Schweiz: Kunststoffrecycling doch vorteilhaft?

Eine Meta-Studie, die die neun wichtigsten Studien zum Kunststoffrecycling aufgearbeitet hat, kommt zu dem Schluss, dass der ökologische Mehrwert der separaten Kunststoffsammlungen unbestritten ist und sammelwillige Konsumenten finanziell profitieren können.
Kunststoffverpackungen
piu700, pixelio.de

Das Forschungsbüro EBP und das Institut für Wirtschaftsstudien Basel IWSB kommen im Auftrag des Vereins Kunststoffrecycling Schweiz (VKRS) und cemsuisse, dem Verband der Schweizerischen Cementindustrie, in einer Analyse von neun wichtigen Studien zum Kunststoffrecycling zum Schluss, dass sämtliche Studienergebnisse einen Umweltnutzen ausweisen. Auch bei einer stofflich tiefen Verwertungsquote ist der ökologische Mehrwert gross, weil die Ergänzung der stofflichen Verwertung mit einer thermischen Verwertung in Zementwerken ebenfalls ökologisch von Vorteil sei. Dieses Ergebnis wurde auch im Schlussbericht der Studie «Kunststoff Recycling und Verwertung» (Kurve) dargelegt.

Die Kommunikation zur Kurve-Studie von Mitte Juli 2017 sei aber einseitig gewesen. Gewisse Akteure hätten den ökologischen Nutzen einer separaten Sammlung als vergleichsweise gering und teuer kritisiert. Diesen Folgerungen stünden jedoch Ergebnisse früherer Studien sowie teilweise auch jene von KuRVe selber gegenüber: Die Kurve-Studie bezeichnet den ökologischen Effekt einer separaten Kunststoffsammlung als etwa gleich hoch wie jenen des Glasrecyclings.

Schwachpunkte bei der Kurve-Studie sehen die Autoren der Meta-Studie aber bei den ökonomischen Berechnungen. So seien die Nettokosten nicht nachvollziehbar und Interpretationen bezüglich Ökoeffizienz konzeptionell unzulässig. Aus Sicht der Konsumenten liege es auf der Hand, dass sie von günstigeren Kosten profitieren können, wenn sie den Kunststoff von anderen Abfällen trennen. Die zusätzlichen Kosten für diese Trennung sind entweder nahe Null (Rücknahme über Einzelhandel) beziehungsweise mit den aktuellen Kunststoffsammelsack-Preisen teilweise deutlich günstiger als die Müllsack-Gebühren.

Für die Müllverbrennungsanlagen führe die neue Konkurrenz zu einer Fokussierung auf Effizienz. Durch die Entkoppelung der Kunststoffabfälle und des «normalen» Haushalt-Abfalls werde die Quersubventionierung gestoppt. Das Entsorgungssystem werde insgesamt gesehen effizienter. Auch die Existenz einer relativ energieeffizienten KVA sei kein Grund für einen Verzicht auf eine Kunststoffsammlung: Selbst im Vergleich zur effizientesten MVA könnten die separat gesammelten Kunststoffe ökologisch vorteilhafter verwertet werden – mittels einer energetischen Verwertung in einem Zementwerk, was die CO2-Emissionen und die zu deponierenden KVA-Schlacken reduziere. Die Rechnung gehe für Konsumenten und Steuerzahler auf, da sie ihr Kauf- und Entsorgungsverhalten anpasse und verursachergerecht begleichen könnten.

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