Mit ihrem Standort in Geumsan habe sich die Firma Anothen WTE in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem Partnerbetrieb niedergelassen, der Heizbälge für die Reifenindustrie produziere. Diese flexiblen Bälge werden im nahegelegenen Werk eines internationalen Reifenherstellers bei der Vulkanisierung benötigt. Sie pressen dabei den Reifen von der Innenseite in die Heizform.
Anothen WTE beliefere diese Bälgeproduktion mit Prozessdampf aus der eigenen Pyrolyseanlage. Zu diesem Zweck hat die schwäbische MeWa Recycling Maschinen und Anlagenbau eingenen Angaben zufolge im Januar eine neue Recyclinglinie (UNI-CUT SP Stahlputzer ) nach Geumsan geliefert und dabei erstmals in Asien einen Prozess integriert, mit dem auch die Stahldrähte aus dem Reifenwulst vollständig und in hoher Qualität aufbereitet werden könnten.
Die ausgedienten Pneus werden gemäß Unternehmensangaben zunächst mit einem Shredder vorzerkleinert und anschließend dem MeWa-Granulator UG 1600 zugeführt. Das Aggregat zermahle etwa zwei Tonnen Reifenstücke pro Stunde auf Korngrößen von unter 20 Millimetern. Dieses Gummigranulat fördere Anothen WTE direkt weiter in die eigene Pyrolyseanlage.
Zehn bis zwanzig Prozent des Gewichts eines PKW-Altreifens bestünden allerdings aus Stahl. Dieser sei in Form von Drähten im Wulst eingearbeitet und könne in der Pyrolyse nicht verarbeitet werden. Ein Überbandmagnet entferne daher den Stahlcord nach dem Granulator aus dem Prozess. Diese Stahlfraktion liege indes für den Schmelzprozess in einem zu unsauberen Zustand vor. Denn an den Drähten hafteten bis zu 35 Gewichtsprozente an Gummi und Textilien an. Sowohl für die Pyrolyse als auch für die Verwertung in einem Stahlwerk ungeeignet, stellte dieses Materialgemisch für Anothen WTE ein bislang ungelöstes Problem dar, beschreibt MeWa die Situation.
Der Recyclingspezialist MeWa aus Gechingen hatte sich in den vergangenen zwei Jahren gezielt dieser verunreinigten Stahldraht-Fraktion angenommen und mit dem UNI-CUT® SP Stahlputzer ein Spezialaggregat entwickelt, das die Gummianhaftungen nahezu vollständig von den Drähten abzusondern vermöge. Der Stahlputzer vereine dabei die Vorteile einer verschleißarmen Mühle mit den dynamischen Eigenschaften eines Granulators. Ohne empfindliche Messer ausgestattet, reiben die Werkzeuge laut MeWa das Gummi am Stator von den Stahldrähten ab und legten so die einzelnen Fraktionen frei. Speziell ausgelegte Vibrationsrinnen und Magnete trennten die freigelegten Draht-, Textil- und Gummifraktionen voneinander ab.
Die gesamte Anlage ist gekapselt, so könnten freie Textilien über Lufttrennvorrichtungen ausgeblasen und über einen Filter abgetrennt werden. Die schlüsselfertige MeWa-Linie sei darüber hinaus mit einer eigenen Steuerung ausgestattet. Der Stahlputzer ist Unternehmensangaben zufolge auf einen Durchsatz von etwa einer Tonne pro Stunde ausgelegt. Um die Anlage auslasten zu können, beziehe Anothen WTE inzwischen Stahlcordabfälle von anderen Reifenaufbereitungsanlagen aus Südkorea.
Am Ende liege der Draht in einer Reinheit größer 98 Prozent in stahlwerkfähiger Qualität vor. Das Gummi werde dagegen in den ursprünglichen Materialstrom zurückgeleitet und der Pyrolyse zugeführt. Die Pyrolyseanlage stelle aus dem Altreifengranulat „Carbon black“, Öl, und Gas her, erklärt MeWa. Mit diesen Brennstoffen stelle Anothen WTE Prozessdampf her.