Recyclate seien 2011 das ganze Jahr über national, europaweit und international gut nachgefragt gewesen. Der Markt sei aufgrund der hohen Nachfrage von eingeschränkter Verfügbarkeit, hohen Vorproduktpreisen sowie hohen Rohstoff- und Energiekosten gekennzeichnet gewesen, sagte der Vorsitzende des Fachverbandes des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) im Vorfeld des 15. Internationalen Altkunststofftages 2012, der am 12./13. Juni in Bad Neuenahr stattfinden wird.
Besonders gefragt waren laut Textor Recyclate aus Technischen Kunststoffen, die von Mai bis September 2011 Rekordpreise erzielten. Von April bis September 2011 hätten sehr hohe Einkaufspreise für Ballenware gezahlt werden müssen, was sich nachteilig auf die Aufbereitung und Verwertung ausgewirkt habe.
PET-Markt ist nach wie vor schwierig
Den PET-Verarbeitungskapazitäten stünden jahreszeitlich stark schwankende Input-Mengen zur Verfügung. Darüber hinaus hätten sich die Inputqualitäten immer wieder verschlechtert. Die verbreitete Praxis der Händler, Preise für PET-Flaschenabfälle künstlich hoch zu halten, indem erhebliche Mengen zu geringeren Preisen nach Fernost exportiert werden, habe den Recyclern in Europa das Leben schwer gemacht. Zudem hätten die hohen Inputpreise für die PET-Ballenware nur begrenzt den Preisen für Mahlgüter und Recyclate aufgeschlagen werden können.
Die Märkte für Kunststoffabfälle und Recyclate hätten stark geschwankt. Hier sei es immer wieder zu Margenverlusten gekommen, weil steigende Einkaufspreise für Kunststoffabfälle bei gleichzeitig sinkenden Preisen für Recyclate nicht an die Kunststoffverarbeiter hätten weitergegeben und geringere Einkaufspreise nicht hätten realisiert werden können, beschreibt der Vorsitzende des bvse-Fachverbands Kunststoffrecycling die Situation.
Duale Systeme leiten Mengenströme am Mittelstand vorbei
Das Erfassen und Sortieren von Kunststoffen aus Verpackungen sei auch 2011 wegen der umfassend und vertikal aufgestellten Dualen Systeme für den Mittelstand in Deutschland kaum noch attraktiv gewesen. Darüber hinaus beziehen sie laut bvse Mengen aus dem benachbarten Ausland und lassen diese in Deutschland aufbereiten. Auch der Fernostexport von bestimmten Qualitäten erfolge mittlerweise über Duale Systeme.
Schon seit einiger Zeit setzten die Dualen Systeme dem Kunststoffrecycling sehr enge Grenzen, beschneiden damit den freien Markt, behindern Innovationen und greifen so vermehrt in das Kunststoffrecycling ein, beobachten die Mitglieder des bvse-Fachverbandes Kunststoffrecycling. „Diese Probleme haben sich im laufenden Jahr nicht nur fortgesetzt, sondern verstärkt, was zur Folge hat, dass die Qualitäten bei Mischkunststoffen, Folien und PP immer schlechter werden“, bedauert Textor. Er ruft die Marktbeteiligten deshalb auf, hier nachzusteuern und der hochwertigen Weiterverarbeitung nicht den Weg zu verbauen. Hier sieht der bvse-Fachverbandsvorsitzende insbesondere auch die Dualen Systeme in der Pflicht, denen es offensichtlich eher um Masse statt um Qualität ginge.
Der europäische Binnenmarkt gewinne für das Kunststoffrecycling gegenüber den Fernostmärkten zunehmend an Bedeutung. Damit würden die europäischen Kunststoffmärkte immer unabhängiger vom Export nach Asien, wo inzwischen sehr selektiv nach Preis und Qualität geordert werde. Auch der hohe Euro-Dollar-Wechselkurs habe das Fernostgeschäft 2011 beeinträchtigt. Darüber hinaus seien chinesische Importbeschränkungen wirksam geworden.
Im Wirtschaftsjahr 2011 sei die Kunststofferfassungsmenge um vier Prozent gestiegen. Für 2012 prognostizieren die Mitglieder des bvse ein Wachstum um drei Prozent. Auch im ersten und zweiten Quartal 2012 habe eine gute Nachfrage nach Recyclaten festgestellt werden können. Die seit 2010 vermehrt zu beobachtenden Insolvenzen von Kunststoffrecyclern seien beunruhigend, allerdings stünden dem auch Neugründungen und Markteintritte gegenüber. Für die Unternehmen der Branche wird es schwieriger, sich am Markt zu behaupten. „Klar ist aber auch: Gute Qualitäten finden immer ihren Absatz“, so das Fazit von Textor.