Dabei könnten Unternehmen mit einer durchdachten Entsorgungsstrategie bares Geld sparen: Bis zu 50 Prozent der Kosten können minimiert werden, wenn der eigene Entsorgungsprozess in Hinblick auf anfallende Reststoffe konsequent analysiert und optimiert werde.
Dass die reine Masse in der Rechnung eine Rolle spiele, liege auf der Hand: Je seltener die Entsorgungstransporter anrollen und volle Abfallcontainer leeren müssten, umso günstiger werde es für den Auftraggeber. Für den Weiterverkauf des abtransportierten Materials sei im nächsten Schritt die Sortenreinheit ausschlaggebend. „Wenn ein Material bereits im Unternehmen optimal vorsortiert und getrennt wird, steigt der Wiederverkaufswert. Das kann durchaus eine Einsparung in siebenstelliger Höhe ausmachen, je nach Materialart und Menge.“, erklärt Nadine Antic, Geschäftsführerin der GlobalFlow GmbH, die sich auf Effizienzmaßnahmen in Entsorgungsprozessen spezialisiert hat.
So strukturierte GlobalFlow beispielsweise beim Automobilzulieferer Selectrona die interne Entsorgung der vorwiegend hochwertigen Materialien neu, um eine möglichst qualitativ einwandfreie Rückführungsquote der Kunststoff-Metall-Verbindungen zu erreichen und Abfälle zu reduzieren. Im neuen System vermischten sich die Reststoffe (insbesondere optisch gleichartige Kunststoffe) nicht mehr, sondern gelangten in den Kreislauf zurück. Das Ergebnis: 40 Prozent weniger Abfall und signifikant gesunkene Entsorgungskosten.
Eine unvoreingenommene Analyse bestehender Prozesse könne also versteckte Potenziale aufdecken, die mitunter jahrelang brach gelegen haben. Wenn es um nachhaltiges Produzieren gehe, sei die Sorge vor hohen finanziellen Investitionen und langfristig gebundener Arbeitskraft seitens der Unternehmen unbegründet. Simple und durchdachte Maßnahmen ließen sich beinahe immer ohne großen monetären und personellen Aufwand in den Arbeitsalltag integrieren und hätten trotzdem enorme Durchschlagskraft.
Wer in der Zukunft weiterhin kosteneffizient produzieren wolle, werde aufgrund der ansteigenden Rohstoffknappheit um ein nachhaltiges Konzept zum Umgang mit eigenen Ressourcen nicht herumkommen. Denn nicht zuletzt die Politik fordere von Unternehmen, zukünftig mehr Verantwortung beim Thema Nachhaltigkeit zu übernehmen. Konkret hätten Deutschland und die Europäische Union bereits gesetzliche Regelungen verschärft. Letztes Jahr beispielsweise trat die Novellierung der Gewerbeabfallverordnung in Kraft. Abfallerzeuger müssen seither die Abfallentsorgung strikter dokumentieren und Nachweise zur Entsorgung vorzeigen.
Weitsichtigkeit sei gefragt in Hinblick auf endliche Ressourcen, denn Material, das heute entsorgt werde, sei faktisch der Rohstoff von morgen. Und damit ein maßgeblicher Baustein dafür, das produzierende Gewerbe über Jahre hinaus zu stabilisieren. Den unternehmerischen Vorteil neben allem politischen Druck zu erkennen, berge aber gleichzeitig die Möglichkeit, aktiv nachhaltiges Zukunftsmanagement zu betreiben, legt Antic dar: „Das Thema Entsorgung hat einen konkreten ökonomischen und ökologischen Nutzen. Produktionsabfälle als Sekundärstoffe wiederzuverwenden und Abfallströme zu optimieren oder neu zu entwickeln, reduziert Kosten im Unternehmen und schont Ressourcen – eine Win-win-Strategie für Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft.“