Der Schwerpunkt des Informationsbesuchs war, vor Ort praktische Erfahrungen zu sammeln, wie durch das Aufstellen einer effizienten Sortieranlage wertvolle Materialien aus MSW gewonnen werden können. Neben dem Betrachten der Live-Demonstration und dem Inspizieren einer detaillierten Fallstudie der Chania-Anlage, konnten die Delegierten viel über die eingesetzten präzisen Technologien erfahren und über den Prozess, ein solches Projekt zu finanzieren.
Das Dedisa-Abfallverarbeitungszentrum nützt 155 000 Einwohnern, was etwa 25 Prozent der Gesamtbevölkerung der Insel entspricht. Darüber hinaus bietet der Bezirk Chania weitere 88.000 Betten für Touristen und die meisten Gemeinden der Region fallen in den Einzugsbereich der Anlage.
Die saisonale Fluktuation der Bevölkerung sowie eine ähnliche Zusammensetzung des Haushaltsabfalls machen die Chania-Anlage zu einem hervorragend skalierbaren Modell für die Bedürfnisse anderer griechischer Inseln und Gebieten darüber hinaus. Auf Lesbos zum Beispiel gibt es, neben dem regulären Siedlungsabfall seiner 86.000 Einwohner, täglich ein zusätzliches Abfallaufkommen, das der aktuelle Zustrom an Flüchtlingen aus den Regionen rund um das Mittelmeer produziert. Das ist ein Phänomen, das gegenwärtig auch die Gemeinden Samos und Chios betrifft. Daher kann die Möglichkeit, Polymere aus weggeworfenen Rettungswesten und andere wertvolle Rohstoffen zu recyceln, einen bedeutenden sozialen und finanziellen Nutzen für diese Kommunen bringen.
Dem Tag in der Dedisa-Anlage folgt eine anschließende morphologische Studie mit 50 Tonnen MSW, die iim November von Lesbos nach Chania gebracht werden. Die geplante Studie hilft dabei, den möglichen Nutzen, der aus der Umsetzung einer ähnlichen Sortieranlage auf Lesbos resultieren kann, aufzuzeigen und mit Zahlen zu quantifizieren.
Konstantinos Paterakis, Direktor der MBT Dedisa, war sehr stolz, die Erfahrungen mit den Phasen der Finanzierung, Anlagenplanung und Implementierung des Chania-Projekts zu teilen und sagte: „Wir glauben, dass es wichtig ist, unsere Erfahrungen mit unseren Nachbargemeinden zu teilen um ihnen zu helfen, die optimale Lösung für ihr eigenes Abfallproblem auszuarbeiten. Dank unseres kürzlich modernisierten Sortierprozesses haben wir jetzt ein noch viel flexibleres System, das uns ermöglicht, eine vielfältigere Palette an vermarktungsfähigen Produkten als vorher wiederzugewinnen. Unsere modifizierte Anlage hat uns neue wirtschaftliche Möglichkeiten gebracht und darüber hinaus haben wir nun viel weniger Abfall, der dann auf Deponien gebracht werden muss. Für uns war dies ein wichtiger Schritt zu einem effektiveren und nachhaltigen Abfallmanagement-System.“
Zu den Möglichkeiten für andere griechische Inseln gab Jürgen Priesters, Business Development Director bei Tomra Sorting Recycling, eine Empfehlung ab: „In dieser frühen Phase ist es natürlich extrem wichtig genau festzustellen, wie der MSW-Prozess und die Technologie in der Praxis funktionieren. Jedoch ist ein detailliertes Verständnis für die Herausforderungen des jeweiligen Abfallmanagements – und insbesondere die exakte Zusammensetzung des Haushaltsabfalls, ein wesentlicher Teil, die geeignetste Lösung für jeden Ort zu finden. Hier kann die sensorgestützte Sortierung den entscheidenden Unterschied machen.“
Die Chania-Anlage im Überblick:
Seit 2015 ein Upgrade-Paket installiert wurde, das die modernen Sortiersysteme von Tomra, neue Sacköffner, ballistische Abscheider, Förderbänder und eine Ballenpresse beinhaltete, erreicht diese Anlage höhere Kapazitäten. Helectors verbesserte Anlagenkonzeption hat die effiziente Trennung von festem Mischabfall erleichtert und ermöglicht es nun, Papier, PE-Folien, HDPE, PP und PET-Flaschen in den folgenden Mengen wiederzugewinnen:
Papier @ 6,2 Tonnen pro Stunde (t/h)
PE-Folie @ 1,19 t/h
HDPE @ 1,06 t/h
PP @ 0,69 t/h
PET-Flaschen @ 0,91 t/h
Die Nennleistung der Dedisa-Anlage hat sich um 30 Prozent gesteigert und die neuen optischen Trennungsprozesse, die 2015 eingeführt wurden, sichern die beiden Ziele: hocheffiziente Verarbeitung und hervorragende Ausgabereinheit. Darüber hinaus wurden diese bedeutenden operativen Vorteile erzielt, ohne weitere komplexe Anforderungen an das bestehende Müllsammelsystem von Chania zu stellen – grüne Tonnen für MSW und blaue für Verpackungsabfall.