Fünf Jahre Reach: positive Bilanz trotz sichtbarer Defizite

Reach, die europäische Chemikalienverordnung, zeigt nach fünf Jahren positive Effekte. Die Unternehmen hätten circa 5.500 Chemikalien bei der EU-Chemikalienagentur registriert und dazu wichtige Informationen eingereicht. Die Qualität der Dossiers entspreche allerdings nicht immer den Vorgaben. Dieses Fazit zieht das Umweltbundesamt (UBA).

Fünf Jahre nach Inkrafttreten von Reach sind die bisher erzielten Ergebnisse als Erfolg zu bewerten. UBA-Präsident Jochen Flasbarth: „Die circa 28.000 Dossiers, die zur Registrierung von über 5.500 verschiedenen Stoffen eingereicht wurden, zeigen, dass Reach auf dem richtigen Weg ist.“ Durch Reach lägen Daten zu den wichtigsten Chemikalien in der EU vor – vor allem zu deren Wirkung auf Mensch und Umwelt. So seien bereits über 70 Stoffe als besorgniserregend identifiziert worden.

14 Stoffe dürften dadurch ab 2014 respektive 2015 nicht mehr ohne Zulassung verwendet werden. Darunter befinden sich nach UBA-Angaben zum Beispiel fruchtbarkeitsschädigende Weichmacher oder umweltrelevante Stoffe, wie das Flammschutzmittel Hexabromcyclododecan oder der Duftstoff Muschusxylol. Rund 50 weitere Stoffe würden von den Mitgliedsstaaten pro Jahr überprüft.

Bei allen Erfolgen der Verordnung sieht das Umweltbundesamt allerdings weiteren Verbesserungsbedarf. So entsprächen die bisher eingereichten Dossiers zu Chemikalien oft nicht den Vorgaben. Stichproben zeigten: die Informationen der Hersteller und Importeure seien zum Teil ungenau, bekannte Gefahren würden nicht erwähnt oder verharmlost. Auch würden Nanomaterialien in den Dossiers bislang nicht ausreichend berücksichtigt. Dadurch könne es zur Unterschätzung des Risikos kommen. Des Weiteren gebe es Probleme bei den Auskunftsrechten über besonders besorgniserregende Chemikalien. Dieses werde von Verbraucherseite nur sporadisch genutzt, was an dem umständlichen und langwierigen Verfahren liege – der Händler oder Hersteller müsse erst innerhalb von 45 Tagen antworten.

UBA schlägt Maßnahmen zur Verbesserung der Effektivität vor

Um Reach noch effektiver umzusetzen, empfiehlt das UBA mehrere Maßnahmen und Verbesserungen. Zum einen appelliert es an die Industrie, auf eine gute Qualität der Dossiers zur Registrierung von Chemikalien zu achten. Dabei sollten die Registranten von den Behörden stärker unterstützt sowie die Anzahl an behördlichen Überprüfungen erhöht werden. Bei gravierenden Mängeln der Dossiers sollte die Möglichkeit bestehen, die Registrierung zu entziehen.

Um die Auskunftsrechte für Verbraucherinnen und Verbraucher zu verbessern, haben das UBA und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ein Online-Formular auf ihren Websites eingerichtet, auf der mittels eines Produkt-Strichcodes eine automatische Reach-Auskunft an den Handel erzeugt werden kann. Es werde demnächst als App verfügbar sein, kündigt das UBA an.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordert außerdem mehr Transparenz der Hersteller: „Zusätzlich helfen würde eine Kennzeichnungspflicht auf Verpackungen, die besonders besorgniserregende Stoffe klar ausweist. So müssten Verbraucherinnen und Verbraucher auch nicht mehr den umständlichen Weg über Händleranfragen gehen“, erklärt Vorstand Gerd Billen.

Weitere Informationen zu Reach finden Sie unter:
http://www.reach-info.de/

sowie auf der UBA-Internetseite unter:
http://www.umweltbundesamt.de/chemikalien/index.htm

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