bvse warnt vor Übernahme des Dualen Systems durch Remondis

Die Bestrebungen von Remondis die Duales System Holding zu erwerben, halten unvermindert an. Ein Gespräch zwischen dem Entsorgungskonzern mit Sitz in Lünen und Vertretern des Bundeskartellamtes soll es Mitte Dezember 2017 in Bonn gegeben haben.
Andreas Morlok, pixelio.de

Wenn Remondis die Möglichkeit erhält das Duale System zu erwerben, erwartet Eric Rehbock, Hauptgeschäftsführer des bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung, erhebliche Verwerfungen in der Recycling- und Entsorgungsbranche.

Immerhin ist Remondis mit einem Jahresumsatz von ca. 6,4 Milliarden Euro der mit großem Abstand führende Entsorgungskonzern in Deutschland. Andererseits ist die DSD GmbH mit ihrem Marktanteil von rund 40 % an der Verpackungsentsorgung aus privaten Haushalten das mit Abstand größte duale System. Rehbock: „Wir haben überhaupt kein Interesse daran, dass Remondis Rückschlüsse bezüglich der Kalkulationen mittelständischen Entsorgungsunternehmen ziehen kann.“

Wenn Remondis das Duale System Deutschland übernähme, müssten die an Entsorgungsaufträgen interessierten Remondis-Konkurrenten sich an den Sammel-Ausschreibungen der Remondis-Tochter DSD GmbH beteiligen. Dies lasse durchaus Steuerungsmöglichkeiten zu. Sortierung und Verwertung müssten erst gar nicht ausgeschrieben werden, so dass hier eine konzerninterne Vergabe erfolgen könne. Das könne Remondis auch außerhalb des Bereichs der Verpackungsentsorgung einen erheblichen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Rehbock befürchtet von daher ein Existenzvernichtungsprogramm für kleinere und mittelständische Unternehmen der Branche, sollten diese Pläne tatsächlich realisiert werden.

Die Politik könne daher kein Interesse daran haben, dem Konzern auf Kosten des Mittelstandes einen derartigen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Auch das Modell der dualen Systeme, die für die Verpackungsentsorgung bisher Verantwortung tragen, sieht der bvse-Hauptgeschäftsführer gefährdet. „Faktisch läuft das zukünftig darauf hinaus, dass Handel und Inverkehrbringer eine Handvoll Entsorgungskonzerne beauftragen. Die Gefahr, dass diese sich die Bälle gegenseitig zuspielen, ist enorm. Am Ende würde dies nicht nur dazu führen, dass der Mittelstand der Branche in einem bedrohlichen Maße geschwächt werde, sondern auch, dass der Verbraucher letzten Endes die Zeche bezahlen muss“, ist sich Rehbock sicher.

Der bvse erwartet nichts weniger als eine neue Runde in dem knallharten Verdrängungswettbewerb von Remondis gegenüber mittelständischen Unternehmen. Wir erkennen schon heute, dass Remondis nicht so sehr in den Kategorien von Wettbewerb in der Kreislaufwirtschaft denkt, sondern an die Schaffung eigener, abgeschotteter Kreisläufe und Stoffströme, warnt der Recyclingverband, der rund 900 Mitgliedsunternehmen in Deutschland vertritt.

Remondis müsse als marktbeherrschend in einer ganzen Reihe von zentralen Märkten betrachtet werden. Beispielhaft können folgende Märkte benannt werden:

  • Marktbeherrschung Sonderabfall
  • Marktbeherrschung E-Schrott
  • Marktbeherrschung Altglas
  • Marktbeherrschung Altpapier

Bei Erwerb der DSD wäre die Marktbeherrschung von Remondis im Bereich des Kunststoffrecyclings nur noch eine Frage der Zeit.

Flächendeckende Rückführungssysteme trügen von sich aus im Kern das Konzept dualer Systeme und damit eine zwingende Tendenz zur Oligopol- oder gar zur Monopolbildung. Dem müsse durch dezentrale Vergabestrukturen entgegengewirkt werden, wenn man eine regional verankerte und mittelständisch geprägte Wirtschaftsstruktur erhalten wolle.

Der bvse fordert daher „nach wie vor und vehementer denn je“, dass die Ausschreibungen für Sammlung und Sortierung von Verpackungsabfällen aus privaten Haushalten nicht mehr von den dualen Systemen, sondern von neutraler Seite, etwa von der neugegründeten Zentralen Stelle, vorgenommen werden. Eine entsprechende Änderung des Verpackungsgesetzes könnte nach Ansicht des bvse-Hauptgeschäftsführers relativ unkompliziert und zeitnah in Angriff genommen werden. Er verwies hier beispielgebend auf die Bundesnetzagentur, die in den Märkten Telekommunikation und Post, Energie und Eisenbahnen durch regulatorische Entscheidungskompetenz und die Durchführung von Vergabeverfahren für einen soliden wettbewerblichen Rahmen sorgt.

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