„Die Vermüllung der Umwelt durch Kunststoffabfälle gehört weltweit zu einem der größten Umweltprobleme. Quadratkilometer große Müllteppiche aus Kunststoffmüll im indischen Ozean oder Mikroplastik in unseren Fließgewässern und Meeren sind das Ergebnis des ungesteuerten Kunststoffeintrags in die Umwelt. Darum begrüßt Hessen ausdrücklich die Initiative der Europäischen Kommission für eine Kunststoffstrategie“, sagte Staatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser zum Auftakt der Umweltministerkonferenz (UMK) in Bad Saarow.
„Wenn wir Kunststoffe wiederverwerten und langfristig ersetzen, reduzieren wir Treibhausgasemissionen, sparen fossile Rohstoffe und verringern das Müllaufkommen. Die EU-Kunststoffstrategie verfolgt vor allem drei Ziele: die Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen und den daraus resultierenden Treibhausgasemissionen, die Verbesserung des Recyclings und die Verringerung des Kunststoffeintrags in die Umwelt. „Allerdings muss die EU-Kunststoffstrategie ambitioniert ausgestaltet werden, wenn tatsächlich messbare Erfolge erzielt werden sollen, die sich nicht nur positiv auf knapper werdende Ressourcen, sondern auch auf Umwelt und Klima auswirken“, betonte Staatssekretärin Dr. Tappeser.
Hessen setzt sich daher auf der UMK dafür ein, vor allem die werkstoffliche Verwertung von Kunststoffen zu stärken. Dazu gehört neben dem Recycling auch die Kaskadennutzung, bei der ein Rohstoff über mehrere Produktionsstufen mehrfach benutzt wird. Auch der Einsatz von Reststoffen, die potenziell für Energie- und Rohstoffnutzung verwendet werden können – sogenannten Rezyklaten – muss gefördert werden. „Die werkstoffliche Verwertung sollte prioritär behandelt werden, um zügig positive Effekte in Bezug auf den Rohstoffbedarf und die CO2-Emissionen zu erzielen“, so Dr. Tappeser. Auch die Entwicklung technischer Verfahren zum rohstofflichen Recycling von Mischkunststoffen sollte in der EU-Kunststoffstrategie vorrangig verfolgt werden, heißt es im hessischen Beschlussvorschlag.
„Wir warnen davor, sich in der Kunststoffstrategie nur auf die Nutzung biologisch abbaubarer Kunststoffe zu konzentrieren. Zum einen zerfallen diese nur unter bestimmten Bedingungen, zum anderen bleiben meist Kleinstpartikel, sogenanntes Mikroplastik, übrig“, sagte die Staatssekretärin. Zudem könnten biologisch abbaubare Kunststoffe bei Verbraucherinnen und Verbrauchern den Eindruck erwecken, sie könnten achtlos weggeworfen werden, ohne Schaden anzurichten. Damit würde sich das Problem des „Littering“ und des Mikroplastik in der Umwelt weiter zuspitzen, anstatt gelöst zu werden. Damit auch Unternehmen ihrer Verantwortung nachkommen, plädiert Hessen dafür, Anreize für produzierende Betriebe zu schaffen. „Bereits in der Herstellung kann der Ressourcenverbrauch verringert werden und darauf geachtet werden, dass die Kunststoffe recyclefähig sind“, so die Staatssekretärin.
Hessen bittet darüber hinaus den Bund, gegenüber der EU-Kommission zu betonen, dass die deutliche Verringerung des Einsatzes fossiler Rohstoffe nicht nur in der Kunststoffstrategie verfolgt werden sollte. Vielmehr sollte in allen relevanten Bereichen, insbesondere bei der Reduzierung der Nutzung von Rohöl zur Verbrennung, angesetzt werden. „Hier liegt in unseren Augen das größte Potenzial, nicht länger von fossilen Rohstoffen abhängig zu sein“, machte Dr. Tappeser abschließend deutlich.