„Noch vor wenigen Wochen wurden Überkapazitäten und Dumpingpreise von Müllverbrennungsanlagen als massives Hemmnis für mehr Recycling von denjenigen ausgemacht, die heute sinkende Preise fordern und nach Entsorgungssicherheit rufen“, fasst Geschäftsführer Carsten Spohn die aktuelle Situation zusammen.
„Doch Entsorgungssicherheit fällt nicht vom Himmel, sondern bedarf der Absicherung durch längerfristige Verträge. Wer stattdessen lieber die Chancen und Risiken des Spotmarktes nutzen wollte, muss nun auch die Folgen einer fehlenden vertraglichen Absicherung tragen“, so Spohn weiter.
Mit Unverständnis reagiert der Verband daher auch auf die aktuellen Forderungen nach temporären Importverboten, die der angespannten Marktsituation entgegenwirken sollen. Wie auch bei den Forderungen nach staatlich verordnetem Kapazitätsabbau lehnt ITAD derartige Eingriffe in den europäischen Abfallmarkt kategorisch ab.
Des Weiteren hat ITAD ihre Mitglieder zur aktuellen Entsorgungssituation sowie zu den Erwartungen in den nächsten 2-3 Jahren befragt.
Die Rücklaufquote der Ad-hoc Umfrage ist mit knapp 90% der ITAD-Mitglieder sehr gut, die Kernaussagen können wie folgt zusammengefasst werden:
• Der Auslastungsgrad der Anlagen beträgt im Bundesdurchschnitt aktuell nahe 100%, der überwiegende Teil der Anlagenbetreiber gibt an, sich derzeit am oberen Limit seiner Behandlungskapazitäten zu bewegen.
• Die Importmengen sind konstant geblieben (ca. 1,2 Mio. t/a), allerdings mit abnehmender Tendenz.
• Der überwiegende Teil der Betreiber erwartet für 2016 und 2017 keine signifikanten Veränderungen der Auslastungssituation.
„Wir hoffen, mit den Ergebnissen der Umfrage nun endlich die Diskussionen um Kapazitäten und Entsorgungssicherheit auf eine sachliche Ebene zu bringen. Den wilden Spekulationen einiger Verbände über die Ursachen der Vollauslastung, die einzig und allein Abfallimporte hierfür verantwortlich machen, müssen wir eine klare Absage erteilen“ resümiert Spohn.
ITAD sieht sich durch die aufgezeigten Entwicklungen bestätigt, dass bei Unterschreiten einer bestimmten Reservekapazität die Entsorgungssicherheit unter Druck gerät. „Hier muss mittelfristig ein Umdenken in der Entsorgungsbranche stattfinden, so dass dieses Thema grundsätzlich wieder mehr Bedeutung in der strategischen Ausrichtung von Abfallerzeugern, Entsorgungsbetrieben und Behörden bekommt“, fordert Spohn.