Darauf deuten unter anderem die vorliegenden Indikatoren für den privaten Konsum und für den Außenhandel hin. Nach dem wachstumsstarken ersten Quartal habe sich die Dynamik angesichts einer auch international etwas schwächeren Entwicklung merklich abgeschwächt, so das Ministerium. Vor allem die Schuldenkrise in einigen Ländern des Euroraums wirke erneut belastend, schüre Verunsicherung und führe zu Zurückhaltung in der Wirtschaft. Dies findet seinen Ausdruck in der Entwicklung der einschlägigen Stimmungsindikatoren. Sowohl das ifo-Geschäftsklima, die ZEW-Konjunkturerwartungen als auch der Markit/BME-Einkaufsmanagerindex trübten sich im Verlauf der vergangenen Monate deutlich ein. Die weiteren Aussichten für die deutsche Wirtschaft blieben daher auch erst einmal verhalten und seien mit erheblichen Risiken behaftet, warnt das Wirtschaftsministerium.
Die nach dem verhaltenen Winterhalbjahr aufkeimende Hoffnung auf eine rasche Belebung der Weltwirtschaft habe sich nach der erneuten Verschärfung der Banken- und Euroschuldenkrise als verfrüht erwiesen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) korrigierte daher im Juli seine Wachstumsprognose der Weltwirtschaft für das laufende und kommende Jahr etwas nach unten. Gründe dafür liegen nach Einschätzung des Ministeriums vor allem in den rezessiven Tendenzen in der Eurozone, einer nur zögerlichen Entwicklung der US-Wirtschaft sowie in der unsicheren Entwicklung Japans. Das in den vorangegangenen Monaten bereits gedämpfte Wachstum der Schwellenländer werde jetzt zusätzlich durch geringere Absatzchancen in den Industriestaaten gebremst. Die leichte Erholungstendenz der Weltwirtschaft bleibe daher vorerst fragil.
Dank ihrer hohen Wettbewerbsfähigkeit und einem stark nachgefragten Produktsortiment bleibe der Trend der deutschen Ausfuhren auch angesichts schwächerer Absatzmärkte aufwärts gerichtet. Die Ausfuhren hätten im zweiten Quartal um 1,6 Prozent zugenommen. Allerdings sei der Gegenwind stärker geworden. Die Impulse aus dem Außenhandel dürften daher in den kommenden Monaten moderater ausfallen.
Die Erzeugung im Produzierenden Gewerbe wertet das Bundeswirtschaftsministerium als „beachtenswert stabil“. Dem nur leichten Rückgang der Industrieproduktion um 0,5 Prozent im zweiten Quartal stand den Angaben zufolge ein kräftiger Anstieg der Erzeugung im Bauhauptgewerbe um 4,4 Prozent gegenüber. Im Juni nahm die Produktion in der Industrie um 1,0 Prozent und im Bauhauptgewerbe um 2,0 Prozent ab. Der Bau werde auch weiterhin durch niedrige Zinsen und ein verändertes Anlegerverhalten begünstigt. Demgegenüber entwickelten sich die Perspektiven für die Industrie verhaltener. Hierauf weisen nicht nur die Stimmungsindikatoren hin, die für die Industrie merklich zurückgingen, so das Ministerium. Auch die Nachfrage nach Industrieprodukten zeige wenig Dynamik. Die Auftragseingänge hätten zwar im zweiten Quartal insgesamt um 0,6 Prozent zugenommen, sie tendierten aber am aktuellen Rand schwächer und gingen im Juni um 1,7 Prozent zurück.