Die Begriffe „Bioplastik“ und „biologisch abbaubar“ würden inzwischen eine Vielzahl von Verpackungen und Produkten kennzeichnen und einen besonders umweltfreundlichen Eindruck erwecken sollen. Immer größer werdende Mengen kurzlebiger und ressourcenvergeudender Wegwerfverpackungen sollten durch den Einsatz von Biokunststoffen legitimiert werden. Vorhandene Ökobilanzen könnten jedoch bislang keine gesamtökologischen Vorteile von Biokunststoffen im Vergleich zu Plastik aus fossilem Rohöl belegen. Dies entspreche auch der Einschätzung des Umweltbundesamtes und anderer europäischer Umweltagenturen. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert deshalb ein Ende des Greenwashings von Wegwerfverpackungen aus Bioplastik. Stattdessen sollten Maßnahmen zur Abfallvermeidung umgesetzt und ressourcenschonende Mehrwegsysteme gefördert werden.
Aktuell würden Joghurt-Becher aus maisbasiertem Polylactid (PLA), Wasser-Einwegflaschen aus „Öko-PET“, Trinkjoghurtflaschen aus Zuckerrohr oder Coffee-to-go-Becher aus Papier und Bioplastik als ökologische Verpackungsinnovationen der Zukunft angepriesen. Hersteller und Vertreiber von Bioplastik schrieben ihren Produkten eine Vielzahl von Vorteilen zu: CO2-Neutralität, Ressourcenschonung oder Umweltfreundlichkeit. Mit diesen Argumenten würden zunehmend abfallarme und ressourcenschonende Mehrwegverpackungen verdrängt.
„Wenn in Fußballstadien oder beim Picknick im Park aus Bioplastik-Einwegbechern getrunken wird, so werden im Vergleich zu Mehrwegbechern weder Ressourcen geschont, noch das Klima entlastet. Bioplastik ist eben nicht umweltfreundlich, nur weil es die Vorsilbe „bio“ enthält. Tatsächlich bauen sich viele der sogenannten biologisch abbaubaren Kunststoffe in der Landschaft nicht schneller ab als herkömmliche Kunststoffe. Jüngste Studien zeigen zudem, dass sich die meisten dieser Biokunststoffe, wie etwa PLA, in Wasser praktisch nicht zersetzen. Bioplastik ist also nicht die Lösung gegen marines Littering oder die Vermüllung der Natur. Selbst wenn Ökobilanzen in Zukunft zeigen sollten, dass Plastik aus nachwachsenden Rohstoffen besser ist als aus Erdöl, so darf das nicht als Legitimation für Wegwerfprodukte dienen. Wir brauchen keine Einwegverpackungen – egal aus welchem Werkstoff – sondern Mehrwegsysteme zur Schonung von Ressourcen und zum Schutz unserer Ozeane vor Müllteppichen“, sagt der DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
Bioplastik-Hersteller würden oft mit der „Kompostierbarkeit“ ihrer Produkte werben. Doch häufig genug bereite die Entsorgung solcher Produkte im Bioabfall große Probleme. „Viele Kompostierer sortieren Biokunststoff aus, weil sie diesen nur schlecht von normalem Kunststoff unterscheiden können und nicht vollständig abgebaute Biokunststoffe die Qualität des Komposts verschlechtern würden“, erklärt Thomas Fischer, Leiter der DUH-Kreislaufwirtschaft.
Normalerweise gehörten gebrauchte Verkaufsverpackungen in den Gelben Sack. Bei vielen Biokunststoffen sei dieser Entsorgungsweg jedoch nicht sinnvoll, denn anders als bei gewöhnlichen Kunststoffen würden diese in der Regel nicht aussortiert und recycelt. „Für viele neuartige Biokunststoffe, wie etwa PLA, gibt es keine eigene Sortiergruppe und sie werden schlicht nicht abgetrennt, sondern gelangen mit anderen Sortierresten aus dem Gelben Sack in die Verbrennung. Im Ergebnis gibt es derzeit für viele Biokunststoffe keine aus Umweltsicht geeignete Entsorgungslösung“, sagt Fischer.
Unternehmen versuchten durch irreführende oder falsche Aussagen, Einwegverpackungen und kurzlebige Produkte aus Bioplastik als umweltfreundlich erscheinen zu lassen, um deren Verkauf zu fördern. In der Vergangenheit hatte die DUH irreführende Aussagen zu unterschiedlichen Produkten aus Bioplastik gestoppt, wie etwa beim von Danone eingeführten Activia-Becher aus PLA. „Ein Greenwashing durch Bioplastik darf es nicht geben. Wir werden es nicht akzeptieren, wenn einwegorientierte Konzerne versuchen, unökologische Wegwerfverpackungen mit vermeintlichen Umweltvorteilen „grün“ zu waschen. Verbrauchertäuschende Werbung werden wir notfalls auch per Gerichtsentscheid stoppen“, sagt Resch. Er fordert von den Verpackungsherstellern und Händlern auf Mehrwegverpackungen umzusteigen und auf irreführende Aussagen zu Bioplastik zu verzichten.