Illegale Mülldeponien und fehlende Müllsammelsysteme seien in Serbien immer noch gang und gäbe. Bewusstsein für Recycling werde gerade erst geschaffen. Seit 2010 ist das neue, EU-konforme Abfallwirtschaftsgesetz in Kraft, das auf Müllreduzierung und die Erreichung festgelegter Recycling-Quoten abzielt.
Die Ausgangssituation: Jährlich fallen laut der Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit in Serbien 330.000 Tonnen Kunststoffabfälle an, davon 88.000 Tonnen PET-Flaschen. Das Ziel sei es, bis 2019 eine Recycling-Quote von mehr als 20 Prozent zu erreichen. Dafür müsse PET-Abfall aber zuerst fachgerecht gesammelt und sortiert werden.
Genau hier setze die Wirtschaftspartnerschaft der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit mit der Chempetra Handels GmbH, einer auf den Handel von Plastikmüll spezialisierten Wiener Firma, an: Auf der Deponie Vinca, der größten Mülldeponie des Landes mit einem Einzugsgebiet von fünf Millionen Menschen aus der Region um Belgrad und Novi Sad, baue der Abfallprofi ein System zur Mülltrennung und Sammlung von PET-Flaschen auf.
„Um die Ressource PET-Abfall nutzbar zu machen, muss PET-Müll in einem ersten Schritt nach strengen Qualitätskriterien sortiert werden. Dafür haben wir bisher 25 Roma eingeschult. Wichtig ist uns auch, den Schutz am Arbeitsplatz zu gewährleisten, beispielsweise durch Schutzbekleidung oder das Erlernen des richtigen Umgangs mit Maschinen, um Arbeitsunfälle zu vermeiden“, erklärt die Unternehmerin und Geschäftsführerin von Chempetra, Jadranka Pick. Die Ausbildung zu Fachkräften für die PET-Sortierung sei für das Unternehmen wesentlich, um ausreichende Mengen des Rohstoffs für das Recycling mit lokalen Partnerunternehmen vorzubereiten.
Den Roma werde durch die mit 200.000 Euro dotierte Wirtschaftspartnerschaft ein faires Einkommen garantiert sowie eine Beschäftigung durch einen lokalen Partner – die serbische Nichtregierungsorganisation Romski Centar Sloboda – ermöglicht. Dadurch würden die Arbeiter auch erstmals gültige Papiere erhalten. Auf Initiative von Chempetra wurden darüber hinaus eigenen Worten zufolge die Wohnhäuser der Roma-Familien erneuert und mit Wasser und Strom versorgt.
Chempetra ist weiters an Kampagnen beteiligt, um in der Bevölkerung mehr Bewusstsein für Mülltrennung zu schaffen, und unterstütze den Aufbau einer Sammellogistik für PET-Abfälle in Gewerbe- und Wohngebieten. In vier bis fünf Jahren, wenn ausreichende Mengen des wiederverwertbaren PET-Mülls zur Verfügung stehen, will das Unternehmen in den Ausbau seiner Recycling-Anlage in Serbien investieren und weitere Arbeitsplätze schaffen.
Die Austrian Development Agency (ADA) fördert in Kooperation mit der Oesterreichischen Entwicklungsbank (OeEB) innovative Geschäftsmodelle in Entwicklungs- und Schwellenländern im Rahmen von Wirtschaftspartnerschaften.