Interesse der Entsorger an „Hausmeistertätigkeit“ wächst

Immer mehr Immobiliengesellschaften vergeben die Bewirtschaftung ihrer Objekte bundesweit an Dienstleister, die ein Komplettpaket anbieten. Dieser Wachstumsmarkt ist auch für große Entsorgungsunternehmen interessant. So freut sich Frank D. Masuhr. Dem Leiter des Bereichs Facility Services der Alba Group, einem der größten deutschen Entsorgungsunternehmen, gelang es vor kurzem, einen bundesweiten Auftrag an Land zu ziehen, um den ihn seine Konkurrenten wahrscheinlich beneiden.

Von Walter Henkes, erschienen im RECYCLING magazin 24/2011.

Alba übernimmt ab dem 1. Januar 2012 bei Deutschlands größtem Wohnungsbauunternehmen, der Deutschen Annington Immobilien Gruppe (DAIG), das infrastrukturelle Facility-Management (FM). Hierzu zählen Aufgaben wie die Garten- und Landschaftsbaupflege, der Winterdienst sowie die Innen- und Außenreinigung aller Gebäude des Immobilienkonzerns. Zugleich wurde die Alba Group von der DAIG in den Regionen Nord, Ost und Süd mit Abfallmanagementdienstleis­tungen sowie der Sperrmüllentsorgung beauftragt, heißt es in einer entsprechenden Pressemitteilung.

Über Einzelheiten des Auftrags wollte Masuhr auf Nachfrage nichts mitteilen, ebenso wenig über den Auftragswert. Gemessen am gesamten Jahresumsatz der Alba Group, der im letzten Jahr bei knapp drei Milliarden Euro lag, dürfte der Deal mit der DAIG jedoch eher gering sein. So soll die Alba Group im Segment Services jährlich einen hohen dreistelligen Millionenbetrag umsetzen. Genauere Zahlen wollte das Unternehmen nicht nennen.

Zum Segment Services zählt innerhalb der Alba Group unter anderem das duale System des Umweltdienstleisters und Rohstoffhändlers Interseroh für Verkaufsver­packungen, die in privaten Haushalten anfallen. Vom Gesamtumsatz des Segments Services entfallen laut Masuhr lediglich knapp zehn Prozent auf die Betreuung von Immobilien, zu dem auch der Bereich Facility Services gehört. Immerhin, so Masuhr, gehöre der Bereich Facility Services mittlerweile zum festen Bestandteil des Servicesegments der Alba Group. Er be­inhaltet die Bewirtschaftung sowohl von Wohn- als auch Gewerbe­immobilien. Zur gesamten ­Leistungspalette dieses Bereichs gehören neben der infrastrukturellen und kaufmännischen auch die technische Betreuung von Facilities, wie beispielsweise Wartung, Inspektion und Instandsetzung von gebäudetechnischen Anlagen sowie Aus-/Umbau und Sanierung von Wohn­immobilien.

FM-Markt gilt als Wachstumsbranche

„Der Markt für Facility Management gilt als eine Wachstumsbranche“, sagt Torben Bernhold vom Institut für Abfall, Abwasser, Site- und Facility-Management in Ahlen. Insgesamt soll der Markt eine jährliche Brutto­wertschöpfung von über 110 Milliarden Euro verzeichnen. Rund 50 Milliarden Euro davon werden derzeit extern von Dienstleistern erwirtschaftet, so Bernhold. Dieser Anteil werde in den kommenden Jahren noch ­weiter zunehmen, so der Experte für Facility-Management.

Die Marktteilnehmer geben ein heterogenes Bild ab. Neben diversen kleingewerblichen Unternehmen, die vor allem aus den Bereichen technischer Dienstleistungs- und Reinigungsservice kommen, sind primär große Baukonzerne auf diesem Markt tätig.
Immer mehr drängen auch große Entsorgungskonzerne auf den Markt. Neben Alba sind dies vor allem Remondis und Veolia. Während bei Alba der FM-Bereich organisch gewachsen ist, hat sich Remondis das entsprechende Know-how von außen geholt. Bereits vor einigen Jahren ­kaufte der Konzern die Innotec Abfall-management GmbH, die bereits jahrelang im großen Stil vor allem in Norddeutschland im Facility-Management tätig ist. So ­bietet das Kieler Unternehmen bereits seit 1996 umfassende Abfallmanagementdienstleistung rund um die Immobilie an.

Das zunehmende Interesse der Entsorgungskonzerne an der „Hausmeistertätigkeit“ dürfte kein Zufall sein, so Bernhold. Immerhin verfügen sie über zwei wichtige Grund­voraussetzungen: Sie kennen den Markt, weil sie mit den großen Immobilienbesitzern schon länger zusammenarbeiten. Und sie können damit ein Stück weit ihre Geschäfte in einem Bereich diversifizieren, der nicht weit von ihrem Kerngeschäft entfernt ist.

Große Entsorgungskonzerne helfen großen Immobilienkonzernen gerne dabei, über ein besseres Behälter- und Abfallmanagement die Entsorgungskosten zu senken. Für die Entsorger hat dies den Vorteil, dass sie direkten Kontakt zum Abfallerzeuger, den privaten Haushalten, bekommen. Das kann nicht schaden, gilt doch Hausmüll mittlerweile als begehrte Rohstoffquelle.

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