Simple und bürgernahe Rückgabesysteme vermisste beim Elektro(nik)-Altgerätetag des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) auch Hyewon Seo vom Verbraucherzentrale Bundesverband. Ein System alleine reiche dabei aber nicht aus. Die Verbraucher müssten Alternativen haben. Sie kritisierte in diesem Zusammenhang die wenig bürgerfreundlichen Öffnungszeiten vieler Wertstoffhöfe, die gerade für Berufstätige schwer erreichbar seien.
Die Rücknahme vom Kauf eines Neugerätes abhängig zu machen sei jedoch ebenso schwierig wie Einschränkungen bei der Gerätegröße und Fläche des Geschäftes vorzuschreiben. Das stifte nur Verwirrung. Was der Bürger dagegen brauche, seien transparente Informationen über die Entsorgungswege, denn viele wüssten einfach nicht, wohin mit den Geräten. Wer wisse, wofür die Sammlung gut ist, sei auch eher bereit, seine Altgeräte abzugeben.
Otmar Frey vom Zentralverband Elektrotechnik und Elektronikindustrie (ZVEI) hält Leasingmodelle der Hersteller für zukunftsweisend. Dies würde auch dabei helfen, Produkte bis zum Ende zu denken. Und auch dem Kunden ginge es weniger um das Eigentum an einem Gerät als vielmehr um den Nutzen.
Dies allerdings bezweifelte die Verbrauchervertreterin: „Die Menschen wollen ein Gerät besitzen, alles andere ist Ideologie“. Einen Einbezug des Handels sieht Frey dagegen kritisch. Es sei unpraktikabel, alte Geräte mit zum Einkauf zu nehmen. So könnten keine Mengen generiert werden. Wer über ein Pfandsystem beispielsweise für Handys nachdenke, solle vor allem bedenken, was für einen Verwaltungsaufwand dies nach sich ziehen würde, so Frey.
Für Ralf Bleicher vom Deutschen Landkreistag hat sich die Sammlung über die kommunalen Sammelstellen bewährt. Eine bundeseinheitliche Regelung für eine haushaltsnahe Erfassung sieht er kritisch, dies sollten die Kommunen individuell entscheiden können.
bvse-Fachreferent Andreas Habel appellierte an alle Beteiligten, sich nicht in Diskussionen über das eine richtige System zu verlieren, sondern die Chance zu nutzen, alternative Sammelsysteme aufzubauen und auszuprobieren. Sowohl der Handel als auch die kommunalen Sammelstellen seien dabei Partner mit Nähe zum Bürger. Aber auch neue Initiativen privater Unternehmen müssten zugelassen werden.
Wiederverwendung über Rücknahme nicht realistisch – Quelle für Export
Eine Stärkung der Wiederverwendung durch die vermehrte Rücknahme von Altgeräten aus Haushalten wurde von den Diskussionsteilnehmern nicht erwartet, wie der bvse berichtet. Man müsse sich darüber im Klaren sein, so Frey, dass eine Wiederverwendung über die Rücknahme bei den Sammelstellen unrealistisch sei. Dies setze umfangreiche Tests der Geräte voraus, die vor Ort kaum zu leisten seien. Darüber hinaus sei eine Weiternutzung gerade bei alten Stromfressern nicht ökologisch.
Müller machte deutlich, dass die Wiederverwendung bereits auf ganz anderer Ebene stattfindet: Fernseher und Handys würden bereits von den Eltern an die Kinder weitergegeben, andere funktionstüchtige Geräte würden im Internet versteigert. Was beim Recyclingbetrieb ankomme, sei also oftmals schon durch mehrere Hände gegangen und am Ende seines Lebenszyklus. Dennoch sieht Seo einen Bedarf für gebrauchte Geräte, gerade bei der ärmeren Bevölkerung.
Die Erfahrungen der Branchenvertreter zeigten jedoch, so der bvse: Für Gebrauchtgeräte – auch aus Sozialkaufhäusern – fehlt die Nachfrage, so dass sie am Ende doch bei den Recyclingbetrieben landen oder von zwielichtigen Geschäftemachern abgegriffen und exportiert werden. Auch deshalb lehnten die Teilnehmer der Veranstaltung eine Quote für die Wiederverwendung ab. Statt einen neuen Stoffstrom für den Export zu schaffen, sollten die Altgeräte den direkten Weg ins Recycling gehen. So können Ressourcen zurückgewonnen und die sachgerechte Verwertung sichergestellt werden.