Ob Brexit, die chinesische Wirtschaftspolitik, die unklare Zukunft des türkischen Marktes oder Zolldrohungen aus den USA: die deutschen Metallhändler sind alarmiert. Auf seiner Jahrespressekonferenz stellte der VDM das Ergebnis des aktuellen Geschäftsklimaindex vor. Danach beurteilen 92 Prozent der Mitgliedsunternehmen ihre Lage als besser oder gleichbleibend im Vergleich zum Vorquartal. Gleichzeitig warnte der Verband davor, die protektionistischen Tendenzen aus den Augen zu verlieren. „Abschottungsmaßnahmen schränken den freien Handel ein und haben direkte Konsequenzen für unsere Mitglieder“, erklärte VDM-Präsideht Thomas Reuther.
Insgeamt sei die weltpolitische Situation der Märkte derzeit äußerst diffus. Obwohl bereits Preisschwankungen bei einigen Industriemetallen zu verzeichnen seien und Planungsunsicherheiten bestünden, seien es vor allem konkrete Konsequenzen, die die Branche fürchte. Eine interne Umfrage ergab, dass rund 70 Prozent der Metallhändler mit weniger Wachstum und 19 Prozent mit sinkenden Preisen rechneten, sofern beispielsweise Zölle erhoben würden. Wie realistisch und nah diese Gefahr sei, zeige der amerikanische Beschluss zur Einführung von Zöllen für die Stahlindustrie sowie dem Vorhaben zur Ausweitung auf die Aluminiumhersteller. „Wir müssen aufpassen, das die chinesischen Wettbewerber nicht an uns vorbeieilen und uns obsolet machen, indem sie mit Endprodukten in den deutschen Markt eindringen“, erklärte Reuther.
Den weltwirtschaftlichen Tendenzen zum Trotz bewerteten die die Metallhändler die gegenwärtige Auftragslage sowie Erwartungen an die kommenden Monate aber als durchweg positiv. Damit gehe die Branche den Weg weiter, der bereits zu Beginn des Jahres bergauf führte. „Grund für diese erfreulichen Aussichten sind in erster Linie die volatilen Märkte und eine konstante Konjunktur der deutschen Wirtschaft“, so Reuther. „Auch die stabilen Metallpreise geben unseren Mitgliedern Planungssicherheit und befeuern den Handel.“
Ein weiteres wichtiges Thema war in Berlin die Forderung nach einer Ausweitung der LKW-Maut auf alle LKW-Klassen und Straßen. Dies betreffe vor allem die LKW-Klassen zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen sowie die Metallhändler, die vornehmlich regional und auf Landstraßen unterwegs sind. Der VDM positioniert sich klar gegen eine solche Ausweitung. „Bereits die Mehrkosten für die zu 2018 beschlossene LKW-Maut werden sich auf rund 61.000 Euro belaufen. Das wäre ein kompletter Vollzeitarbeitsplatz. Wie wir diese Kosten auffangen sollen, wissen wir heute noch nicht. Schon bei der heutigen Maut konnten wir die Kosten nicht an unsere Kunden weitergeben. Eventulle müssen sogar Arbeitsplätze abgebaut werden“, erklärte VDM-Vorstandsmitglied Michael Diekmann. „Eine weitere Ausweitung auf Klein-LKW würde Kleinbetriebe wie Schrottsammler in der Existenz bedrohen. Dagegen müssen wir uns aufs Schärfste wehren.“
Die Belastung der Unternehmen durch finanzielle und bürokratische Hürden würden dadurch weiter ansteigen. Auch die neue Entsorgungsfachbetriebeverordnung ist dafür ein Beispiel. Diese verursache nicht nur zusätzliche Kosten, sondern stelle auch nicht vollständig ausgefüllte Formulare unter Strafe.