Neues Verfahren substituiert KBK in der Karbid-Produktion

Das Chemieunternehmen AlzChem hat ein neues Verfahren entwickelt, das in der Produktion von Karbid den Einsatz von „kunststoffbasierten Kohlenstoffträgern (KBK)“ erlaubt. Damit werden Koks und Kohle aus Bergwerken durch Sekundärrohstoffe ersetzt. Die weltweiten Patente seien gesichert und die Genehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz sei erteilt, wie das Unternehmen mitteilt. Jetzt laufe die Überführung vom Pilot- in den Regelbetrieb der neuen Technologie.

Ziel des neuen Verfahrens sei gewesen, eine Technologie zu entwickeln, die zum einen das im Herstellungsprozess von Karbid anfallende Kohlenmonoxid, aber auch den in den KBK enthaltenen Kohlenstoff in der Karbidherstellung nutze, wie AlzChem weiter mitteilt. Neben der Schonung von natürlichen Ressourcen könnten die Kosten für Energie und für Rohstoffe gesenkt werden.

Im Sommer 2010 wurde Unternehmensangaben zufolge die behördliche Genehmigung durch das Landratsamt Altötting für den Einsatz von 17.000 Tonnen KBK pro Jahr erteilt. Im Herbst wurde mit dem Einsatz von KBK begonnen. Die AlzChem Trostberg GmbH hat mittlerweile circa 1.000 Tonnen eingesetzt.
 
An die KBK werden spezifische Anforderungen gestellt. Neben der Einhaltung von Qualitätsparametern sei die physikalische Form entscheidend. Im Werk Hart könnten derzeit dreidimensionale Kunststoffabfälle, Pellets oder anpelletiertes Material eingesetzt werden. Zur stofflichen Verwertung eigneten sich vor allem Stoffströme aus dem gewerblichen und industriellen Bereich der Kunststoffverarbeitung. Es gelten hohe Ansprüche an die Qualität und Reinheit der KBK. Sie müssen geschreddert und vorselektiert sein, erklärt AlzChem. Das Verfahren sei in der Lage, KBK mit einem Chlorgehalt von bis zu 10 Gewichtsprozent einzusetzen, und biete sich daher für chlorreiche Stoffströme bestens an.
 
Die AlzChem Trostberg GmbH arbeite mit ausgewählten Lieferanten zusammen, die eine gleichbleibend hohe Qualität sicherstellten. „Die positiven Erfahrungen in der Betriebsphase haben gezeigt, dass der Einsatz von kunststoffbasierten Kohlenstoffträgern realisiert werden kann. Wir sind daher sehr zuversichtlich, dass wir im Jahr 2011 monatlich ca. 1000 Tonnen verwerten können. Die Anlieferung kann per Bahn oder per LKW erfolgen“, so Jürgen Franke, zuständig für das Stoffstrommanagement der AlzChem.
 
In den letzten fünf Jahren wurden rund zwölf Millionen Euro in die Entwicklung und Installation der neuen AlzChem-Technologie im Werk Hart investier. Über das Jahr verteilt kommen im Werk Hart der AlzChem eigenen Angaben zufolge rund 80.000 bis 100.000 Tonnen Kohle und Kokse zum Einsatz. In Zukunft sollen rund 15.000 Tonnen Kunststoffe dazukommen. Ursprünglich wurde hochwertige Kohle aus den Vorkommen an Saar und Ruhr verarbeitet. Seit dem Rückgang des deutschen Kohlebergbaus werde in Hart vor allem Importkohle aus der Ukraine und Polen, aber auch aus Australien und Südafrika verarbeitet.
 
„Der Markt für diesen Rohstoff hat sich in den vergangenen Jahren drastisch verändert“, so Klaus Holzrichter, Standortleiter der AlzChem in Trostberg. Ehemalige Kohle-Exportländer wie China und Indien hätten sich zu Importeuren gewandelt. Die Preise auf dem Weltmarkt stiegen. Mit der Substitution von Kohle durch Kunststoffe, um den darin enthaltenen Kohlenstoff nicht nur energetisch, sondern stofflich für neue Produkte zu verwerten, beschreite die AlzChem weltweit einen neuen Weg. „Das ist die Technologie für die Welt von morgen“, sagt Holzrichter.
 
Zum Produktspektrum aus den rund 120.000 bis 160.000 Tonnen Karbid im Jahr zählten nicht nur hochwertige Düngemittel, die selbst im biologischen Landbau zur Verwendung kommen, sondern auch Nahrungs- und Futtermittelergänzungsstoffe, so AlzChem. Um die Qualitätsstandards in der Karbidproduktion und in der weiteren Wertschöpfungskette zu garantieren, habe während der gesamten Entwicklung das Qualitätssicherungsprogramm eine große Rolle gespielt. Die Sekundärrohstoffe kämen bei Temperaturen von rund 1800 bis 2200 Grad, bei denen Kalk und Kohle zu Karbid reagieren, zum Einsatz.
 
Zur Garantie der Einhaltung aller immissionsschutzrechtlichen Vorgaben arbeitet AlzChem eng mit dem Landratsamt in Altötting, dem Wasserwirtschaftsamt, dem Bayerischen Landesamt für Umwelt in Augsburg, verschiedenen Fachgutachtern, wie zum Beispiel Müller-BBM, sowie den Fachleuten von InfraServ Gendorf zusammen

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