Doch nach wie vor hing er an seinem alten Beruf – die Leidenschaft für Baumaschinen ließ ihn seit dem Alter von 16 Jahren nicht los. Nicht umsonst ist er seit 15 Jahren Mitglied im Zeppelin-Fahrerclub. So nahm er trotzdem Verspannungen von Schultern und Nackenmuskulatur in Kauf und setzte sich wieder hinter das Steuer eines Cat Radladers 950K, den er über Mehrhebel bediente. „Wie anstrengend das war, kann man sich vorstellen, wenn man als Rechtshänder permanent die Maus am PC mit der linken Hand somit über Kreuz bewegt“, veranschaulichte er. Damit er trotz Handicap sein neues Arbeitsgerät, einen Cat Radlader 972M, ohne Beeinträchtigungen bedienen kann, ließ sein Arbeitgeber, die Wimmelbücker Abbruch GmbH, diesen behindertengerecht umbauen. Die Zeppelin Niederlassung Hamm legte erstmals die ganze Steuerung der Maschine nach links und passte sie an.
Berken brachte seine Vorstellungen ein. Eingeschaltet wurden Gerald Kutschera von der Zeppelin Abteilung Customizing und Andi Goll von der Zeppelin Abteilung Service-Technik-Schulung. Sie besprachen mit Andreas Gärmer, Leiter des Zeppelin Servicezentrums von NRW, das Vorgehen und entwickelten den Schaltplan für die Elektronik. Normalerweise sind Hub- und Schaufelsteuerung rechts. Die Funktion Auto Dig, also quasi das automatische Füllen der Schaufel, wurde ebenfalls auf die linke Seite gelegt. Aufgabe war es, den Joystick so umzubauen, dass die Funktionen mit der linken Hand gesteuert werden können. Verwendet wurde der Joystick eines Graders, da er viele Funktionen vereint. „Es waren schon Steuerungshebel vorhanden, die wir nutzen konnten“, so Servicetechniker Philipp-Louis Bontrup. Die eingebauten Drucktasten konnte man ebenfalls mit übernehmen. Zusätzlich wurde die Wahl der vier Vorwärtsgänge und des Rückwärtsgangs auf den Joystick daraufgeschaltet. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass auch andere Fahrer die Maschine bedienen können, ohne dass sie sich umgewöhnen müssen – sie können die bestehende Steuerung weiterhin nutzen. Um den Zugang für Berken zu sichern, erhielt er einen extra Schlüssel. Aktiviert er das Zündschloss, kann er den Cat 972M mit links bedienen. Damit der neue Joystick Platz fand, wurde die linke Konsole komplett umgebaut. Außerdem musste der Joystick richtig ausgerichtet werden. Um die neue Funktionen hinsichtlich der Ergonomie auf den Fahrer Berken anzupassen, kam er mehrere Male in die Niederlassung Hamm, um alles auszuprobieren und die Funktionen zu testen. Großer Wert wurde darauf gelegt, dass alle Funktionen für ihn gut in seiner linken Hand liegen.
Aufgabe des Service war es, die Ansteuerung komplett umzuprogrammieren. Servicetechniker Philipp-Louis Bontrup übernahm die Feinjustierung an der Maschine, die auf Georg Berkens Fahrstil abgestimmt wurde. „Wir haben am Ansprechverhalten gefeilt. Der Radlader sollte feinfühlig von ihm gesteuert werden können“, meinte der Servicetechniker. Damit das Unternehmen jederzeit nachschlagen kann, wie die Funktionen angesteuert werden, schrieb Zeppelin eine neue Bedienungsanleitung für den Radlader. Die Funktion der Maschine wurde nicht verändert. Alle Sicherheitseinrichtungen wurden beibehalten. Hinzu kam ein zusätzlicher Monitor für die Rückfahrkamera. Diese geht sofort an, sobald der Motor gestartet wird. „Die permanente Rückraumüberwachung würde ich unbedingt auch anderen empfehlen. Denn gerade beim Rückwärtsfahren kann schnell in Unfall passieren, insbesondere wenn sich Personen im toten Winkel aufhalten“, rät der Maschinist.
Die Idee des Umbaus kam ihm bei einem Besuch der bauma – seitdem beschäftigt sich der Fahrer damit und trug seine Idee seinem Chef Ludger Wimmelbücker und Markus Knippschild, leitender Verkaufsrepräsentant der Zeppelin Niederlassung Paderborn, vor, der das Unternehmen betreut. „Ein Umbau des alten Gerätes wäre unwirtschaftlich gewesen. Doch als ein Tausch des Radladers anstand, war es soweit“, so der Fahrer. Kaum kam der Tieflader mit dem umgebauten Cat 972M vorgefahren, setzte sich Berken hinter das Steuer und half beim Abladen. „Ich bin mit dem neuen Joystick sofort zurechtgekommen und konnte loslegen. Alles ging einwandfrei. Ich sitze jetzt ganz entspannt in der Maschine. Beide Schulterblätter liegen an der Rückenlehne an, sodass ich nicht mehr verspannt bin“, so der Fahrer.
Seine Aufgabe: Mit einer Fünf-Kubikmeter-Schaufel Bauschutt und Recyclingmaterial sowie Mutterboden laden, eine Siebanlage bestücken oder Förderbänder des Brechers leerräumen. „Natürlich bin ich meinem Chef dankbar für den Umbau und dass ich wieder die Chance habe, meinen Lieblingsberuf auszuüben. Aber so eine Baumaschine zu steuern, setzt umgekehrt auch ein gewisses Vertrauen voraus“, ist der Maschinist überzeugt. Daher spricht ein vorausschauender Umgang mit dem Arbeitsgerät auch für Berken und dass er trotz seines Handicaps 25 Tonnen sicher in der Hand hat.