Zumindest darin waren sich alle einig: Die Recyclingfähigkeit vieler Kunststoffverpackungen und die Qualität der Sammlung müssen besser werden. Ob die ambitionierten Zielvorgaben des Verpackungsgesetzes bereits in den ersten Jahren erreicht werden können, blieb weitgehend offen.
Design for Recycling und Qualität der Sammlung sind entscheidende Voraussetzungen für mehr und hochwertiges Recycling. Das wurde in der von Dr. Jürgen Bruder, Hauptgeschäftsführer bei der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, moderierten Runde an vielen Stellen deutlich. BKV-Geschäftsführer Rainer Mantel hatte bereits in seiner Begrüßung darauf hingewiesen, dass analog zum Titel der Veranstaltung „Herausforderung Verpackungsgesetz – alle sind gefordert“ die gesamte Wertschöpfungskette gefragt sei. Der Gesetzgeber, so zeigte Dr. Matthias Klein, der im Bundesumweltministerium maßgeblich am Verpackungsgesetz mitgewirkt hat, in seinem Vortrag auf, hat seinen Job fürs Erste gemacht. Der Abgleich mit dem kürzlich in Brüssel verabschiedeten Kreislaufwirtschaftspaket zeige aber, dass das Verpackungsgesetz, kaum in Kraft, schon seine erste Novelle erleben könnte, wenn auch nicht vor Ende nächsten Jahres. Doch würden die erforderlichen Nachbesserungen das Gesetz „nicht auf den Kopf stellen“, so Klein.
„Produktverantwortung ist mehr als Systembeteiligung“, das wurde im Vortrag von Gunda Rachut, Vorstand Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister überdeutlich. Sie kündigte an, dass Ende Juni der Entwurf einer Orientierungshilfe für recyclinggerechtes Design zur Konsultation veröffentlicht werde. Darüber hinaus prognostizierte sie einen deutlichen Anstieg der Lizenzmenge: „Die Einrichtung des Registers zeigt jetzt schon massiv Wirkung“, berichtete sie in Bad Neuenahr.
Dass die materialbezogene Quote ganz entscheidend vom Beteiligungsgrad der Inverkehrbringer abhängt, haben offenbar auch die Systembetreiber vor Augen. Dr. Fritz Flanderka, Geschäftsführer der Reclay Group, sprach von einem „doppelten Hebel“: Die Anhebung der Recyclingquote und die Zunahme der Beteiligungen würden letztendlich gegenüber heute eine Verdoppelung der zu recycelten Menge erforderlich machen. Doch bleibt Flanderka vorsichtig optimistisch: Die Vorgaben seien aus seiner Sicht ambitioniert, aber gerade noch erfüllbar. Voraussetzung sei, dass sich die Qualität der Sammelmenge deutlich verbessere.
Das sieht Dr. Wolf Karras vom Wettbewerber RKD Recycling Kondor genauso, zeigt sich aber hinsichtlich der Erfüllbarkeit der materialspezifischen Quoten etwas skeptischer. Die sammelmengenbezogene Quote – 50 Prozent der im Gelben Sack oder in der Gelben Tonne gesammelten Menge – halte er dagegen für sinnvoll. „Das wird teurer“, prognostiziert Karras, weil man an die jetzigen Sortierreste ranmüsse, um mehr Material zu generieren. Dafür könnten dann auch rohstoffliche Verwertungsverfahren das Mittel der Wahl werden.
Kein Problem bei der Quotenerfüllung sieht Dr. Clemens Pues, Vertriebsleiter Wertstoffe bei der Tönsmeier Unternehmensgruppe, die unter anderem auch Sortieranlagen betreibt. Es sei mit ausreichenden Sortierkapazitäten zu rechnen. Er bestätigte die Vertreter der dualen Systeme in der Einschätzung, dass die gesammelten Verpackungsabfälle in der Qualität immer stärker nachgelassen haben, seit die Kommunikation in Richtung Verbraucher mit Aufkommen des Wettbewerbs fast nicht mehr stattfinde. Hier müsse sich im Schulterschluss mit den Kommunen dringend etwas ändern.
Der bvse-Fachverbandsvorsitzende Dr. Dirk Textor machte deutlich, dass es entscheidend darauf ankomme, dass in Zukunft eine ernsthafte fachliche Kommunikation zwischen Herstellern, Sortieranlagen, dualen Systemen und Recyclingunternehmen stattfinde. Genau daran habe es in der Vergangenheit gefehlt. Diese sei erforderlich, um zum einen die anspruchsvollen Recyclingquoten zu erreichen und zum anderen, um wettbewerbsfähige Recyclingprodukte auf den Markt bringen zu können.