmern. Sie stelle aufgrund ihrer minderwertigen Materialzusammensetzung – meist aus synthetischen Stoffen – keine Option für eine ökologisch wertvolle und ressourcenschonend sinnvolle Verwendung als Second-Hand-Ware dar und auch das Recycling gestaltet sich aufgrund der vorwiegend eingesetzten Materialmixe oft als schwierig bis unmöglich.
„Um auf dem Zukunftsmarkt mitspielen zu können, wird die engere Zusammenarbeit unserer Branche mit der Modeindustrie ein zunehmend wichtiges Thema“, machte Wittmann vor den rund 100 Teilnehmern des Alttextiltages deutlich. Die Vorgaben im neuen EU-Abfallpaket nehmen in verstärktem Maße nun auch die Textilindustrie in die Pflicht für einen verantwortungsvollen Umgang mit den für die Herstellung von Bekleidung eingesetzten endlichen Ressourcen. In der logischen Konsequenz „sind die Mode-Produzenten gefordert, zukünftig auf nicht recycelbare Stoffmischungen zu verzichten“, so Wittmann.
Intensiv beobachten und begleiten sollte die Textilrecyclingbranche die mittlerweile von zahlreichen Start-ups und Initiativen initiierten Projekte und Entwicklung zum Faserrecycling. Dieser Markt wird in der Zukunft mehr an Bedeutung gewinnen. Hier liegen gute Chancen für gemeinsame Kooperationen zwischen der Textilrecyclingbranche und den Herstellern. Die Textilrecyclingkette ist mit ihrer Expertise in der Lage, den Textilproduzenten genau die hochwertigen und spezialisierten Recyclingqualitäten zu liefern, die diese als Input für die Herstellung von Recyclingfasern brauchen“, betonte Wittmann. Es sollte jedoch auf keinen Fall in die Richtung gehen, dass die Hersteller, vorbei an der bewährten und systemerfahrenen traditionellen Textilrecyclingbranche, eigene Sammel- und Anlagenstrukturen bauen und der Branche insgesamt Material entziehen“, fügte der Alttextilexperte hinzu.
Bei der Anwendung des Faserrecyclings sollte es den Bekleidungsherstellern nicht nur darum gehen, die Schlagzahl neuer Modekollektionen weiter zu erhöhen. „Die Wiederverwendung muss nach dem Nachhaltigkeitsprinzip des Kreislaufwirtschaftsgesetzes weiter an erster Stelle stehen und das klassische Textilrecycling muss auch in Zukunft Vorrang vor der Reißerei haben und darf nicht davon verdrängt werden“, machte Wittmann deutlich.