Fünf Jahre „Verarbeitung von Biokunststoffen“ haben umfassende Daten hervorgebracht, erklärt das Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe an der Hochschule Hannover. Diese sind in öffentlichen Datenbanken zusammengeführt und stehen nun Verarbeitern kostenlos zur Verfügung.
„Damit wurde die Grundlage geschaffen, um auch zukünftig verarbeitungsrelevante Daten zu erfassen und der Branche durch einen gezielten Technologietransfer anzubieten“, so Dr. Hans-Jürgen Froese vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in seinem Grußwort. Es ist das erste Projekt dieser Art, das das BMEL über seinen Projektträger, die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR), gefördert hat.
Die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Forschung stand dabei im Mittelpunkt, begleitet durch einen umfangreichen Transfer der Projektergebnisse des Verbundes in die Praxis. „Diese Anforderung war es letztlich auch, die unter den Verbundpartnern zu der Idee einer Datenbank führte“, so Prof. Hans-Josef Endres vom IfBB der Hochschule Hannover und Projektleiter des Verbundes in seinem eröffnenden Übersichtsvortrag und weiter: „Es war uns wichtig, die Daten anwenderfreundlich und übersichtlich, strukturiert, schnell zugänglich und verständlich aufzubereiten und den Nutzer an gleicher Stelle zu den richtigen Ansprechpartnern, den Kompetenznetzwerkpartnern, zu verlinken. Mittlerweile wurden die Daten in das Material Data Center und damit in eine der international bekanntesten Kunststoffdatenbank überführt.“
Bei der Abschlussveranstaltung wurden in Tandem-Vorträgen der wissenschaftlichen Projektpartner mit jeweils einem durch sie unterstützten KMU die Lücken aufgezeigt, die es Firmen teilweise unmöglich machen, einerseits ohne Unterstützung den richtigen biobasierten Kunststoff zu finden und diesen andererseits dann auch erfolgreich zu verarbeiten. Mit Unterstützung der einzelnen Projektpartner konnten die Anfangshürden erfolgreich überwunden und die entsprechenden Biokunststoffprodukte realisiert werden.
Dr. Erwin Baur von der Firma M-Base Engineering + Software und Betreiber des Material Data Centers verdeutlichte in seinem Vorschlag zur Fortführung der Datenerfassung und –bereitstellung, wie wichtig es heutzutage als Materialhersteller ist, seine Kunden auch mit Daten zur Verarbeitung der neuartigen Biokunststoffe zu versorgen. „Es reicht eben nicht mehr nur zwei Zahlen, die Firmentelefonnummer und den Preis, an Produkthersteller weiterzugeben. Wenn wir den Markt für biobasierte Kunststoffe tatsächlich merklich vergrößern und weiterhin ihren Weg bereiten wollen, kann dies langfristig nur gemeinsam mit den Werkstoffherstellern gelingen.“ Was für konventionelle Kunststoffe gang und gäbe ist, muss sich auch für Biokunststoffe etablieren: „Beinah alle Daten von konventionellen Kunststoffen werden von den Produzenten gerne und in hoher Qualität sowie Quantität bereitgestellt!“, so Baur.
Diese Aussagen wurden insgesamt von den Teilnehmern befürwortet: Noch sind die Biokunststoffe eine „Spezialität“, weshalb meist noch ein hoher Schulungs- und
Beratungsbedarf sowie oftmals eine intensivere technische Betreuung der Kunden notwendig sind, ansonsten steigt das Frustrationspotenzial bei allen Anwendern von Biokunststoffen, wie Verarbeitern, Distributoren und Designern.
Umso wichtiger ist dem BMEL nach fünf Förderjahren zu garantieren, dass die Ergebnisse fortbestehen, aktualisiert und erweitert werden. „Nur so kommen wir dem Ziel der Bundesregierung, die Bioökonomie auszubauen, einen weiteren Schritt näher“, fasst Froese zusammen, wobei aus seiner Sicht die Verbraucher unbedingt mitgenommen werden müssen. Ihre Ängste und Fragen bedürfen einer klaren und verständlichen Kommunikation, die durch Sachinformationen wie Ökobilanzierungen oder Lebenszyklusanalysen zu begleiten ist.
Weitere Infos unter:
www.materialdatacenter.de
www.biokunststoffe-verarbeiten.de
www.verarbeitungsprojekt.ifbb-hannover.de