bvse: 7 Forderungen zum Kunststoffrecycling

Der diesjährige internationale Altkunststofftag des bvse stand unter dem Motto „Kunststoffrecycling neu denken und neu ordnen“.

Das Motto beziehe sich dabei auf zwei tiefgereifende Neuerungen, wie Dr. Dirk Textor, Vorsitzender des bvse-Fachverband Kunststoffrecycling, im Rahmen einer Pressekonferenz erklärte. Das seien die Neuordnung des gesetzlichen Rahmens auf nationaler (VerpackG und AVV) und europäischer Ebene (Road Map “Strategy on Plastics in a Circular Economy”).

National sei zu erkennen, dass sich sowohl die Kunststoffherstellende wie auch die Kunststoffverarbeitende Industrie deutlich im Recycling engagierten, so Textor. Das führe dazu, dass Kunststoffhersteller sich an Unternehmen des Kunststoffrecyclings beteiligen oder diese kaufen. Zum anderen gebe es den „unumkehrbaren Trend“, dass Kunststoffverarbeiter verstärkt Recyclate einsetzen., so Textor.

Textor führte weiter aus, dass die Kunststoff-Roadmap der Europäischen Kommission dazu führe, dass das Kunststoffrecycling europaweit thematisiert werde. Zur nationalen Umsetzung der Roadmap hat der bvse-Fachverband Kunststoffrecycling Forderungen formuliert.

Die Forderungen im Überblick:
1. Verbessern der Erfassung durch konsequente Getrennthaltung
a. Kampagnen der Verpflichteten (öffentliche Hand mit örE), um
die Verbraucher über das richtige Sammeln von LVP
aufzuklären.
b. Verbessern der Erfassung durch konsequente Getrennt-
haltung kunststoffhaltiger Abfälle im Siedlungsbereich sowie bei Gewerbe & Industrie. Kunststoffe sind so zu sammeln, umzuschlagen, zu transportieren und zu lagern, dass Einträge von Schmutz und Wasser vermieden werden.
c. Bewusstsein für die Werthaltigkeit von Kunststoffabfällen in Öffentlichkeit, Politik und Verwaltung entwickeln.
d. Kunststoffe sammeln, anstatt sie in die Verbrennung zu geben. Es sollten alternative Sammelsysteme, wie bspw. Wertstofftonne, Wertstoffhof geprüft werden, ob sie sich für eine verbesserte (Mengen und Qualitäten) Kunststoff- sammlung eignen.
2. Neuordnen der Kunststoffsortierung
Ziel muss sein, die technischen und rechtlichen Voraus- setzungen zu schaffen, um den Vorrang von Qualität vor Quantität durchzusetzen. Deshalb müssen die Sortierkapazitäten erhöht werden und es muss bilaterale Verträge von Sortierern mit Kunststoffrecyclern geben.
3. Ausbau und Förderung des bestehenden Kunststoff- recyclings
Bessere Abschreibungsmöglichkeiten von Maschinen und Anlagen. Erleichterungen bei Genehmigungen und bei Betrieb der Kunststoffrecycling-Anlagen.
4. Recyclingfreundliches Produktdesign durchsetzen
Die Vorschriften im VerpackG müssen konsequent umgesetzt werden. Konkret: Erarbeitung von Kriterien, um Verpackungen bewerten zu können. Prüfen, ob ein Anwenden dieser Kriterien bei der Lizenzierung sinnvoll ist.
5. Promotion des Kunststoffrecyclings
a. Green Public Procurement
Bisher sind alle Forderungen, das öffentliche Beschaffungs- wesen auch auf das Kunststoffrecycling auszuweiten, erfolglos geblieben. Wir fordern hier eine Trendumkehr und zukünftig eine Vorreiterrolle der öffentlichen Hand. Dies gilt insbesondere für alle öffentlich-rechtlichen Ausschreibungen. Hilfreich, sowohl für die öffentlichen, aber auch für private Vergabestellen, könnte das Erarbeiten von Katalogen sein, die die Produkte des Kunststoffrecyclings listen. Auf- und Ausbau von entsprechenden neutralen Internetseiten sollte gefördert werden.
b. Erhöhter Einsatz von Recyclaten in Produkten
Fördern des Recyclateinsatzes, s. Blauer Engel u.U. weiterer Gütezeichen. Überprüfen von Normungen, die bisher noch den Recyclateinsatz limitieren. Werbung für Produkte, die Recyclate enthalten. Schöne Beispiele sind die Erfolge beim Recyclateinsatz in PET-Flaschen (Getränke und Non-Food Flaschen).
6. Vorrang des Abfallrechts vor dem Stoffrecht
Zunehmend beschränken Regelungen des Chemikalienrechts schon vorab das Kunststoffrecycling. So führt das beständige Ausweiten von Stofflisten, s. HBCD, decaBDE dazu, dass pauschal ganze Stoffströme aus dem Recycling in die Verbrennung verschoben werden.
7. Information der Stakeholder über das Kunststoffrecycling
Es muss wieder mehr für das Kunststoffrecycling geworben werden. Es sollten daher europaweite Kampagnen gestartet werden, die das Kunststoffrecycling, seine Möglichkeiten und seine praktische Bedeutung zeigen. Es geht eben nicht nur um eine europaweite Limitierung von Deponien, sondern vor allem darum, für den Auf- und Ausbau von Strukturen zu werben, die das Sammeln von Abfällen, deren Aufbereitung und das Recycling ermöglichen.

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