Rehbock betonte, dass diejenigen, die bisher auf den Export gesetzt haben, umdenken müssten. „Vergeuden Sie nicht zu viel Energie damit, Alternativen für China zu suchen. Vietnam, Malaysia, aber auch osteuropäische Länder, wie beispielsweise Polen, sind allenfalls temporäre Lösungen. Diese Länder werden sehr schnell, sehr genau darauf achten, welche Materialqualitäten sie hineinlassen und welche nicht“, erklärte er.
Rehbock wies in seiner Rede darauf hin, dass das Thema Kunststoffrecycling in den letzten sieben Monaten eine große Medienresonanz hatte. „Das ist insoweit gut, weil dadurch die Bedeutung des Kunststoffrecyclings einer breiten Öffentlichkeit bewusst geworden ist. Andererseits diskutieren jetzt nicht mehr nur Experten, sondern eine breite Öffentlichkeit unsere Themen. Das bedeutet für uns, dass wir genau darauf achten müssen, unsere Positionen gut und verständlich zu erklären.“
Das sei eine Herausforderung, aber auch eine Chance für die Branche. „Wir müssen jetzt und nicht irgendwann gute Rahmenbedingungen für die Kreislaufwirtschaft in Europa schaffen.“
Es sei deshalb an der Zeit, die Recycling-Strukturen in Deutschland vom Kopf auf die Füße zu stellen und endlich nach Qualitätskriterien auszurichten. Rehbock: „Unsere Forderung ist deshalb ganz klar: Das Kunststoffrecycling muss ausgebaut und gefördert werden. Grundsätzlich gilt: Recycling vor Verbrennen und Qualität vor Quantität.“
Spätestens hier müsse aber auch die Sprache auf die Recyclingfähigkeit der Kunststoffprodukte kommen. Kunststoffprodukte müssten so hergestellt werden, dass sie auch recycelt werden können. Rehbock kritisierte: „Da sind wir in Deutschland noch nicht gut genug. Wir benötigen dafür einen intensiven Austausch zwischen denen, die Produkte designen und produzieren sowie denen, die sie recyceln.“
Der bvse-Hauptgeschäftsführer wiederholt daher das Angebot seines Verbandes, gemeinsame Working-Groups einzurichten, die sich zu technischen Fragen austauschen oder sich beispielsweise auch auf praxisnahe Standards verständigen können.
Rehbock forderte in seiner Eröffnungsrede Industrie und insbesondere die öffentliche Hand auf, mutiger zu werden und endlich mehr Recyclingprodukte einzusetzen. Möglichkeiten dazu gebe es von der Elektro- oder der Autoindustrie bis hinein in den Baubereich. „Da haben wir noch jede Menge Luft nach oben.“
Er warnte davor, in Verbotsdiskussionen abzugleiten. „Unsere heutige Gesellschaft, unsere europäische Volkswirtschaft ist ohne Kunststoffe nicht denkbar.“ Es komme darauf an, wie mit den Abfällen umgegangen werde und verwies darauf, dass in Europa jährlich 25 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle anfallen. Nur 30 Prozent davon würden recycelt.
Das sei viel zu wenig, kritisierte der bvse-Hauptgeschäftsführer und forderte ein europaweites Deponieverbot. Rehbock: „Solange die Deponierung, aber auch die Verbrennung der leichtere Weg ist, solange werden wir hier nicht weiter kommen.“
Deshalb setze sich der bvse dafür ein, dass EU-Kreislaufwirtschaftspaket in diesem Punkt nachzubessern. Die Erfahrung in Deutschland habe gezeigt, dass erst mit dem Verbot der Deponierung von unbehandelten Abfällen, die Aufbereitungstechnik und insbesondere die Abfallverwertung deutliche Fortschritte machen konnten.