Kreislaufwirtschaft ist die DNA der Schrottwirtschaft

Für das Ziel der EU-Kommission, die gesamte Wirtschaft in eine Kreislaufwirtschaft umzubauen, kann die Schrottwirtschaft beispielhaft vorangehen, erklärte die Präsidentin des italienischen Schrottverbandes ASSOFERMET METALL, Cinzia Vezzosi, vor über 80 Teilnehmern des bvse-Forums Schrott.
C. Nöhren, pixelio.de

Cinzia Vezzosi, die auch Vorsitzende der Fachgruppe European Ferrous Recovery and Recycling Federation (EFR) des Europäischen Dachverbandes Euric ist, fand große Zustimmung für ihr Statement, dass die „Kreislaufwirtschaft die DNA der Schrottwirtschaft“ ist, denn die Fe- und NE-Metallschrottwirtschaft schließe seit Jahrzehnten Kreisläufe und stelle den industriellen Abnehmern direkt einsetzbare Sekundärrohstoffe zur Verfügung.

Die EU (28) sei mit 88 Mio. Tonnen eingesetzten Schrotten im vergangenen Jahr der weltweit wichtigste und größte Schrottverbraucher. Der hohe Industrialisierungsgrad der Mitgliedsländer führe jedoch zu einem permanenten Schrottüberangebot. Für die EFR-Vorsitzende sei vor allem der freie Zugang zu den weltweiten Absatzmärkten für die Schrottwirtschaft essenziell, zumal der Stahlschrott-Verbrauch der europäischen Stahlindustrie seit mehreren Jahren stagniere. Aufgrund der bestehenden Stahlüberkapazitäten in Europa seien laut Vezzosi zudem auch keine deutlichen Verschiebungen in Richtung einer Ausdehnung der Elektrostahlproduktion zu erwarten.

„Auf dem Weg in eine echte Circular Economy müssen EU-Kommission und die Mitgliedstaaten eng kooperieren und die Vorgaben des EU-Kreislaufwirtschaftsgesetzes so gestalten, dass die Branche gefördert und nicht durch bürokratische Hürden oder Beschränkungen des freien Warenverkehrs belastet wird. Restriktionen und Barrieren schaden nicht nur der Branche und der damit eng verbundenen Stahlindustrie, sondern sie schaden der europäischen Wettbewerbsfähigkeit am Weltmarkt insgesamt“, erklärte die italienische Verbandspräsidentin.

„Es darf keine Abstriche an dem Ziel geben, den freien und fairen Handel mit offenen Grenzen zu erhalten. Nur über freie Marktzugänge kann die Wettbewerbsfähigkeit der Marktteilnehmer gestärkt werden“, machte Vezzosi unter großer Zustimmung der anwesenden Branchenvertreter deutlich.

Dem Plädoyer, den Freihandel zu stützen, schloss sich der Leiter des Vorstandsbüros der Salzgitter AG, Diplom-Volkswirt Alexander Heck, vorbehaltlos an. Allerdings sieht der Vertreter der Stahlbranche den Eingriff der EU-Kommission bei nachweislichen Regelverstößen gegen fairen Wettbewerb bei den Stahlimporten als dringend geboten. Seit der Finanzkrise im Jahr 2009 befänden sich die Stahlindustrie in Bedrängnis und hätten, neben einer Vielzahl von gesetzlichen Vorgaben und Regelungen, vor allem mit den Folgen weltweiter Überkapazitäten zu kämpfen.

„Die Folge der Überkapazitäten sind unzählige Handelsbeschränkungen im Stahlsektor weltweit, die uns noch einige Jahre erhalten bleiben. Stahl ist eine der wenigen Branchen, für die in der EU keine Einfuhrzölle bestehen. Die Folge ist, dass der offene EU-Stahlmarkt Importe, vor allem aus China, anzieht. Dies führte in 2016 zu Anti-Dumping Demonstrationen der Stahlbranche in Brüssel, die schließlich bei der EU-Kommission Gehör fanden und unter anderem zu Strafzöllen auf die Einfuhr von chinesischen Billigstähle führten“, so Heck.

„Allerdings sind diese EU-Handelsschutzmaßnahmen immer noch schwach im weltweiten Ländervergleich, in der eine Vielzahl unterschiedlichster tarifärer und nicht tarifärer Handelshemmnisse bestehen. Da, wo nachweislich Marktschädigungen durch Wettbewerbsverzerrungen entstehen, sollte die EU-Kommission schützend eingreifen. Anti-Dumping-Zölle sind nicht wettbewerbsbehindernd. Sie ermöglichen vielmehr einen fairen Wettbewerb“, machte Heck deutlich, der trotz allem positiv in die Zukunft schaut. „Die generell äußerst volatilen Stahlpreise befinden sich seit Jahresmitte wieder im Aufwärtstrend. Der europäische Stahlmarkt beginnt sich langsam zu erholen. Erste Investitionen sind wieder in Planung bzw. werden bereits durchgeführt. Wir glauben an den Stahlstandort Deutschland“, machte der Leiter des Vorstandsbüros der Salzgitter AG deutlich. Eine Aussage, die vom Auditorium aufmerksam und positiv aufgenommen wurde.

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