In dem Gutachten „Wie Deutschland zum Rohstoffland wird“ entwickeln die Regierungsberater eine Vision für eine 100-prozentige Kreislaufführung solcher Materialien. Noch werden strategische Rohstoffe vielfach mit dem Abfall verbrannt.
Die Recyclingwirtschaft sei in Deutschland zwar gut eingespielt, heißt es in der RNE-Empfehlung. Das aber in erster Linie bei Massenrohstoffen wie Glas oder Papier. Bei den sogenannten „strategischen Rohstoffen“ wie Indium, Gallium oder Kobalt herrsche dagegen eine „Verlustwirtschaft, die endliche Ressourcen wegwirft und den Reichtum an Ressourcen verringert“. Als strategische Rohstoffe gelten Ressourcen, die zwingend für (Zukunfts-) Technologien benötigt und die nicht ohne Weiteres durch Alternativen ersetzt werden können. Diese Rohstoffe, schreibt der Rat, gebe es in Deutschland in „Hülle und Fülle“, in ausgedienten Mobiltelefonen oder Computern zum Beispiel. Allerdings würden diese Geräte nicht als Rohstoffquelle behandelt, sondern als wertloser Abfall.
Für die Zukunft ist es nach Einschätzung der Regierungsberater entscheidend, Produkte wie etwa Handys, Autos, Elektrogeräte als Rohstofflager zu verstehen und zu nutzen. „Abfall besteht aus Rohstoffen“, heißt es in dem Papier, „und die haben einen Wert“, den es zu erschließen gelte. Der RNE warnt, eine konventionelle Rohstoffpolitik, die sich nur auf die Sicherung von Zugängen zu Rohstoffmärkten über die Wirtschafts- und Außenpolitik konzentriere, habe nichts mit Nachhaltigkeit zu tun. Eine nachhaltige Rohstoffstrategie müsse vielmehr auf die absolute Senkung des Verbrauchs nicht erneuerbarer Ressourcen zielen sowie auf deren möglichst effiziente Nutzung. Langfristig, so die Regierungsberater, sollten Wirtschaft, Gesellschaft und Politik versuchen, komplett auf den Verbrauch nicht erneuerbarer Rohstoffe zu verzichten – und eine vollständige Kreislaufwirtschaft für diese Stoffe etablieren.
Nötig ist dazu nach Einschätzung des RNE zum einem die Erarbeitung einer so genannten Roadmap zum „Rohstoffland Deutschland“. Im Zuge einer nachhaltigen Rohstoffwirtschaft müssten zum anderen Konsumenten und Produzenten zu neuen Rollen finden: Dienstleistungskonzepte wie „Nutzen statt Besitzen“ sollten anstelle des vorherrschenden „Kaufen um zu Besitzen“ treten – ähnlich heute schon gängigen Leasingmodellen. Die Verantwortung für das Produkt und die darin verarbeiteten Rohstoffe blieben so beim Hersteller und beim Handel. Hersteller bekämen einen Anreiz, Produkte von vorneherein so zu konzipieren, dass sich die enthaltenen Wertstoffe leicht wiederverwerten ließen. „Produktverantwortung muss zur Rohstoffverantwortung werden“, heißt es in der Empfehlung dazu.
Der RNE-Vorsitzende Hans-Peter Repnik sagte im Gespräch mit Journalisten, nachdem Deutschland auf dem Weg zu einer 100 Prozent erneuerbaren Energieversorgung sei, „sollte auch das Ziel angestrebt werden, unsere Rohstoffe zu 100 Prozent wiederzuverwerten“. Deutschland kann sich mit einer solchen Strategie nach Einschätzung des Nachhaltigkeitsrates nicht nur als Vorreiter auf einem wichtigen „grünen“ Zukunftsmarkt positionieren. Mit einer nachhaltigen Rohstoffstrategie könnte die deutsche Wirtschaft auch ihre Abhängigkeit von den angespannten Weltrohstoffmärkten verringern. Und nicht zuletzt könnte Deutschland dazu beitragen, die globale Rohstoffwirtschaft transparenter und sozial- und umweltverträglicher zu machen.