Derzeit sind weltweit über 2.200 Müllverbrennungsanlagen in Betrieb; diese verfügen über Behandlungskapazitäten von rund 280 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr. In den kommenden 10 Jahren werden geschätzt 550 Anlagen mit einer Kapazität von rund 150 Millionen Jahrestonnen neu errichtet.
Wie in den vergangenen Jahren bleibt der WtE-Markt damit auf einem Höhenflug, auch wenn sich die Marktentwicklung regional stark unterscheidet. Asien bleibt der Motor des weltweiten Wachstums.
Ende 2014 waren in China knapp 200 Anlagen mit einer Kapazität von über 60 Millionen Jahrestonnen in Betrieb. In keinem Land wird derzeit mehr Abfall verbrannt. Im Jahr 2000 lag die Zahl der Anlagen noch bei 6. Bis Ende 2015 werden rund 35 weitere Anlagen in Betrieb gehen, die Kapazitäten auf knapp 75 Millionen Jahrestonnen ansteigen. Zu diesem Zeitpunkt endet der aktuelle Fünfjahresplan. Da das in diesem Plan definierte Ausbauziel von 112 Millionen Jahrestonnen deutlich verfehlt wird, ist ein weiterer Ausbau in den kommenden Jahren wahrscheinlich.
Weitere asiatische Staaten setzen gerade erst zum Ausbau der Abfallverbrennung an. Vor allem in Indien und Thailand hat sich in den vergangenen Monaten ein Planungsboom entwickelt. Allein das thailändische Umweltministerium zählte Anfang 2015 über 51 Projekte im Land.
In Europa bleibt der MVA-Ausbau verhalten. Rund 3 Million Jahrestonnen neue Kapazität werden in diesem Jahr in Betrieb gehen, etwa die Hälfte davon in Großbritannien. Von den Boom-Jahren um 2010, als bis zu 5 Millionen Jahrestonnen in Betrieb genommen wurden, ist der Markt noch immer entfernt. Aber zumindest die Aussichten haben sich verbessert. Neben dem weiterhin dynamischen britischen Markt wird auch in Frankreich zum ersten Mal seit Jahren der Bau neuer Verbrennungskapazitäten geplant. Hier werden, ebenso wie in Osteuropa, in Zukunft vor allem Ersatzbrennstoffkraftwerke nachgefragt. Ein EU-weites Deponieverbot ist für nach 2020 im Gespräch. Das würde vor allem dem MVA-Markt in Süd- und Osteuropa starke Impulse verleihen.
Außerhalb von Asien und Europa bleibt der WtE-Markt bescheiden. In den USA ist die Zahl der Verbrennungsanlagen abermals gesunken. Neben niedrigen Deponiekosten machen vor allem die niedrigen Energiekosten den MVA zu schaffen. Neue Hoffnung ergibt sich aus dem jüngst angekündigten Klimapaket der Obama-Regierung, das auch Vorschläge zur Reduktion der Methanemissionen von Deponien beinhaltet.
Auch der brasilianische Markt erweist sich bislang als Enttäuschung. Die Umsetzung der 2010 beschlossenen Reformen im Abfallsektor verläuft zäh. Zudem bremst die erlahmende Weltkonjunktur die Schwellenländer – und ist mittelfristig das größte Risiko auch für den globalen MVA-Markt.
Ein weiteres Risiko, zumindest aus Sicht der etablierten Technologieanbieter aus Europa und Japan, ist der wachsende Marktanteil der chinesischen Hersteller. Diese sind zunehmend auch auf den nachfolgenden Wachstumsmärkten in Asien aktiv, zum Beispiel in Indien. Dort sind sie nicht zuletzt aus Kostengründen erfolgreich. „Die meisten etablierten Technologieanbieter haben diese Konkurrenz inzwischen akzeptiert“, sagt Mark Döing, Geschäftsführer der Ecoprog GmbH, „und nutzen sie in preissensiblen Ländern als Lizenznehmer, und zwar nicht nur in China.“
Positive Nachrichten kommen aus Australien, wo steigende Deponiesteuern in einigen Bundesstaaten erstmals die thermische Abfallverwertung wettbewerbsfähig erscheinen lassen.