Der in der grauen Restmülltonne eingesammelte Abfall aus dem Landkreis Kassel werde bereits heute mechanisch in fünf unterschiedliche Abfallarten getrennt und zu 100 Prozent verwertet. Selbert: „Es ist kein Problem, die bisherigen fünf Abfallarten weiter zu spezifizieren und die eingesammelten Abfälle noch zielgenauer einer stofflichen Verwertung zuzuführen.“
Problematisch sei vielmehr die Einführung einer weiteren Abfalltonne. „Für den Landkreis Kassel verursacht dies einen erheblichen Mehraufwand“, legt die Vizelandrätin dar. Außerdem zeigten die Erfahrungen mit dem bisherigen System mit Restmülltonne und dem Gelben Sack, dass eine weitere Spezifizierung der Getrenntsammlung nicht funktionieren werde. Selbert: „Bereits heute haben wir rund 30 Prozent Störstoffe im Gelben Sack, die da nicht hingehören, aussortiert und entsorgt werden müssen.“
Andererseits werde bundesweit die Hälfte aller Verpackungen noch über die Restabfalltonne entsorgt. An dieser „Fehlwurfquote“ habe auch die intensive Öffentlichkeitsarbeit zur Getrenntsammlung von Verpackungsmaterial im Gelben Sack in den letzten 15 Jahren nichts geändert.
“Graue Wertstofftonne“ ökologisch und ökonomisch sinnvoller
Ökologisch und ökonomisch sinnvoller sei, so Selbert, die „Graue Wertstofftonne“ auch für die Aufnahme der sogenannten Leichtfraktion aus dem Gelben Sack vorzusehen, so wie es der Kreistag bereits mit Beschlussfassung im Juni 2011 vorgeschlagen habe. Auch für die Bürger habe eine weitere Abfalltonne Nachteile. „Ich bin gespannt, wo die Bürger den Platz für eine zusätzliche Tonne hernehmen wollen“, weist Selbert auf das Problem des Stellplatzes für eine zusätzliche Wertstofftonne hin.
Mit Blick auf die „Tonnendiskussion“ in der Stadt Kassel verweist Selbert auf die besondere Situation im Landkreis. „Wir haben eine flächendeckende Bioabfalleinsammlung mit Erfassungsraten, die hessenweit an der Spitze liegen“, so die Vizelandrätin. Dadurch sei der Restabfall in den Grauen Tonnen ausgesprochen trocken und daher auch einfacher zu sortieren. Für die Zukunft setze der Landkreis Kassel genauso wie der Abfallzweckverband Südniedersachsen in Göttingen darauf, dass die neuen gesetzlichen Regelungen nicht die Farbe der Tonne, sondern Verwertungsquoten und damit die ökologische Sinnhaltigkeit in den Mittelpunkt gestellt werden. „Nur das ist den Bürgern vermittelbar“, so Selbert abschließend.