Unter Personalknappheit leide insbesondere der Bereich Transport. Dem großen Angebot freier Stellen für Berufskraftfahrer stünden viel zu wenig qualifizierte Bewerber gegenüber. Zunehmend seien Fahrzeugstillstände, vor allem in Urlaubszeiten oder bei krankheitsbedingten Ausfällen, die Folge. Zudem führe der Mangel an Fahrern zu einem starken Wettbewerb um das Fachpersonal und trage zu einer hohen Fluktuation bei. Das Akquirieren und Einarbeiten neuer Mitarbeiter sei zeit- und kostenintensiv.
Neben großen organisatorischen Problemen, die vertragsgemäße vereinbarte Entsorgung mit der knappen Personaldecke pünktlich zu gewährleisten, entstünden zusätzliche finanzielle Belastungen, klagen die Unternehmen, denn Lohn- und Gehaltskosten hätten mittlerweile ein Niveau erreicht, das die erzielbaren Erlöse stark beeinträchtigt.
Vor dem Wegfall der Wehrpflicht im Juli 2011 war vor allem die Bundeswehr ein Garant für den permanenten Nachschub an gut ausgebildetem Fahrpersonal. Viele junge Männer erwarben während der Wehrpflicht den LKW-Führerschein und konnten diesen im Anschluss in ihrem Beruf als Kraftfahrer nutzen. Diese Zahl ist nach Umsetzung der Bundeswehrreform rapide gesunken. „Der Erwerb einer Fahrerlizenz kann bis zu 8.000 Euro betragen. Diese hohen Kosten hemmen die Bereitschaft potenziell Ausbildungswilliger die Führerscheinprüfung auf „eigene Faust“ abzulegen. Zudem werden mit dem Fahrerjob familienunfreundliche Arbeitszeiten und hohe Stressbelastung assoziiert“, erklärt der Vorsitzende des bvse-Ausschusses Logistik und Technik, Ralf Peveling.
In dieser Situation müsse der Fokus auf Maßnahmen liegen, die das Berufsbild des Kraftfahrers für die jetzige Generation wieder attraktiver mache und deren Ausbildung fördert. „Die Branche wird zukünftig vor allem viel Zeit und Geld in digitale Anwendungen investieren müssen. Die Zugangsvoraussetzungen des Berufskraftfahrers haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Immer mehr Unternehmen der Branche setzen bereits Fahrassistenzsysteme in den verschiedensten Ausprägungen ein. Der Trend, digitale Technik beispielsweise zur Einbindung betrieblichen Vorgänge direkt in die Kostenrechnung oder Buchhaltung zu nutzen, wird nicht zuletzt auch aufgrund gesetzlicher Vorgaben in Zukunft unabdingbar sein“, ergänzt bvse-Fachreferentin Birgit Guschall-Jaik.
Jedoch müsse auch der Gesetzgeber neue Weichen für die zeitnahe Ausbildung des dringend benötigten Personals setzen. So fordert die Branche seit langem, die Berufskraftfahrerausbildung zu vereinfachen beziehungsweise zu beschleunigen.
Personalengpässe bestünden unterdessen auch noch in anderen Fachbereichen. Arbeitnehmer aus den benachbarten EU-Ländern, die in der deutschen Recyclingbranche schon seit vielen Jahren Beschäftigung finden, würden diese Lücken nur in geringen Umfang schließen. Hier seien, ebenso wie bei der grundsätzlichen Bereitschaft Flüchtlingen mit entsprechender Fachqualifikation einen Arbeitsplatz anzubieten, insbesondere die zu überwindenden Sprachbarrieren das Problem. Um Flüchtlinge schneller in diesen Arbeitsmarkt zu integrieren, sei in erster Linie erforderlich, dass die zuständigen Behörden eng mit den Unternehmen der Branche zusammenarbeiten. Sprachbarrieren müssten über eine entsprechende staatliche Unterstützung zügig abgebaut werden. Auch sollte es möglich sein, über private Initiativen Flüchtlingen Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen, fordert der Ausschussvorsitzende.
Auch in Arbeitsbereichen, die bereits nach einer Anlernphase optimal ausgefüllt werden können, hat die Abfallwirtschaft durchaus noch Vakanzen. Für Bewerber, die über das Arbeitsamt rekrutiert werden, sollte eine ablehnende Haltung zur Arbeit schärfere Konsequenzen haben, sind sich viele Unternehmer einig.