Die Menge an Bioabfällen hat sich Tomra zufolge in den letzten 25 Jahren nahezu verfünffacht. Das Biomasse-Kompetenzzentrum der ZAK – Zentrale Abfallwirtschaft in Kaiserslautern verwertet jährlich rund 60.000 Tonnen Bioabfälle und gewinnt daraus Strom, Fernwärme und Qualitätskompost. Das Problem: Durchschnittlich enthalten Bioabfälle rund 3,5 Prozent Fremdstoffe wie beispielsweise Glas, Plastik oder Metalle. Deutlich zu viel, wie die Länderabfallgemeinschaft Abfall (LAGA) jüngst monierte. Zudem werden auch die Regeln für die Kompostgewinnung zusehends strenger. Um mit den gestiegenen Anforderungen Schritt zu halten, hat die ZAK jetzt rund 1,8 Millionen Euro in eine sensorgestützte Sortiertechnologie von Tomra Sorting (Mülheim-Kärlich) investiert.
ZAK-Vorstand Jan Deubig bemerkt eine zunehmende „Mülltrennungs-Verdrossenheit“ in der Bevölkerung, dabei sei die Sammlung von Bioabfällen sowohl wirtschaftlich, als auch ökologisch überaus sinnvoll. In keinem anderen Bereich könnten regionale Stoffkreisläufe besser geschlossen werden, so Deubig. Es sei festzustellen, dass der Fremdstoff-Anteil neben dem Gebührensystem auch stark abhängig sei von der Siedlungsstruktur und der Jahreszeit. „Trotz der neuen Sortieranlage bei der ZAK werden die Bürgerinnen und Bürger nicht aus der Pflicht entlassen, Bioabfälle gewissenhaft zu sammeln.“ Die Getrennterfassung sei sinnvoll und dringend notwendig, so der ZAK-Vorstand. Neben dem nachhaltigen Klima- und Ressourcenschutz kommt ein weiterer positiver Aspekt hinzu: Die Steigerung der Bioabfallsammelmengen und damit einhergehende Reduktion des Restabfalls bewirkt eine Kosteneinsparung und kommt somit wiederum dem Gebührenzahler zugute. Trotz aller Technik weiß auch Deubig: „Keiner sortiert besser als der private Haushalt.“
Auch Dr. Thomas Griese, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Umweltministerium, wirbt für ein Umdenken: „Bioabfälle sind wertvolle Rohstoffe. Die ZAK zeigt vorbildlich, dass sich die getrennte Erfassung von Bioabfällen in mehrfacher Hinsicht lohnt: So wird mit kluger Technik aus Bioabfall zum einen Biogas und damit Strom und Wärme gewonnen und aus dem was übrig bleibt noch wertvoller Kompost gemacht.“ Die neue innovative Sortieranlage und auch die Umweltbildung des Zentrums helfen, so Dr. Thomas Griese, Verunreinigung von Bioabfall zu vermeiden, den Rohstoff optimal zu nutzen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Damit würden Umwelt, Klima, Kommunen und Gebührenzahler gleichermaßen entlastet. „Erfreulich ist, dass statistisch gesehen in Rheinland-Pfalz mit rund 160 Kilogramm pro Einwohner der höchste Wert an gesammelten Bioabfällen in ganz Deutschland erzielt wird.“
Als einen „ersten Schritt“ in die sogenannte „Fremdstoffentfrachtung“ bezeichnet Dr. Michael Kern, Geschäftsführer des Witzenhausen-Instituts für Abfall, Umwelt und Energie die Investition in die neue Sortiertechnik. Auch er appelliert an die Mitarbeit aller Beteiligten – „sowohl vor als auch nach der Tonne“. Ganz zu Beginn stehe die Abfallvermeidung, doch immer noch wirft jeder Bundesbürger im Schnitt 80 Kilogramm Lebensmittel im Jahr einfach weg. Dass zwei Drittel davon im Restmüll und nicht im Biomüll landet, erklärt in Ansätzen das Dilemma.
László Székely, Entwicklungs-Ingenieur bei Tomra Sorting, erläuterte die Funktionsweise der beiden Sortiersysteme Autosort und X-Tract. So werden Bioabfälle auf einem Förderband durch die Sensoren des Nahinfrarot-Spektrometers sowie elektromagnetische Sensoren erkannt. Entdeckt die Sensorik abzuweisende Partikel, werden einzelne Ventile positionsgenau geöffnet und das Material mit Hilfe von Druckluft abgewiesen. Das sortierte Material wird in zwei Fraktionen getrennt. Ähnlich verhält es sich bei der Breitband-Röntgenstrahlung, die durch eine elektrische Röntgenquelle generiert wird. Die Strahlung durchdringt das zu sortierende Material und trifft in abgeschwächter Form auf die Röntgenkamera. Erkennt die Sensorik abzuweisende Fremdstoffe, werden auch diese entfernt. Dabei können Metalle vermarktet werden, Störstoffe werden in einem Müllheizkraftwerk verbrannt und die groben biogenen Fremdstoffe im eigenen Biomasse-Heizkraftwerk verwertet.