Damit will die AREC Abfall Recycling GmbH die Warenannahme von Papier, Metall, Kunst-stoffen und Folien, Schrott, Holz, Gummi und Bauabfällen sowie gemischte Abfälle vereinfachen und die papierlose Abwicklung beschleunigen. Entsorgung 4.0 heißt der Schritt, den das Unternehmen aus Engstingen von der Schwäbischen Alb in Zukunft geht.
Begonnen hat der Betrieb vor zehn Jahren mit der Einführung des elektronischen Liefer-scheins und der damit verbundenen Archivierung der notwendigen Belege, wie etwa Entsorgungsnachweis, Begleitschein oder Übernahmeschein. „Wenn wir diesen Schritt nicht gegangen wären, hätten wir heute im Büro zwei Mitarbeiter mehr statt derzeit insgesamt 15“, glaubt Geschäftsführer Andreas Wiedermann. Außerdem: Allein schon wegen der Aufbewahrungsfrist von zehn Jahren würden die Dokumente eine Vielzahl an Ordnern füllen und somit viel Platz wegnehmen. Früher war die Administration immens aufwendig, bis alle nötigen Daten in der richtigen Form vorlagen. Insbesondere, weil im Recycling und in der Entsorgungswirtschaft die als gefährlich eingestuften Abfälle wegen der gesonderten Verwertung und Überwachung speziell nachgewiesen und dokumentiert werden müssen.
Nun werden Maschinist und Fahrer der drei Containerfahrzeuge mit einem Tablet ausgestattet. Das entsprechende Softwareprogramm kommt von rona:systems, einem IT-Anbieter aus Österreich, der seit 20 Jahren Lösungen für die Abfall- und Entsorgungswirtschaft entwickelt. In wenigen Wochen steht die Implementierung bei AREC bevor. Noch wird an der Feinabstimmung gefeilt. Aber wenn alles steht, wird Achim Metzech den Wareneingang vom neuen Umschlagbagger aus managen. Lieferscheine sind für den Fahrer auf dem Tablet abrufbar, sodass er auf diese Weise den Wareneingang kontrollieren kann. Mit einem Klick bekommt der Fahrer alle notwendigen Details angezeigt. Und mit einem Klick gibt er die Lieferung frei und in der Waage werden die bestätigten Einträge markiert. Gibt es nichts zu beanstanden, können Kunden gleich direkt auf dem Tablet papierlos die Lieferung quittieren. Neben der Bearbeitung buchhalterischer Auftrags- und Faktura-Vorgänge lassen sich nicht nur automa-tisch erstellte Wiege-Daten erfassen, sondern auch Wiegescheine online erstellen. Ebenso einfach können manuell oder automatisch aufgezeichnete Wiegedaten in das System integriert werden. Auch Fotos lassen sich direkt mit dem Auftrag verknüpfen. Die Möglichkeit, Wiegegutbestätigungen zu erzeugen und online zu versenden, gibt ebenso zusätzliche Sicherheit, wie die integrierte Archivierungslösung zur rechtskonformen Aufbewahrung der digitalen Dokumente (Liefer-/Wiegescheine, Rechnungen, Begleitpapiere). Vertragskunden erhalten detaillierte Abfall- und Entsorgungsauswertungen und Rechnungskopien.
Durch die intuitive Bedienung der Funktionen am Tablet will AREC Prozesse weiter automatisieren und Abläufe beschleunigen. Gegründet haben das Recycling- und Entsorgungsunternehmen Andreas Wiedermann und Daniel Strobel. Zunächst widmeten sich beide dem Stoffstrommanagement, das sie nach wie vor übernehmen und das bis zu 50 Prozent des Umsatzes ausmacht. 2011 erhielten sie den Recyclingplatz in Engstingen. Die neue Technik erfordert nun, dass das 15 000 Quadratmeter große Betriebsgelände mit WLAN abgedeckt ist. „Auf der Schwäbischen Alb haben wir leider nur ein schwaches Netz. Da müssen wir nachrüsten. Nachträglich so ein System ins Tagesgeschäft zu integrieren, dauert deutlich länger. Daher ist mir wichtig, dass das System kurz nach der Inbetriebnahme des neuen Baggers startet und wir uns dann via learning-by-doing damit vertraut machen“, so Andreas Wiedermann. Wenig hält er davon, vor der Einführung alle Mitarbeiter zu schulen. „Die Fahrer sollen erst mal eine gewisse Zeit damit arbeiten und ihre Erfahrungen sammeln. Erst dann macht eine Schulung wirklich Sinn, denn dann weiß jeder, wovon die Rede ist und kann konkrete Fragen und Problemen ansprechen, welche die tägliche Arbeit betreffen.“
Das Recycling- und Entsorgungsunternehmen wird nach und nach für die Zukunft gerüstet. Jeder der 400 Container erhielt bereits einen RFID-Chip. Umleer-, Absetz-, und Abrollbehälter sollen den genauen Standort übermitteln. Daran gekoppelt sind die Touren und die Anzeige, wann sie abgeholt und geleert werden müssen. Auch soll die Verwaltung der regelmäßig stattfindenden TÜV- und UVV-Prüfungen erleichtert werden. „Zwei Wochen vorher bekommen wir eine Information, wann diese stattfinden. Das hilft uns bei deren Disposition“, führt der Geschäftsführer aus.
Aber auch mit der neuen Cat Baumaschine, die für den Materialumschlag von der Zeppelin Niederlassung Böblingen und ihrem Verkäufer Joachim Fuchs geliefert wurde, sollen Prozesse verbessert werden. Von 2011 bis 2017 arbeitete AREC die Aufträge mit einem Cat Mobilbagger M315C ab. Erst ging es nur darum, mit der Baumaschine Container zu laden. „Dafür reichte das Gerät voll aus“, so der Firmenchef. Doch mit der Zeit änderten sich die Anforderungen. So sollen die Materialen auf Sattelzüge mit bis zu vier Meter hohen Bordwänden umgeschlagen werden. „Da war dann mit dem Mobilbagger eine Grenze erreicht“, meint Wiedermann. Denn der Fahrer konnte beim Beladen nicht mehr in die Lkw-Mulden einsehen. „Die Verdichtung des Materials im Fahrzeug war nicht gegeben und auch das Gewicht der geladenen Menge wurde nicht ausgeschöpft“, erklärte er.
Das wird mit dem neuen Cat Umschlagbagger MH3022 und seiner hochfahrbaren Kabine anders. Achim Metzech blickt von oben auf die Walking-Floor-Auflieger und kann so das Frachtvolumen besser ausschöpfen. Inzwischen zieht die neue Maschine weitere Kunden an. „Wir können mit dem Einsatz des neuen Arbeitsgeräts mehr Spediteure gewinnen“, so Wiedermann. Außerdem kann der Cat MH3022 den Umschlag von Papier übernehmen. Da-für wird ein Spezialgreifer mit geschlossenen Greiferschalen eingesetzt, die spitz zulaufen und gezielt kleinteiliges Material aufnehmen können. So fällt auch kaum mal was daneben. Und wenn doch, dann hat Achim Metzech entsprechende alte Decken parat, die er mit dem Greifer packt und damit den Boden sauberwischt. „Wir sind ein regionaler Entsorger, der viele Privatkunden hat, die bei uns mit ihrem Anhänger vorfahren oder nur mal eben schnell den Kofferraum aufmachen und abladen. Da muss es einfach sauber sein, damit sich niemand einen Nagel reinfährt“, so der Geschäftsführer.
Er und sein Team widmen sich der Entsorgung in der Region – das Hauptgebiet liegt südlich der A6. „Uns ist die persönliche Schiene sehr wichtig. Darum kennen wir die Gegebenheiten vor Ort und unsere Kunden. Service und Freundlichkeit haben bei uns einen großen Stellenwert“ führt er weiter aus. So wird beim Abladen niemand sich selbst überlassen, wenn er Hilfe braucht, sondern die Mitarbeiter packen mit an.