Zum 20-jährigen Jubiläum konnte KUMAS in diesem Jahr die Gäste der Bayerischen Abfall- und Deponietage begrüßen, auch wenn es „erst“ die 19. Veranstaltung war.
Zu Beginn gab es traditionell einen Ausblick auf die aktuellen rechtlichen Entwicklungen auf europäischer und nationaler Ebene. Wichtigstes Thema im Vortrag von Dr. Andreas Jaron (BMUB) war natürlich die künftige Regierung und ihre Pläne in Hinsicht auf die Kreislaufwirtschaft. Der Koalitionsvertrag sehe vor, das „erfolgreiche deutsche Modell weiterzuentwickeln“. Dazu würden anspruchsvolle Recyclingquoten, Wettbewerb und Produktverantwortung gehören. Zudem solle mehr für Abfallvermeidung und Recycling getan werden. Die Produktverantwortung solle weiterentwickelt werden mit Blick auf Themen wie Langlebigkeit, Reparierbarkeit und Wiederverwendbarkeit. Darüber hinaus sollen Recyclingpotentiale weiterer Abfallströme wie Altholz, Alttextilien und Altreifen stärker genutzt werden. Jaron betonte, dass bei allen Maßnahmen sowohl die Orientierung am Stand der Technik als auch die Umsetzung europäischen Rechts notwendig sei.
In Hinblick auf die EU mit dem Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft und dem Legislativpaket kritisierte Jaron, dass die EU die Umsetzung auf die Mitgliedsstaaten abwälze. Er führte aus, dass bei immer höheren Recyclingquoten die Qualität des Materials abnehme. Zudem gebe es technische Grenzen, die von der Politik nicht immer erkannt würden. Er kritisierte zudem, dass das Kreislaufwirtschaftspaket nicht gut verhandelt worden sei, weil es am Ende zu schnell gehen musste.
Digitalisierung nutzen
Dr. Holger Berg vom Wuppertal-Institut erläuterte die Möglichkeiten einer digitalen Kreislaufwirtschaft. Grundsätzlich eigne sich die Kreislaufwirtschaft sehr gut für die Digitalisierung, sei aber im Vergleich zu anderen Bereichen in dieser Hinsicht noch nicht besonders entwickelt. Berg betonte, dass unter Digitalisierung mehr zu verstehen sei als nur Industrie 4.0, auch Themen wie Internet der Dinge, Data Analytics, Social Media, künstliche Intelligenz und Automatisierung würden darunter fallen. So würden neue Wege bei der Produktion und Organisation entstehen, die wiederum neue Produkte, Kommunikationsmodelle und Geschäftsmodelle mit sich bringen würden. Berg betonte, dass digitale Technologien in der Kreislaufwirtschaft nur dort eingesetzt werden sollten, wo sie sinnvoll sind.
Ein wichtiger Bereich sei dabei das heute bestehende Informationsdefizit in der Kreislaufwirtschaft. Dies führe unter anderem zu erhöhten Transaktions- und Suchkosten und einer verzerrten Wahrnehmung durch potentielle Kunden. Für viele dieser Informationsdefizite gebe es bisher keine Lösung. Die digitale Transformation könne dabei den „Missing Link“ zur Kreislaufwirtschaft darstellen, so Berg. So könnten beispielsweise Stoff- und Informationsflüsse koordiniert werden. Wenn Abfall zu einer zu verarbeitenden Ressource werden soll, müssten Informationen über die stoffliche Zusammensetzung, Nutzungsmuster oder den Verbleib im Abfallsystem effektiv erzeugt, gesammelt, verarbeitet und wieder zur Verfügung gestellt werden, führte Berg weiter aus. So wären effiziente, marktbasierte Lösungen statt einer reinen Regulation möglich.
Die Würfel sind gefallen
Über die aktuellen Entwicklungen im Deponierecht berichtete Dr. Karl Biedermann vom BMUB, für den es auch gleichzeitig der letzte Auftritt auf der KUMAS-Veranstaltung war. Dr. Biedermann wird im Frühjahr in den Ruhestand gehen. In der EU seien „die Würfel gefallen“, so Biedermann in Bezug auf das Kreislaufwirtschaftspaket. Zu den wesentlichen Zielen gehöre das Ablagerungsverbot verwertbarer Abfälle ab 2030. Damit solle die Abfallhierarchie konsequenter umgesetzt werden. Hierzu würden auch die Förderung des Recyclings durch getrennte Sammlungen, eine Pflicht zur Förderung des selektiven Rückbaus und Trennsysteme für Bauabfälle sowie eine Getrenntsammelpflicht für Bioabfälle gehören. Auch für getrennt gesammelte Abfälle gelte ein Ablagerungsverbot, hiervon seien lediglich Reststoffe aus dem Recycling ausgenommen. Ab 2035 dürften darüber hinaus nicht mehr als 10 Prozent der Siedlungsabfälle abgelagert werden. Die 12 Mitgliedsstaaten, die 2013 mehr als 60 Prozent ihrer Siedlungsabfälle deponiert haben, würden eine Fristverlängerung bis 2040 erhalten, müssten aber bis 2035 ein Zwischenziel von 25 Prozent erreichen.
Biedermann kritisierte, dass die Ziele der EU und die Lebenswirklichkeit in den meisten Mitgliedsstaaten immer noch weit auseinanderklaffen würden. 21 Staaten seien noch weit vom Zehn-Prozent-Ziel entfernt. Es sei zwar eine gewisse Entwicklung zu erkennen, diese werde aber vermutlich nicht ausreichen. Und er zweifelte an, dass das Paket zu einer deutlichen Verbesserung bei der Siedlungsabfallentsorgung in Europa führen werde. Für Deutschland seien die Entwicklungen aber nicht besonders dramatisch, „das Schlimmste konnten wir verhindern“, so Biedermann.
Einen ausführlichen Bericht über die Veranstaltung lesen Sie in der nächsten Ausgabe des RECYCLING magazins.